
Was haben reponierte Jochbeine, Geschichten über Magdeburger Straßennamen bedeutender Mediziner, Festreden und unzählige Buchrezensionen gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht vieles, auf den zweiten Blick die Handschrift Professor Erles.
In der Nachkriegszeit fand er in Dingel-stedt am Huy eine neue Heimat. Von hier aus besuchte er die Halberstädter Dom- und Ratsschule. Von 1960-1965 studierte er in Halle Zahnheilkunde und im Anschluss Humanmedizin in Magdeburg. Er ist also einer der Wenigen unter uns, der nicht nur doppelt approbiert ist, sondern auch an beiden Fakultäten des Landes studiert hat. 1968 wurde er Fachzahnarzt „Allgemeine Stomatologie“ und 1975 Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Schlag auf Schlag ging es weiter mit Oberarzt-ernennungen (1974), dem Erwerb von Doktortiteln (1983 und 1985) und der Ernennung zum Professor im Jahr 1993.
Als junger Assistenzarzt lernte Uwe Ebmeyer 1990 Herrn Professor Erle in der Anästhesie kennen, „immer mittwochs beim Zähneziehen unter Halothan-Lachgas“ im kleinen OP der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – liebevoll Zahnklinik genannt. Die Diskussion, dass die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie keine „Zahnklinik“ sei, wurde bis zu seiner Verabschiedung im Oktober 2005 kollegial und stets mit hohem gegenseitigen Respekt geführt.
Bis Oktober 2005 war Herr Professor Erle ununterbrochen an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg tätig. Seit Oktober 2005 befindet er sich nun im mehr als wohlverdienten Ruhestand. Unbedingt zu erwähnen sind noch zahlreiche Publikationen in renommierten kieferchirurgischen Journalen und mehrere Buchbeiträge. Für die Ärztekammer war er von 1991 bis 2007 in der Fach- und Prüfungskommission „Plastische und Ästhetische Operationen“ als stellvertretender Vorsitzender sowie als Mitglied der Fach- und Prüfungskommission „Mund-Kiefer-Gesichtschi-rurgie“ tätig. Das besondere Wirken für die Ärztekammer nun zum Schluss – ein Alleinstellungsmerkmal quasi.
Professor Erle hat seit 1996 bis jetzt die Rezensionen für das Ärzteblatt geschrieben. Es waren bis heute immerhin ca. 200! Bei dieser Arbeit geht er äußerst akribisch vor, plant Jubiläen (z. B. das Lutherjahr) oder andere spektakuläre Ereignisse in seine Beiträge ein. Er fragt rechtzeitig an, ob alles genehm ist und stellt sich auch durchaus unseren Wünschen und Vorschlägen. Als Chefredakteurin konnte ich mich bisher immer auf Sie verlassen. Das Faszinierende an Ihren Rezensionen ist, dass sie sprachlich interessant und amüsant sind. Neugierde wird erzeugt. Der ein oder andere Kollege hat mir schon verraten, dass er das ein oder andere Buch gekauft hat, weil er die Rezension im Ärzteblatt gelesen hat. Es gibt verschiedene Türen, durch die man ein Buch betreten kann. Herr Professor Erle findet immer neue Eingänge. Unser Amtsblatt haben Sie damit bereichert.
Der Kulturteil bzw. das Feuilleton des Ärzteblattes ist als feste Größe nicht mehr wegzudenken. Man kennt ihn, den Autor. Herr Ebmeyer verriet mir, dass ein Ihnen bekannter Anästhesist, Sie den Reich-Ranicki der MKG genannt hat. Wir würden das heute erweitern auf „der Reich-Ranicki“ des Ärzteblattes. Aber, solche Kopie-Vergleiche sind schwierig. Deshalb bleiben Sie lieber der Erle unseres Ärzteblattes.
Herr Professor Erle hat sich um das Ansehen der Ärzteschaft und deren Selbstverwaltung in Sachsen-Anhalt verdient gemacht. Für seine langjährige ärztliche Tätigkeit, seine Tätigkeit für die Ärztekammer, insbesondere sein literarisches Gespür, welches in den Rezensionen für unser Ärzteblatt seinen Niederschlag findet, wird Herr Professor Erle mit dem Ehrenzeichen der Ärztekammer Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.
Lieber Herr Professor Erle, wir sagen Danke und wünschen Ihnen für die Zukunft gute Gesundheit, Glück und Gelassenheit sowie viel Freude im Kreise Ihrer Familie und viel Zeit zum Lesen. Bleiben Sie uns gewogen und lesen Sie weiter.
Die Laudatio hielt
Dr. Simone Heinemann-Meerz
Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt
Foto: ÄKSA