J. Deeb, F. Meyer*, J. Tautenhahn**, Z. Halloul

Outcome orthotoper versus extraanatomischer gefäßchirurgischer Rekonstruktionen bei unilateralen Beckenachsenverschlüssen über 10 Jahre

(Vascularsurgical long-term outcome – comparison of orthotopic and extraanatomic reconstructions in unilateral occlusions of iliac artery over 10 years)

Bereich Gefäßchirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.,
* Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg,
** Klinik für Gefäßchirurgie, Klinikum Magdeburg GmbH, Magdeburg; Magdeburg, Deutschland

Korrespondierender Autor: Prof. Dr. med. Z. Halloul (Leiter des Arbeitsbereiches Gefäßchirurgie), Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Leipziger Straße 44, 39120 Magdeburg, Deutschland; Tel.: 0391 67 15666, Fax: 0391 67 14318, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Einleitung: Bei der pAVK sind zumeist mehrere Gefäßregionen betroffen, die Beckenachse in 35 % der Fälle. Zur Rekanalisation sind interventionell-radiologische/endovaskuläre bzw. Hybrideingriff etabliert, so dass Bypassverfahren zwar zunehmend in den Hintergrund treten, jedoch nicht an Bedeutung verlieren.

Ziel: Untersuchung unilateraler Beckenarterienverschlüsse (Einschlusskriterium), die entweder durch Implantation eines orthotopen oder extraanatomischen Bypasses (oBP/eaBP) saniert wurden.

Methode: Über einen definierten Zeitraum wurden im Vergleich der Rekonstruktionsverfahren Offenheitsrate, Komplikationen (Häufigkeit, Art, Schwere) zur Charakterisierung der Morbidität und die Letalität sowie das Ausmaß der klinischen Verbesserung nach BP-Implantation im Rahmen einer klinisch-systematischen, unizentrischen Beobachtungsstudie (zur gefäßchirurgischen Qualitätssicherung und Beitrag zur gefäßmedizinisch-klinischen Versorgungsforschung) analysiert.

Ergebnisse (Eckpunkte):

  • Über 10 Jahre wurden 122 pAVK-Patienten (50 % im Stadium IIb  – Stadium III und IV paritätisch verteilt; Durchschnittsalter: 63 [Streubreite: 44  –  87] Jahre; mehrheitlich ASA III) eingeschlossen bei ebenso vielen Rekonstruktionen: 71 Patienten erhielten einen eaBP („cross over“), 51 Patienten einen ilio-femoralen (orthotopen  –  oBP) Bypass (kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Häufigkeit noch Anzahl der Risikofaktoren pro Patient).

 

  • Operative Bypassanlage: 1) Hauptsächlich wurden Kunststoffprothesen aus Polyester und Polytetrafluorethylen (PTFE), autologes Material (V. saphena magna) nur in 5 Fällen (4,1 %) ausschließlich für den eaBP verwendet bei 2) einem Durchmesser von 8 mm in über ¾ der Fälle (n = 94; 77,0 %); deutlich seltener 6 oder 10 mm sowie 3) in Kombination mit TEA des Empfängergefäßes (21,3 %), mit PTA und Stent des Spendergefäßes (n = 4; 3,3 %) und Anlage eines femoro-poplitealen BP (3,3 %) - jeweils ohne signifikanten Unterschied. Die Op-Zeit unterschied sich signifikant: extraanatomisch 131,7 vs. 167,6 min.

 

  • Postoperativ - I) Verlauf: Bei 24 Patienten (19,7 %) war intra- oder postoperativ eine Bluttransfusion erforderlich, wobei bei oBP signifikant häufiger eine transfusionspflichtige Anämie (n = 17; 33,4 %) gegenüber n = 7 (9,9 %) bestand. Der durchschnittliche ITS-Aufenthalt betrug 1,57 d, nach eaBP signifikant kürzer, tendenziell kürzer die Krankenhausverweildauer. Nach oBP verzögerten sich signifikant Kostaufbau und Mobilisierung (p = 0,019 und p = 0,047).

 

  • II) Komplikationen: Bei n = 39 Patienten (31,97 % kam es zu Wundkomplikationen (verzögerte Wundheilung > 10 d: n = 17; 13,8 %/Lymphozelenbildung: n = 9; 7,4 %/oberflächliche Wundinfektion: n = 14; 11,5 % - erforderliche lokale Wundrevision: n = 9; 7,4 %), im Trend häufiger (p = 0,146) nach eaBP mit n = 20 (39,2 %) vs. n = 19 (26,8 %). Die Hospitalletalität betrug 3,3 % (eaBP: n = 1; 1,4 %/oBP: n = 3; 5,9 % - Ursachen: akuter Myokardinfarkt, plötzliches Herz-Kreislauf-Versagen). 2/3 der BP-Verschlüsse waren Frühverschlüsse, d. h. im 1. Jahr postoperativ (eaBP: n = 9; 81,8 %/oBP: n = 3; 42,8 %), hingegen Sofort- (innerhalb von 72 h) und Spätverschlüsse (> 1 Jahr) zeigten keinen Unterschied der BVP-Verfahren. Die prä-/postoperative Gehstrecken- und ABI-Verbesserung war signifikant (p < 0,001 bzw. p = 0,000), jedoch ohne BP-Unterschied.

 

  • Offenheit: Die primäre Offenheitsrate betrug (ohne BP-Unterschied) 82,6 ± 4,1 % nach 6 Monaten (M.), 80,9 ± 4,3 % nach 12, 24 und 36 M., 76,8  ± 5,7 % nach 48 M. und 72 ± 7,1 % nach 60 M. mit signifikant höherer Rate bei den n = 91 Patienten mit Hypertonie und tendenziell niedriger bei pAVK-Stadium III/IV (/ohne BP-Unterschied).

 

  • Postoperative A) Amputationsrate (gesamt: n = 8; 5,7 % – bei eaBP: n = 2 jeweils Major und Minor; 2,8 %/oBP: n = 5 Major und n = 1 Minor; 11,8 % – p = 0,67). Das amputationsfreie Überleben war signifikant länger bei eaBP vs. oBP.

 

  • B) Beinerhaltungsrate lag bei 93,8 ± 2,7 % nach 3 M., 92 ± 3,2 % nach 12 M., 90 ± 3,7 % nach 24 – 48 M. und 85 ± 6 % nach 60 M.

 

  • Einflussfaktoren: Signifikant bei i) Prothesen mit 8-mm-Ø (p = 0,028), ii) > 70 % Stenose an A. femoralis superficialis; p < 0,001 (p=0,002 bei eaBP; p = 0,067 bei oBP) und iii) Hypertonie (eaBP: p = 0,067; oBP: p = 0,323)

 

Schlussfolgerung: Der orthotope Bypass ist der extraanatomischen Rekonstruktion bezüglich der Analyseparameter Offenheits-, Komplikationsrate sowie Letalität nicht überlegen. Desweiteren muss die extraanatomische Revaskularisation nicht allein dem Polymorbiden vorbehalten bleiben.

Sitzungsprogramm – Originalschriftbild

Sitzung 7 | Forum Junger GefäßmedizinerInnen | 16.30 – 18.00 Uhr
Vorsitz: J. Hoffmann, Essen; U. Teichgräber, Jena; S. Wipper, Innsbruck/Österreich

Migration der Endoprothesen nach endovaskulärer Ausschaltung der thorakalen Aortenpathologien: Systematische Literaturübersicht und Meta Analyse
D. Skrypnik, Heidelberg

Outcome orthotoper vs. extraanatomischer gefäßchirurgischer Rekonstruktionen bei unilateralen Beckenarterienverschlüssen über 10 Jahre
J. Deeb, Magdeburg

Voyager – wer ist geeignet?
K. Grassl, Innsbruck/Österreich

Identifizierung von Monozyten-Subtypen im peripheren Blut von Patienten mit PAVK
V. Peters, Augsburg

Thorakale endovaskuläre Aortenreparatur bei penetrierendem Aortenulkus – klinische Ergebnisse eines 20 Jahreszeitraums
C. Hellriegel, Heidelberg

Popliteales Entrapment Syndrom – ein seltener Grund für eine Supera-Stentfraktur
T. Wittig, Leipzig

Carotis – Subclavia Bypass in Regionalanästhesie
A. Mehmedovic, München

Restenosis following venous stenting – Using an arterial atherectomy device to restore lumen size of obstructed venous stents
F. Linden, Heidelberg

A novel prediction model for durability upon endovascular treatment of the common femoral artery (CFA): results from a dual-center Phoenix atherectomy trial
F. Linden, Heidelberg

Multizentrische Erfahrungen mit selbstresorbierbaren Verschluss-system bei großlumigen Punktionslöchern
J. Kießling, Berlin

(„http://www.gefaessmedizinisches-symposium-berlin.com/de/Programm/Freitag__11_11_2022/“) - Aufruf: 14. 11. 2022