Kollege da Vinci

Operationsroboter halten Einzug in den Krankenhäusern
Die digitale Entwicklung hat die Medizin in den letzten Jahren voll eingeschlossen. Fortschritte in der Digitalisierung und Computertechnik haben auch wesentliche Auswirkungen auf die Medizintechnik hinsichtlich innovativer Lösungen bewirkt. Auch in den chirurgischen Fachgebieten kommt es zunehmend zur Kooperation zwischen Mensch und Maschine, was unterschiedlich – von Faszination bis zu einer gewissen Besorgnis – gesehen wird.
In den Operationssälen halten Operationsroboter Einzug. Dabei handelt es sich, bei Operationen am Weichgewebe der Menschen, um das „da-Vinci-Surgical-System“ einer amerikanischen Firma, die momentan das einzige zugelassene System herstellt. Weltweit sind bereits mehr als 4.000 Systeme im Einsatz, wobei in den USA der Hauptanteil mit ca. 2.600 zu finden ist. In Deutschland liegt die Zahl unter 100 „da-Vinci-Systemen“ bei insgesamt 650 in Europa.
Wie bei den bisher üblichen minimal-invasiven Eingriffen über eine Laparoskopie werden die Instrumente über kleine Trokare eingeführt und der Roboter mit vier Armen bewegt die Instrumente, während der Operateur an einer Konsole sitzend, diese mit seinen Handbewegungen steuert und ein Assistent mit OP-Schwester am Operationstisch stehen. Die Bezeichnung als Roboter ist insofern nicht korrekt, da es sich um ein sogenanntes Master-Slave-System handelt und das „da-Vinci-System“ kein selbstständig arbeitendes System darstellt. Also noch keine Science-Fiction made in Hollywood.
Die Vorteile des Systems liegen in einer optimalen 3-dimensionalen Sicht des Operateurs an der Konsole und der 10-fach-Vergrößerung der Strukturen, was ein subtilstes Operieren ermöglicht. Die angewendeten Instrumente besitzen gegenüber der üblichen starren Laparoskopie 7 Freiheitsgrade der Bewegung, während die menschlichen Gelenke meist über 2 bis 3 Freiheitsgrade verfügen und ermöglichen damit ergonomische Vorteile für den Operateur. Die Nachteile des Systems liegen in den hohen Kosten der Anschaffung (bis zu 2,5 Mio. €), den Systemwartungskosten von 100.000 € im Jahr und den Instrumentenpreisen. Leider wird der Robotereinsatz von den Kostenträgern nicht separat vergütet und wie ein normaler laparoskopischer Eingriff bezahlt. Bislang sind auch alle Versuche der Etablierung der Roboterchirurgie als „Neue Behandlungs- und Untersuchungsmethode“ (NUB) gescheitert.
Eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit besteht in der multidisziplinären Anwendung mehrerer Fachabteilungen und der damit verbundenen Senkung der Fixkosten. Dies ist durch das aktuellste „da-Vinci-XI-System“ gewährleistet, da dieses durch technische Neuerungen Operationen über die Urologie hinaus in der Visceralchirurgie, der Thoraxchirurgie und der Gynäkologie besser ermöglicht.
Seit der im Jahr 2000 weltweit ersten roboterassistierten minimal-invasiven Prostataentfernung in Deutschland wurden 80.000 Prostatektomien durchgeführt. Weltweit sind bisher insgesamt mehr als 4 Millionen Menschen mit dem „da-Vinci“ operiert worden und dieser Trend setzt sich international weiter fort.
Die Entwicklung der minimal-invasiven Chirurgie in den letzten Jahrzehnten stellt einen eindeutigen Beleg dar, dass technische Entwicklungen und neue Operationsmethoden sich gegenüber früheren Befürwortern der offenen Chirurgie durchgesetzt haben. Viele minimal invasive Eingriffe sind heute zum Goldstandard erklärt.
Ich bin der Überzeugung, dass robotergestützte und automatisierte Teilprozesse in Zukunft weiter in der Chirurgie Einzug halten werden, allerdings immer unter der menschlichen Entscheidung und Führung.
Dr. med. Uwe Rose