Logo Verband leitender Kinder- und Jugend-Ärzte und Kinderchirurgen Deutschlands, Landesverband Sachsen-AnhaltAn den Minister für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt Hartmut Möllring (20.05.2014)

Resolution: Für den Erhalt eines Lehrstuhles Kinderchirurgie in Sachsen-Anhalt!

Sehr geehrter Herr Minister!

Die Entwicklung der Kinderchirurgie in unserem Bundesland veranlasst uns, sich an Sie als zuständigen Minister für die Hochschulmedizin zu wenden.

Wir möchten zunächst darauf verweisen, dass die Kinderchirurgie in den 50er Jahren in Deutschland begann, sich aus der Chirurgie heraus sprunghaft zu entwickeln. Sie gewann zusehends Profil als eigenständiges chirurgisches Fachgebiet und erreichte zügig den internationalen Anschluss. Folgerichtig entwickelte sich das Teilgebiet Kinderchirurgie in der Chirurgie der 80er Jahre zum eigenständigen Facharzt für Kinderchirurgie Anfang der 90er Jahre. Die Kinderchirurgen in der ehemaligen DDR kannten bereits seit den 70er Jahren diese Facharztbezeichnung und brachten diese durch den Grundlagenvertrag mit ein. Heute stellen die Kinderchirurgen als eigenes Fach eine wichtige Säule in dem sich neu konsolidierenden Gebiet Chirurgie. Neben qualifizierter medizinischer Versorgung und Ausbildung zukünftiger Kinderchirurgen sind aber auch wissenschaftliche Forschung und universitäre Lehre wichtige Aufga-ben der Kinderchirurgie. Sie garantieren, dass eine ständige medizinische Weiterentwicklung, z. B. in der kindlichen Fehlbildungschirurgie, erfolgt. Nur dadurch können auch zukünftig eigene Neuentwicklungen und Forschungsergebnisse dieser speziellen Patientengruppe unmittelbar zugute kommen. Aus diesem Grund konnten wir stolz sein, dass im Oktober 1990 in Sachsen-Anhalt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein eigenständiger Lehrstuhl „Kinderchirurgie“ geschaffen und mit der Berufung von Prof. Dr. Werner Fritz sowie 1997 als seinen Nachfolger Prof. Dr. Rainer Finke kompetent besetzt wurde, dem bald darauf ein zweiter an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Prof. Dr. Wagemann) folgte.

Aufgrund der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft – die Geburtenzahlen sinken jährlich stetig – ist aber die deutsche Kindermedizin in Bedrängnis. Das Kostengefüge ist anders als in der Erwachsenenmedizin, Säuglinge, Kleinkinder aber auch Heranwachsende müssen zu ärztlichen Untersuchungen und Therapien elterlich begleitet werden. In Zentren für Kinder- und Jugendmedizin, in denen Kinderärzte und Kinderchirurgen gemeinsam mit in der Kindermedizin ausgebildeten Pflegenden arbeiten, ist die Zuwendung zum Kind das hohe Gut. Die Personalkosten dieser ausschließlich dem kranken Kind und seinen Eltern zugewandten Zentren in Halle und Magdeburg sind jedoch hoch. Trotzdem ist es dringend erforderlich, den Besonderheiten des wachsenden kindlichen Organismus Rechnung zu tragen und eine qualifizierte kinderchirurgische Betreuung in unserem Bundesland vorzuhalten.

Allerdings sehen wir, die in der Vereinigung Leitender Kinderärzte und Kinderchirurgen in Sachsen-Anhalt organisierten Chefärzte und Leiter aller eigenständigen Kliniken und Abteilungen für Kinder- und Jugendmedizin sowie für Kinderchirurgie in diesem Bundesland, mit großer Sorge, dass aus rein finanziellen Erwägungen heraus auf die Neubesetzung eines Lehrstuhls für Kinderchirurgie nach der bevorstehenden Emeritierung von Prof. Dr. Finke im Jahr 2016 verzichtet werden soll. Damit will unser Bundesland vollständig auf eine weitere akademische Forschung und Lehre in der Kinderchirurgie verzichten, da bereits Jahre zuvor der zweite Lehrstuhl für Kinderchirurgie nicht neu besetzt wurde. Damals wurde als Begründung angeführt, dass ein Lehrstuhl für Kinderchirurgie in Sachsen-Anhalt ausreichend ist. Dieser Argumentation konnte man damals, auch unter finanziellen Gesichtspunkten, gut folgen. Einen Lehrstuhl für Kinderchirurgie in Sachsen-Anhalt halten wir aber für unverzichtbar im Hinblick auf die weitere qualifizierte Aus- und Weiterbildung in diesem Fach und der nötigen akademischen Reputation im Land. Auch befürchten wir eine Schmälerung der Attraktivität der universitären Ausbildung für zukünftige Medizinstudenten.

Wir bitten Sie deshalb dringend, sich für den Erhalt eines Lehrstuhles Kinderchirurgie in unserem Bundesland einzusetzen!

Hochachtungsvoll
im Namen der Vereinigung Leitender Kinderärzte und Kinderchirurgen in Sachsen-Anhalt:

Dr. med. Axel Schobeß
Vorsitzender VLKK Sachsen-Anhalt

Vorsitzender: CA Dr. med. A. Schobeß, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Carl-v.-Basedow-Klinikum Saalekreis gGmbH, Weiße Mauer 52, 06217 Merseburg
Tel.: 03461/274401, Fax: 03461/272552,
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Stellvertreter: CA Dr. med. C. Presch, AMEOS Klinikum Halberstadt,
Frau-Mutter-Kind-Zentrum,
Audit Beruf & Familie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
Gleimstr. 5, 38820 Halberstadt
Tel.: 03941/642421, Fax: 03941/642800
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