Dipl.-Med. H. Thurow
Dipl.-Med. H. Thurow
Foto: Archiv

Erregung, Unruhe, Herzrasen, Magendruck, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit und Schlafstörungen. Kommen Ihnen diese Probleme auch bekannt vor?

Ich jedenfalls leide seit September 2019 daran. Es beginnt pünktlich morgens um 8:00 Uhr mit dem ersten Patienten. In der offenen Sprechstunde begegnen mir häufig keine akut Erkrankten. Patienten schildern mir stattdessen Beschwerden, die sie schon seit Monaten begleiten, aber hier und jetzt sofort abgeklärt werden müssen. Selbstverständlich unter Berücksichtigung sämtlicher mitgebrachten Befunde der vorbehandelnden Ärzte.

Es folgt ein Blick in die Warteliste, in der schon zahlreich bestellte Patienten stehen. Ich verspüre Unruhe und Herzrasen. Wie schaffe ich das zeitlich? Wie werde ich den Patienten gerecht, die chronisch krank sind und die zu Recht von mir erwarten, dass ich sie wie bisher medizinisch begleite und ihnen die nötige Aufmerksamkeit schenke?

In der Pause dann Magendrücken, weil das Essen wieder mal schnell gehen muss und die MFA mir ihren Unmut über den Stress und die Auseinandersetzungen mit verärgerten Patienten aufgrund zu langer Wartezeiten und nicht realisierbarer Terminwünsche kundtun.

In der Nachmittagssprechstunde stellen sich Rückenschmerzen ein. Klar, ich habe zu wenig Bewegung und sitze zu lange vor dem Bildschirm.

Am Abend, endlich zu Hause, ist mir der Appetit auf Essen eigentlich vergangen. Ich fühle mich abgeschlagen und lustlos. In den Schlaf zu finden, fällt mir schwer. Der Tag mit seinen zahlreichen Problemen geht mir noch durch den Kopf.

Das ist also die bittere Pille TSVG (Terminservice- und Versorgungsgesetz) – ob sie die ursprünglich beabsichtigte Wirkung hat, bezweifle ich. Die Nebenwirkungen spüre ich jedoch ganz deutlich. Wir haben sie mal wieder geschluckt. Nun sollten wir Herrn Spahn vertrauensvoll über die Nebenwirkungen in Kenntnis setzen.


Dipl.-Med. Holger Thurow
Vorsitzender der Geschäftsstelle Dessau
der Ärztekammer Sachsen-Anhalt