Liebe Kolleginnen und Kollegen,
zum Wonnemonat Mai grüße ich Sie herzlich aus der Lutherstadt Eisleben und wie Sie bereits an dem Vers aus Wagners „Walküre“ erkennen – diesmal ganz ohne Martin Luther.
Allerdings hat auch der Komponist Richard Wagner, dessen 200. Geburtstag im vorigen Jahr allerorts groß gefeiert wurde, seine Verbindung zu Eisleben: Er hat hier von 1821 bis 1822 bei seinem Stiefonkel, dem Goldschmied Carl Geyer, am Markt 55 ein Jahr seiner Kindheit verbracht.
Auch viele andere Berühmtheiten haben diesen herrlichen Monat in ihren Liedern und Gedichten gepriesen: Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Geheimrat von Goethe, Heinrich Heine, Heinrich Hoffmann v. Fallersleben, Ludwig Uhland. Wir haben das doch alle gelernt, gesungen und genauso empfunden: Der Mai ist gekommen, Komm lieber Mai und mache, „… die Welt wird schöner mit jedem Tag, man weiß nicht was noch kommen mag, das Blühen will nicht enden.“
Und ich empfinde noch heute so und freue mich des Lebens, zumal der Mai auch noch mein Geburtsmonat ist und ich auch noch meinen Geburtstag feiern darf.
Die reiferen Semester unter uns, sofern sie in diesen Gefilden aufgewachsen sind, kennen natürlich auch noch die Parolen und Kampflieder zum 1. Mai sehr gut. Wir erinnern uns an die Maidemonstrationen mit Schalmaienklängen und Schingderassa Bum.
Der Mai ist ja nicht nur durch die herrliche Natur und damit verbunden unsere Inspiriertheit und innere Freude ein besonderer Monat, auch die zahlreichen Ereignisse machen ihn dazu: Muttertag, Himmelfahrt – für viele Herrentag – und manchmal kommt sogar noch das liebliche Pfingstfest dazu.
Für unseren Berufsstand ist der Deutsche Ärztetag ebenfalls ein fester Termin im Monat Mai – der 117. in diesem Jahr –vom 27.05. bis 30.05 in Düsseldorf. Wir alle freuen uns auf die Tagung unseres „Parlaments“ und auch die Stadt Düsseldorf bringt ihre Freude in einem Einladungsvideo zum Ausdruck, mit dem sie die Delegierten und Besucher des Ärztetages willkommen heißt.
Also nur eitel Freude und Sonnenschein? Leider eben nicht!
So wie die Natur im Wonnemonat immer noch die Eisheiligen parat hält – die Gärtner wissen: Erbsen, Bohnen und Gurken erst nach dem 15. Mai in die Erde – so wird doch jedes Jahr im Vorfeld des Ärztetages ein Skandal enthüllt, eine Studie erstellt und dann in aller Öffentlichkeit breitgetreten, womit ärztliches Verhalten dermaßen skandalisiert wird, dass damit der gesamte Berufsstand in Misskredit gebracht und eine Welle der Empörung erzeugt wird. Wenn ich nur an das vorige Jahr denke, an Überschriften wie „Fangprämie“, „Zuweisung gegen Entgelt“, das war ja nun wirklich das Allerletzte, da wird mir kalt ums Herz. Und schon stelle ich mir die Frage, was wird es in diesem Jahr sein, welche „Eisheiligen“ erwarten uns dieses Mal?
Andererseits freue ich mich, wenn ich die vielen seriösen Umfrageergebnisse sehe, in denen unser Ärztestand trotz all dieser Attacken im Ansehen und Vertrauen der Bevölkerung entweder ganz oder zumindest sehr weit oben steht – was von den Berufsständen der vielen hauptberuflichen Ermittler und Empörer nicht gesagt werden kann. Ich sehe darin einen Vertrauensbeweis unserer Patienten, die unsere Zuwendung und unseren Einsatz für ihr Wohlbefinden spüren.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit einigen Monaten haben wir einen neuen Bundesgesundheitsminister, an dessen Tätigkeit wir große Erwartungen knüpfen.
Die Präsidentin unserer Ärztekammer Sachsen-Anhalt brachte es auf den Punkt: „Die medizinische Versorgung muss zukunftsfest gemacht werden.“ Eine große Aufgabe für den neuen Minister! Allerdings hat er bisher mit unserem Metier kaum zu tun gehabt. Dafür jedoch war er bereits einige Jahre „General“ und zwar nicht irgendeiner, sondern der von Frau Merkel. Und als Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU hat er doch hoffentlich ein paar Beziehungen zum Allerhöchsten knüpfen können.
Dass er darüber hinaus Jurist ist, muss durchaus kein Nachteil sein. Na dann Glück auf, Herr Minister.
Ich wünsche nun uns allen etwas von der Leichtigkeit und Beschwingtheit, die der Wonnemonat Mai ausstrahlt.
Herzlich
Ihre Petra Bubel