Liebe Kollegen und Kolleginnen,

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das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Festivitäten zum Jahreswechsel stehen vor der Tür und wollen vorbereitet sein. Aber es gibt auch Momente, in denen man das alt gewordene Jahr rückblickend betrachtet und sich fragt, was es gebracht hat.
Für mich persönlich war das erstaunlichste Ereignis in 2018, dass ein D. Trump immer noch als Präsident der USA fungiert. Ich habe in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft eigentlich täglich erwartet, dass er mit einem April, April abtritt. Inzwischen ist er etabliert, bedroht nach Belieben mal diese, mal jene Nation, innenpolitisch wie außenpolitisch herrscht Chaos und offenbar gibt es nichts, was ihn aufhalten kann. Es fühlt sich an wie auf einem Pulverfass zu sitzen und ein Psychopath spielt mit dem Feuerzeug.
Seit dem 14. März, fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl, wurde Angela Merkel wieder Bundeskanzlerin. Seither befindet sich die große Koalition im Dauerstreit. Man hat nicht den Eindruck, es sollten irgendwelche der anstehenden großen sozialen und sonstigen Probleme gelöst werden, geschweige denn visionären Zielen gefolgt werden.
Wichtig ist, der politische Gegner kriegt eins „auf die Fresse“. Sobald jemand mit einem vernünftigen Vorsachlag an die Öffentlichkeit tritt, z. B. Neuregelung des Transplantationsgesetzes, findet sich sofort eine Schar eifernder Gegner. Das Ergebnis ist unfruchtbare Diskussion und Stillstand. Ehrlicherweise müssen wir als Ärzte einräumen, dass in manchen unserer Standesorganisationen, allen voran die KBV, ähnliche Zustände herrschen. Erwartungsgemäß ist vom großen Masterplan Medizinstudium nun doch nur die Landarztquote übrig geblieben, um dem bestehenden Ärztemangel zu begegnen. Auch in unserem Bundesland hat unsere Regierung sie vollmundig auf die Agenda gehoben. Gespannt sein darf man, ob das Gesetz handwerklich so gestaltet wird, dass es nicht gleich wieder Anfechtungen ausgesetzt ist und durch findige Anwälte ad absurdum geführt wird. Von mehr Studienplätzen, wie allerorten gefordert, war die Rede in Sachsen-Anhalt allerdings nicht. Auch die Reform des Studiums blieb rudimentär.
Unser neuer Gesundheitsminister, jung und dynamisch, hält gefühlt wöchentlich eine Überraschung für die Beteiligten des Gesundheitsmarktes bereit. Die Aufstockung der Finanzierung für die Pflege sowie die Verbesserung des Personalschlüssels des Pflegepersonals im Krankenhaus halte ich für sinnvoll und notwendig. Man wird sehen, woher das benötigte qualifizierte Personal zu requirieren ist. Das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) geht an den eigentlichen Problemen des Gesundheitswesens vorbei. Kernproblem ärztlicher Versorgungsengpässe ist der Nachwuchsmangel. Wie verzweifelt muss man aber sein, auf die Idee zu kommen, Apotheker impfen lassen zu wollen. Genauso unsinnig ist der Vorstoß des Hausärzteverbandes, nun in der Praxis verschreibungspflichtige Medikamente abgeben zu wollen. Ob das die Hausärzte wirklich wollen? Oder ist das nur ein Schachzug der Funktionäre?
Oder doch lieber gleich Alexa fragen: „Der Online-Gigant Amazon hat laut dem Nachrichtendienst heise.de jetzt ein Patent auf die Erkennung körperlicher und seelischer Zustände einer Person anhand einer Stimmanalyse erhalten. Das US-Patentamt habe dem Patentantrag zugestimmt und diesen veröffentlicht. Das Szenario, das sich künftig im heimischen Wohnzimmer abspielen könnte, würde dann folgendermaßen aussehen: Die herannahende Erkältung schlägt sich auf die Stimme des Alexa-Besitzers nieder. Das Unwohlsein seines Frau- oder Herrchens bemerkt der Sprachassistent und schlägt passend zu Husten oder Heiserkeit Lutschpastillen, Grippemittel oder sonstiges vor. Das Vorgeschlagene kann Alexa dann auch gleich auf Wunsch bei Amazon selbstständig bestellen.“ (Ärzte Zeitung) Und da erhitzen wir uns noch beim Thema Telemedizin.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.
Dr. med. Peter Wolf
Vorstandsmitglied der Ärztekammer Sachsen-Anhalt