Logo Universitätsklinikum Halle (Saale)Neu besetzter Lehrstuhl an der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Angiologie, Internistische Intensivmedizin), Universitätsklinikum Halle (Saale)

Mit 44 Jahren durfte ich am 01.11.2014 als Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III für die Fächer Kardiologie/Angiologie/internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Halle (Saale) meinen Dienst beginnen als Nachfolger von Prof. Karl Werdan. Ich komme aus dem süddeutschen Raum (geboren in Freiburg im Breisgau, Kindheit in Stuttgart und München, Studium in Regensburg und Würzburg), bin Vater von drei Kindern (11, 15 und 16 Jahre), mache gerne Sport (Laufen und Radfahren) und gehe gerne ins Theater/Konzert. Meine klinische Ausbildung erhielt ich am Universitätsklinikum Würzburg zum Internisten, interventionellen Kardiologen, internistischen Intensivmediziner und Diabetologen (DDG). Drei Jahre war ich zur Forschung an der Harvard Medical School in Boston, USA. Zuletzt war ich in Würzburg als wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz und stellvertretender Klinikdirektor tätig.

Was ist heute der Reiz einer universitären Kardiologie?

Ich empfinde es als absolutes Privileg in einem universitären Umfeld arbeiten zu dürfen. Der besondere Reiz der universitären Medizin liegt in der Vielseitigkeit der Aufgaben, die neben der Patientenversorgung Forschung und Lehre einschließen. Grundlage ist immer die bestmögliche Patientenbetreuung als Maximalversorger, die auch seltene Erkrankungen und seltene Prozeduren einschließt. Aus dieser klinischen Versorgung ergeben sich jeden Tag neue, ungeklärte Probleme, die wir in Forschungsfragen umformulieren und beantworten. Die Universitätsmedizin muss hierfür den nötigen, auch gedanklichen Freiraum schaffen, um dieser zentralen Aufgabe gerecht zu werden. Eine der wichtigsten Aufgaben ist außerdem die Lehre bzw. Ausbildung des klinischen/ wissenschaftlichen Nachwuchses, der mir besonders am Herzen liegt. Hier gilt es Modelle zu entwickeln, die die individuellen Interessen insbesondere vor dem Hintergrund einer akademischen Karriere berücksichtigen.

Wie ist die Kardiologie des Universitätsklinikums Halle momentan aufgestellt

Auch wenn man es von außen bei allen Diskussionen um den Standort Halle nicht immer wahrnimmt, das Universitätsklinikum ist ganz hervorragend und bundesweit kompetitiv aufgestellt. Die Schwerpunkte der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III schließen die Angiologie mit ihrer Integration in das Gefäßzentrum und die Elektrophysiologie ein, in denen alle, auch schwierige interventionelle Prozeduren routinemäßig durchgeführt werden. Nationale und internationale „Leuchttürme“ sind die interventionelle Kardiologie und internistische Intensivmedizin: Wir bieten alle hoch spezialisierten interventionellen Verfahren an incl. Behandlung des akuten Koronarsyndroms, kathetergestützte Klappenbehandlungen, wie TAVI und Mitraclip, kardiale Resynchronisationssysteme, etc. Die technische Ausstattung ist exzellent incl. eines hochmodernen Hybrid-OPs.
Patienten mit Vorhofflimmern sind im Rahmen ihrer Langzeit-Antikoagulation (OAK) einem hohen Blutungsrisiko ausgesetzt. Hier bieten wir für Patienten mit stattgehabten Blutungen oder besonders hohem Risiko den interventionellen Vorhofohrverschluss mit dem Watchman-System an. Bei Koronarintervention und Notwendigkeit einer weiteren OAK verwenden wir seit kurzem als erste Klinik in Sachsen-Anhalt einen polymerfreien medikamentenbeschichteten Stent (BioFreedom™ Stent), bei dem nur noch für 4 Wochen eine Plättchenhemmung mit ASS + Clopidogrel zusätzlich zur OAK erforderlich ist. Im Unterschied zu den sonst routinemäßig eingesetzten unbeschichteten Stents (sog. bare metal stents) profitiert der Patient damit von der deutlich reduzierten Restenoserate der beschichteten Stents ohne das Risiko einer längerfristigen Dreifach-Blutverdünnung.

