Zum nunmehr 3. Mal fand am 08.11.2013 im Hörsaal der Orthopädie des Universitätsklinikums Halle auf Einladung von Herrn Prof. Dr. Rüdiger Lessig, dem Direktor der Rechtsmedizinischen Institute Halle und Magdeburg, die dritte gemeinsame Arbeitstagung der Rechtsmedizin und des Landeskriminalamtes statt. Das unveränderte Interesse an der Veranstaltung zeigte sich insbesondere an den zahlreichen Teilnehmern, darunter Mediziner, Juristen und Polizeibeamte aus ganz Sachsen-Anhalt und benachbarten Bundesländern sowie Vertretern der Politik.
Nach Eröffnung und Begrüßung durch Herrn PD Dr. Heide – stellvertretend für das Hallenser Institut für Rechtsmedizin – folgten ernste Worte von Frau Dr. Hailer, der Kaufmännischen Direktorin des
Universitätsklinikums, hinsichtlich der bereits in der Presse laut diskutierten finanziellen Situation der Rechtsmedizinischen Institute in Sachsen-Anhalt und den an beiden Universitätsstandorten drohenden Umstrukturierungen.
Der Chef des Landeskriminalamtes Schmökel legte in seinem Grußwort die erfolgreiche Zusammenarbeit des LKA mit beiden rechtsmedizinischen Instituten und die Hoffnung auf eine Beibehaltung der etablierten Strukturen dar. Der Generalstaatsanwalt des Landes Sachsen-Anhalt, Konrad, bestätigte Sel-biges aus der Sicht der Justiz. Frau Dr. Heinemann-Meerz, die Präsidentin der Landesärztekammer Sachsen-Anhalt, erläuterte die aus der Sicht der ärztlichen Standesvertretung resultierende Notwendigkeit einer funktionierenden Rechtsmedizin. Der sich anschließende erste Themenblock „Forensische Morphologie und Klinische Rechtsmedizin“ wurde von Frau Dr. Jachau eröffnet, die anhand eines außergewöhnlichen Falles eines in einem Rucksack erstickten Kleinkindes auch Einblicke in rechtsmedizinische Rekonstruktionsversuche gab. Danach referierte Herr Dr. Kuchheuser über die Besonderheiten und Fallstricke von Todesfällen in der Badewanne, gefolgt von Frau Diers mit einer kasuistischen Darstellung einer Kindesmisshandlung und deren juristischer Bewertung.
Herr PD Dr. Heide erörterte die Effizienz der Krematoriumsleichenschau im Bereich des Universitätsklinikums und übergab dann das Wort an Frau Burrath vom Landeskriminalamt, die anhand beeindruckender Bilder zeigte, wie prinzipiell eher unbeliebte Alterungsprozesse des Gesichtes zur Aufklärung in Fällen von Langzeitvermissten beitragen können. Frau Richter gab einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen der Blutspurenmusteranalyse. Frau Wedekind von der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes berichtete über ihre Untersuchungen zum Einsatz optischer Verfahren als Alternative zur herkömmlichen Leichendaktyloskopie.
Die daran anschließende Mittagspause wurde nicht nur genutzt, um für das leibliche Wohl zu sorgen, sondern vielmehr auch zum Austausch und nettem Get-together.
Der abschließende Themenblock bot ein Potpourri aus Forensischer Toxikologie, Genetik und Histologie. Zunächst berichteten Herr Strauß und seine Kollegin Frau Doering vom Landeskriminalamt über die Besonderheiten von Cannabis-Indoorplantagen und die damit verbundene Ertragsermittlung. Frau Dr. Immel wies in ihrem Vortrag auf die Vorteile der Y-chromosomalen Untersuchungen bei Sexualstraftaten hin und Herr Brandstätter stellte rechtsmedizinische Aspekte beim Umgang mit den mittlerweile recht verbreiteten sog. Fentanylpflastern dar. Passend dazu wurden danach von Herrn Dr. Weber neuropathologische Veränderungen bei Suchterkrankungen erläutert. Abschließend referierte Frau Böhm über die Charakteristika von K.O.-Topfen und den sich daraus ergebenden Problemen bei der Asservierung und toxikologischen Analyse.
Mit der 3. gemeinsamen Arbeitstagung und dem damit verbundenen offenen Austausch der unterschiedlichen Professionen gelang es einen weiteren Grundstein für die gute Zusammenarbeit zu legen, dem – den teils widrigen Umständen trotzend – noch so mancher folgen möge. Der Termin für die 4. Arbeitstagung steht bereits fest. Sie wird am 7. November 2014 in Magdeburg stattfinden.
Korrespondenzanschrift:
Carolin Richter
Institut für Rechtsmedizin
Universitätsklinikum Halle/Saale
Franzosenweg 1, 06112 Halle/Saale
und
Frau Dr. med. K. Jachau
Institut für Rechtsmedizin
Universitätsklinikum Magdeburg
Leipziger Straße 44, 39120 Magdeburg