auf höchstem internationalen Niveau
Das Institut für Medizinische Immunologie der Martin- Luther-Universität wird seit 2004 von Frau Prof. Dr. Barbara Seliger geleitet.
Frau Prof. Seliger hat an der Georg-August-Universität in Göttingen Biologie studiert und am Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin ihre Diplomarbeit durchgeführt. Während ihrer Doktorarbeit, die sich mit dem retroviralen Gentransfer in hämatopoetische und embryonale Stammzellen befasste, war sie am Beatson Institute für Krebsforschung in Glasgow (Großbritannien) sowie am Heinrich- Pette-Institut für Immunologie und Virologie in Hamburg tätig. Nach ihrer Doktorarbeit kehrte sie wieder nach Göttingen an das Max-Planck-Institut zurück und arbeitete dort in der klinischen Forschergruppe der Max-Planck- Gesellschaft. Somit hat sich Frau Prof. Seliger sehr früh mit kliniknaher Grundlagenforschung, die einen translationalen Bezug hatte, befasst.
Während ihrer Postdoktoranden-Zeit verbrachte sie mehrere Auslandsaufenthalte z.B. am Ludwig-Institut für Krebsforschung in Bern, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich sowie am Institut für Molekulare Pathologie in Wien. In dieser Zeit erforschte sie die Wirkmechanismen von Interferon auf Onkogen-transformierte Zellen sowie den retroviralen Gentransfer in T-Zellen. Nach ihrer Postdoktoranden- Zeit ging sie für knapp drei Jahre als Assistenzprofessorin an das Karolinska Institut/Ludwig-Institut für Krebsforschung nach Stockholm. Hier befasste sich Frau Prof. Seliger mit molekular- und zellbiologischen Fragestellungen in Gehirntumoren sowie der Etablierung und Charakterisierung von neuronalen Stammzellen.
Nachdem sie einen Ruf an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz auf eine C3-Professur erhielt, kehrte sie nach Deutschland zurück und nahm ihre erste universitäre Stelle an der III. Medizinischen Klinik für Hämatologie/Onkologie (Leitung Prof. C. Huber) an, wo sie einige Jahre die Forschung leitete. Während dieser Jahre verbrachte sie einige Zeit als Gastprofessorin am Weizmann Institut in Rehovot/Israel. Frau Prof. Seliger fokussierte ihre Forschungsarbeiten im Wesentlichen auf tumorimmunologische Fragestellungen, insbesondere auf die Charakterisierung der molekularen Mechanismen, die es den Tumorzellen erlauben, sich der Erkennung durch das Immunsystem zu entziehen („Immune Escape“), der Charakterisierung von Tumorantigenen und den Einsatz von kostimulatorischen Molekülen zur Verbesserung/ Stärkung der Immunantwort. Ebenfalls wurde in dieser Zeitspanne/Phase die damals an Bedeutung gewinnende Methodik der Proteom-Analyse in ihrer Forschungsgruppe etabliert, mit der es nachfolgend gelang, eine Reihe von Biomarkern in den von ihr bearbeiteten Tumorentitäten zu definieren und zum Teil funktionell zu charakterisieren. Frau Prof. Seliger wurde im Dezember 2003 als Direktorin des Instituts für Medizinische Immunologie an die Martin-Luther- Universität nach Halle berufen, wo sie derzeit tätig ist. Hier befasst sie sich im Wesentlichen mit tumorimmunologischen und -biologischen Fragestellungen sowie der Charakterisierung von prädiktiven und therapeutischen Biomarkern mittels verschiedener Hochdurchsatz-Technologien.
Prof. Dr. Barbara Seliger
Sie hat mehr als 200 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften und ist in vielen nationalen und internationalen Gremien tätig. Seit 2012 ist sie Direktorin eines Center of Excellence, von denen es nur 3 weitere in Deutschland gibt. Ihre Forschung finanziert sie im Wesentlichen über nationale und internationale Drittmittelanträge. Das Institut ist auch seit Antritt ihrer Arbeit an der Medizinischen Fakultät immer in der intramuralen Leistungsbewertung zwischen den Positionen 1 und 3 platziert. Neben zahlreichen nationalen und internationalen Gutachtertätigkeiten, darunter für die Deutsche Forschungsgesellschaft, verschiedene Stiftungen und das Bundesministerium für Forschung und Entwicklung, ist sie auch international tätig und bekleidet eine Gastprofessur am Karolinska Institut. Zusätzlich baut sie gerade eine enge Kooperation mit dem Medizinischen Forschungszentrum in Sidra in Doha/Katar auf, wo sie im November 2014 den ARC14-Preis im Bereich „Gesundheit“ der Qatar foundation gewann.
Generell stellen zytotoxische Therapien von Krebspatienten, wie Chemotherapie oder Radiotherapie, neben der chirurgischen Entfernung der Tumore die wesentlichen Säulen der Krebstherapie dar. Jedoch besitzen diese Therapien häufig starke Nebeneffekte, sodass ein dringender Bedarf an alternativen Therapien zur Krebsbekämpfung vorhanden ist. In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass neben der Anwendung zielgerichteter Therapieansätze, die entweder auf den Einsatz von Antikörpern (Wachstumsfaktorrezeptoren, Angiogenesefaktoren/-rezeptoren) oder von Inhibitoren relevanter Signalkaskaden eingreifen, auch sogenannte Immuntherapien an Bedeutung gewinnen. Letztere zielen darauf ab, das körpereigene Abwehrsystem zur Bekämpfung des Tumorwachstums einzusetzen.
Dabei stehen derzeit verschiedene Strategien zur Verfügung, wie z.B. der Einsatz von Vakzinen, welche zu einer T-Zellen vermittelten Immunantwort führen können sowie auch der adoptive Transfer von Immunzellen, insbesondere von Tumorantigen-spezifischen T-Zellen und natürlichen Killer (NK)-Zellen zur Verfügung. Einige dieser Behandlungsoptionen werden derzeit in klinischen Phase I- bis III-Studien getestet. Zusätzlich zeigte der Einsatz von Antikörpern, die gegen sogenannte Immun-Checkpunkte (zu denen CTLA-4 [zentral] und PD-1/PD-1L [peripher] gehören) gerichtet sind, sehr gute Effizienzen, was die Therapie einiger Tumorarten, wie z.B. Melanom, revolutioniert hat. Jedoch besitzen Tumore verschiedene Strategien, sich der Kontrolle der Immunantwort zu entziehen. Dieses ist zum einen eine reduzierte Aktivität von Effektor-Immunzellen, eine erhöhte Frequenz von immunsuppressiven Zellen sowie die Generierung eines immunsuppressiven Tumormikromilieus, was teilweise durch einen veränderten Tumormetabolismus hervorgerufen wird, und damit die Tumorprogression sowie das Therapieversagen wesentlich beeinflussen. Ebenfalls kann der Tumor sich selbst der Kontrolle der Immunerkennung durch eine fehlende Expression von kostimulatorischen Molekülen, MHC Klasse I-Antigenen sowie durch eine aberrante Expression von koinhibitorischen Molekülen, wie Mitglieder der B7-H-Familie, und von nicht-klassischen HLAAntigen, wie HLA-G und HLA-E, entziehen.
Das Institut befasst sich mit verschiedenen Aspekten, wie Tumore der Immunerkennung entkommen und wie man diese so modulieren kann, dass die Tumore wieder erkannt werden können. Dabei werden unter anderem auch Vakzinierungsprotokolle optimiert. Außerdem wird die Wirkung von zielgerichteten Substanzen, zum Teil in enger Kooperation mit Projektpartnern aus der Pharmaindustrie, auf das Immunzellrepertoire und die Aktivität einzelner Immunzellsubpopulationen sowie auf Tumoren untersucht.
Korrespondenzanschrift:
Prof. Dr. Barbara Seliger
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut für Medizinische Immunologie
Magdeburger Str. 2
06112 Halle
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