Die Diagnostik und Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Möhlig A.1
1 Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Salus-Fachklinikum Bernburg
Ein Überblick
Zusammenfassung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung beginnt in der Adoleszenz. Sie erreicht ihren Peak an Symptomatik zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr. Im Zentrum steht eine Störung der Affektregulation. Betroffene leiden unter unerträglichen Anspannungszuständen, die sie z. B. durch Selbstverletzung oder Fremdaggressivität beenden. Ätiologisch geht man heute von einem biopsychosozialen Zusammenwirken von genetischen Faktoren und umweltbezogenen Einflüssen wie z. B. frühe sexuelle Traumatisierung aus. Der Langzeitverlauf ist insgesamt besser als bisher angenommen. Trotzdem sind viele Patienten auch nach Besserung der klinischen Symptomatik kaum sozial integriert. Vier störungsspezifische Psychotherapieverfahren gelten als evidenzbasiert, wobei die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) als Verfahren der ersten Wahl gilt und sich in Deutschland im Wesentlichen durchgesetzt hat. Der Einsatz von Psychopharmaka erfolgt grundsätzlich „off label“, es sei denn, eine komorbid auftretende Störung (z. B. eine depressive Episode) bedarf der medikamentösen Behandlung. Auf polypharmazeutische Ansätze, insbesondere auf den Einsatz von Benzodiazepinen, sollte möglichst verzichtet werden.
Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick zur Epidemiologie, Ätiologie und Psychopathologie der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Psychotherapeutische Behandlungskonzepte werden aufgezeigt und die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) nach Marsha Linehan näher vorgestellt. Auf der DBT basieren die störungsspezifischen Therapieangebote für Patienten mit einer Borderline-Störung, die das Salus-Fachklinikum Bernburg im ambulanten, tagesklinischen und stationären Setting einsetzt. Daher fließen umfassende Praxiserfahrungen in den Beitrag ein.