
(Foto: Archiv)
„Bestimme dich aus dir selbst.“ (Schiller)
Mit diesen Worten verwies Friedrich Schiller – einst selbst Arzt – bereits 1793 auf die Werte Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit. Die Freiberuflichkeit steht sinnbildlich für diese Werte. Zugleich war das Kern des Handelns, welcher vor 30 Jahren zur Gründung unserer Ärztekammer führte.
Unmut trieb nicht zuletzt Mediziner spätestens 1989 auf die Straße. Die Unzufriedenheit über das bestehende zentralistische Gesundheitswesen der DDR war groß.
„Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt.“ (Schiller)
Am 17. Januar 1990 wurde der „Berufsverband der Ärzte im Lande Sachsen-Anhalt“ gegründet. Nur einen Tag später kam es in Magdeburg zur Gründung der Aktion „Magdeburger Ärzte ‘90“. Auch in anderen Landesteilen wurde der Grundstein für eine gemeinsame Selbstverwaltung gelegt.
Am 7. Juli 1990 fand der erste Ärztetag in Halle statt. Der 15. August war dann die Geburtsstunde der Ärztekammer, in dem das Ministerium für Gesundheit den Rechtsstatus der Ärztekammer Sachsen-Anhalt bestätigt.
Die vor 30 Jahren aus der Mitte der Ärzteschaft heraus selbstgeschaffene Autonomie ist heute eine Selbstverständlichkeit. Das Außergewöhnliche ist zur Gewohnheit geworden.
Die ärztliche Selbstverwaltung hat uns Freiheit und Eigenverantwortung zugleich gebracht.
„Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.“
Unsere berufliche Qualifikation ermöglicht es, eigene Belange selbst zu regeln. Der Staat gibt uns die Rahmenbedingungen vor. Dieser Rahmen muss ausreichend Freiraum für eigenverantwortliches Handeln gewähren. Nur so können Entscheidungen an ärztliche Expertisen, statt an fachfremde oder politisch getragene Vorgaben geknüpft werden.
Die Politik unterstreicht unermüdlich den Wert von Freiberuflichkeit und ärztlicher Selbstverwaltung. Tatsächlich werden aber gesundheitspolitische Gesetze in einer Menge und Geschwindigkeit umgesetzt, die an den Zielen zweifeln lassen. Neue Regelungen sind fast ausnahmslos mit bürokratischem Mehraufwand verbunden.
Der politische und wirtschaftliche Einfluss auf die ärztliche Tätigkeit wird immer unerträglicher. Arztpraxen müssen auch zukünftig unabhängig und eigenverantwortlich arbeiten können. In den Kliniken muss Schluss damit sein, dass sich ärztliches Handeln ökonomischen Zielen unterordnen soll.
Sowohl Berufsaufsicht, Aus-, Fort- und Weiterbildung oder Ausbildung unserer Fachangestellten liegen in ärztlicher Hand. Ohne Ärztekammer als Selbstverwaltung würde dies alles ungefiltert einer staatlichen Reglementierung mit fehlender medizinisch-ärztlicher Expertise unterliegen.
„Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren.“ (Schiller)
Wesentliche Aufgabe der Standesorganisation muss es daher sein, dem politischen Einfluss, der über die notwendige Rahmensetzung hinausgeht, entgegenzutreten.
Die Freiberuflichkeit ist ein Privileg, welches wir uns selbst erarbeitet haben und erhalten müssen. Nachfolgende Ärztegenerationen, die diese Entwicklung nicht miterlebt haben, muss dieser Wert nahegebracht werden.
Dr. med. Simone Heinemann-Meerz
Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt