
Soll als Nächstes der sehr männliche Bundesadler als Wappentier ein „Gender-Gefieder“ bekommen? Bezüglich der Genderitis stirbt die Hoffnung zuletzt, dass nicht alles mit deutscher Gründlichkeit zu Ende gebracht werden muss.
Die Überschrift beschreibt einen Zeitgeist, der immer weiter um sich greift. Politik, Verwaltung und Medien haben sich den Kampf für die gendersensible Sprache, die niemanden diskriminiert und alle mitdenken, auf die Fahne geschrieben.
Um den Preis der Verstümmlung der deutschen Sprache werden Schreib- und Sprechungetüme wie „Insass*innen“ (gesprochen: „Insass“ – Pause – „innen“) kreiert, die nicht nur lexikalisch-orthografisch falsch sind, sondern gleichzeitig den untauglichen Versuch darstellen, Gleichstellung und Gleichbehandlung der Geschlechter herbei zu schreiben.
Unlängst in einer Werbung für Arzneimittel gehört: „... oder fragen Sie Ihren Ärzt-Innen oder Apotheker-Innen.“ Da fragt man sich doch, was ist ein Ärzt? Den meisten Frauen ist das eher peinlich.
Die Mitmenschen, die diesen Genderwahn nicht mitmachen, sind für mich nicht der Frauenfeindlichkeit verdächtig. Durch betontes Gendern wird nicht eine Frau mehr auf einem Lehrstuhl zu finden sein, keine Frau mehr den Weg in höhere Beamtensphären finden, keine Frau mehr eine gerechte Entlohnung erhalten, und … und … .
Um erst gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich bin für Gleichberechtigung von Frauen, Männern und Diversen. Aber dieses Ansinnen kann nicht herbeigeschrieben, sondern muss gelebt werden.
Ich bin sicher, dass hier der Steigbügel der Quote als Starthilfe durchaus tauglich ist. Ich bin auch sicher, dass die Quote dann zu gegebener Zeit auch wieder abgeschafft werden kann. Bei der ApoBank ist zum Beispiel im Aufsichtsrat auf der Seite der Anteilseigner der Genossenschaft nur eine Frau vertreten, obwohl mindestens die Hälfte der Anleger Frauen sind. Männer wählen sich in solchen Gremien immer gegenseitig.
Die Emanzipation ist erst dann vollendet, wenn auch eine total unfähige Frau in eine verantwortliche Position aufrücken kann. (Heidi Kabel)
Es sollte jedoch jeder vor seiner Tür kehren. Brauchen wir in der Ärztekammer eine Quote? In der jetzt zu Ende gehenden Legislatur bin ich die einzige Frau im Vorstand. In der alten Kammerversammlung waren 29 Männer und nur 8 Frauen. In der neu gewählten Kammerversammlung sind 25 Männer und immerhin schon 12 Frauen. Ein Quantensprung ist das noch nicht. Obwohl ich mich über das Miteinander nicht beschweren kann, müssen sich zu diesem Thema die Neugewählten eine Meinung bilden.
Dr. Simone Heinemann-Meerz
Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt
(keine Bösewichtin)
P.S.: Das nächste Heft wird wieder ein „Ärzteblatt“ sein!
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