Intensivmedizinisch haben wir einen Schwerpunkt in der Therapie der akuten und fortgeschrittenen Herzinsuffizienz, Schock und Sepsis incl. extrakorporale Membranoxygenierung und perkutane Herzunterstützungssysteme. Im Rahmen eines BMBF-geförderten Großprojekts (TEMPHUS) beteiligt sich die Klinik an der Entwicklung und klinischen Erprobung innovativer Herzunterstützungssysteme als „bridge-to-recovery“.

Was sind meine Forschungsinteressen?

Mein persönlicher Forschungs-Schwerpunkt liegt im Bereich des akuten Myokardinfarktes und der chronischen Herzinsuffizienz. Bewegt haben mich dabei bisher ganz unterschiedliche Fragen: Zum einen interessiert mich, warum es in der Herzinsuffizienz zu einer Aktivierung des Immunsystems kommt, obwohl die Herzinsuffizienz mit Ausnahme der viralen Myokarditis ja keine infektiöse Erkrankung ist. Wir konnten dabei in den letzten Jahren zeigen, dass sog. „Gefahrensignale“ in der Herzinsuffizienz generiert werden, die für die Aktivierung einer Entzündungsreaktion wichtig sind. Die Entzündungsreaktion beeinflusst dann wiederum die Pathophysiologie der Herzinsuffizienz. Wir gehen aktuell der Frage nach, wie eine Modulation der Aktivierung des Immunsystems aussehen müsste, um Remodeling und Prognose unserer Patienten verbessern zu können. Potentiell kommt hierfür eine Beeinflussung der T-Zellantwort in Frage. Eine zweite Fragestellung, der ich mich sehr ausführlich gewidmet habe, sind Heilungsvorgänge nach einem Myokardinfarkt. Die Grundidee ist hierbei, dass es analog zu einer kutanen Wundheilung auch bei einem nicht-reperfundierten Myokardinfarkt zu einer myokardialen Wundheilung kommt. Viele Patienten kommen erst mehr als 24 Stunden nach einem Infarktereignis in die Klinik, zu einem Zeitpunkt also, an dem die Ausbildung einer Infarktnarbe nicht mehr verhindert werden kann. Die Heilungsphase dauert wenige Wochen, so dass wir viel mehr Patienten in diesem therapeutischen Fenster erreichen könnten. Zu erwarten wäre, dass sich bei einer verbesserten Infarktheilung auch das sog. chronische Remodeling verbessert. Dies wäre ein therapeutisch neues Prinzip, da wir mit unseren momentanen Medikamenten v.a. die Remodeling-Phase therapieren, die erst nach mehreren Wochen bis Monaten beginnt. Die letzte Frage, die mich bewegt, ist Herzinsuffizienz als „Systemerkrankung“. Es ist klar, dass eine Herzinsuffizienz nicht nur ein Problem des Herzens ist, sondern multiple Organe mit einschließt. So wissen wir z. B. dass Patienten mit einer Herzinsuffizienz häufiger Depressionen, Niereninsuffizienz, etc. haben. Über 50% der Herzinsuffizienzpatienten haben mehr als 7 Begleiterkrankungen. Wissenschaftlich interessiert mich hierbei, was die Mediatoren der multiplen Organbeteiligungen (z.B. der Depression) sind und ob die Therapie der Begleiterkrankungen Pro-gnose und Lebensqualität der Patienten verbessern kann.

Wohin wollen wir uns entwickeln?

Wir wollen uns in ganz unterschiedlichen Bereichen weiter entwickeln:

  • Forschung ist zentrale Aufgabe und gleichzeitig auch Privileg der universitären Medizin. Sie dient dem medizinischen Fortschritt. Außerdem können forschende Einrichtungen ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte und klinische Studien nutzen, den Ausbildungsstand der Ärzte und die Patientenversorgung stetig zu optimieren. Wissenschaftlicher Schwerpunkt soll hierbei in einem breiten basiswissenschaftlichen und klinischen Ansatz das akute Koronarsyndrom und die Herzinsuffizienz sein. Kardiovaskulär interessierte Arbeitsgruppen sollen in einem „Comprehensive Heart Center“ gemeinsame Forschungsideen entwickeln. Erste Schritte incl. Beantragung neuer Forschungsmittel sind bereits erfolgt.
  • Klinisch wollen wir als neuen Schwerpunkt die Behandlung der Herzinsuffizienz aufbauen. Herzinsuffizienz ist eine Volkserkrankung mit mehr als 3 Millionen Erkrankten in der Bundesrepublik. Die Prognose ist mit malignen Erkrankungen vergleichbar. Innovative neue Therapien und Versorgungsformen werden deshalb dringend benötig. Angestrebt ist deshalb die Entwicklung eines Herzinsuffizienzzentrums mit Spezialambulanzen und Spezialstationen (für terminale bzw. akute Herzinsuffizienz).
  • In meinem bisherigen Lebensweg entstanden die besten Strukturen immer aus Kooperationen. Wichtig wäre mir hier, sowohl für die Therapie des akuten Koronarsyndroms als auch der Herzinsuffizienz, mit Niedergelassenen und umliegenden Kliniken intensiv zusammenzuarbeiten. Klinikumsintern ist insbesondere der Schulterschluss mit der Herz-Thorax-Chirurgie elementar. Wir bilden inzwischen sog. „Heart-Teams“, in denen wir die Indikationen zu Intervention bzw. Operation gemeinsam regeln, führen Klappeninterventionen gemeinsam durch und wollen in der Zukunft auch gemeinsame Stationen z. B. für die Herzinsuffizienz betreiben. Hierfür werden wir auch budgetär näher zusammenrücken, was die Zusammenarbeit weiter intensiviert und damit die klinische Versorgung und Entscheidungsfindung für unsere Patienten verbessert.
  • Die Universitätsklinik nimmt eine entscheidende Rolle in der Ausbildung und Karriere-Entwicklung des Medizinischen Nachwuchses ein. Nicht jede/r Assistent/in ist dabei gleich. Mir ist es deshalb persönlich wichtig, für jeden individuell das richtige Karrierekonzept zu entwickeln. Hierbei ist es insbesondere für Forschungsaufgaben essentiell, Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von international kompetitiver Forschung und ärztlicher Tätigkeit zu schaffen.

Wie waren die ersten Wochen in Halle?

Meine Umgebung vom Ärztlichen Direktor/Dekan bis zur Krankenschwester hat mir einen grandiosen Start ermöglicht, mit maximaler Unterstützung, positiver Emotion und Motivation. Die für eine klinische Kardiologie so wichtigen Bereiche der Intervention und Intensivmedizin sind auf höchstem Niveau etabliert. Auch die Vorzüge der Stadt Halle darf ich genießen, fange an, mich hier zu Hause zu fühlen und freue mich, dass ich in dieses schöne, geschichtsträchtige Bundesland wechseln durfte. Voller Zuversicht sehe ich deshalb in die Zukunft und freue mich gemeinsam mit meinem Team, den umliegenden Kliniken und den Niedergelassenen, die kardiovaskuläre Medizin in Ausbildung, Lehre, Forschung und Krankenversorgung weiter entwickeln zu dürfen. Eine Kontaktaufnahme über mein Sekretariat, Tel.: 0345/557-2601, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bzw. für Einweiser über unsere 24h-Einweiserhotline 0345/557-5532 ist jederzeit willkommen.

Prof. Dr. Stefan Frantz, Foto: Universität Halle/Maike Glöckner
Prof. Dr. Stefan Frantz
Foto: Universität Halle/
Maike Glöckner

Korrespondenzanschrift:
Prof. Dr. med. Stefan Frantz
Direktor Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Ernst-Grube-Str. 40
D-06097 Halle(Saale)
Tel.: +49 345/557-2601/2621
Fax: +49 345/557-2072
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