In den Jahren 2012 bis 2014 kam es bundesweit nach den im Sommer 2012 bekannt gewordenen Vorfällen zu dramatischen Einbrüchen in der Organspende mit einem Rückgang um 25 % der Spender (2011: 1862 zu 2014: 1384 Nierentransplantationen). Auch die Lebendnierenspende konnte diesen Trend nicht stoppen.
Im ersten Halbjahr 2015 ist eine leichte Verbesserungstendenz in der postmortalen Spende nach dem historischen Tief von 2014 eingetreten. Offensichtlich haben die eingeführten Kontrollmechanismen zu einer Entspannung geführt und das verloren gegangene Vertrauen in die Transplantationsmedizin scheint wieder zuzunehmen. Sicherlich haben dazu aber auch die ausnahmslos unauffälligen Ergebnisse der bundesweit durchgeführten Prüfungen aller Nierentransplantations- und Pankreastransplantationszentren beigetragen.
In Sachsen-Anhalt fanden sich bei der Überprüfung des Nierentransplantationszentrums Halle sowie des Lebertransplantationszentrums Magdeburg keinerlei Auffälligkeiten in der Dokumentation, Aktenführung und insbesondere die Allokation wurde von der Prüfkommission ausdrücklich positiv erwähnt und hervorgehoben. Die Kehrtwende in der Organspende schlägt sich natürlich nieder in der Organtransplantation, wobei sich merkwürdigerweise dieser Trend auch in der Lebendspende wiederfindet. Im Transplantationszentrum Halle sind bis Anfang August 36 Transplantationen durchgeführt worden, fast so viele wie im Jahr 2014.
08/2014 | 08/2015 | |
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Transplantationen | 24 | 36 |
postmortal | 18 | 27 |
Lebendspende | 6 | 9 |
davon blutgruppenungleich | 2 | 4 |
Lebendspendevorbereitungen | 11 | 16 |
Unverändert hoch ist der Anteil der angebotenen marginalen Organe, was durch das hohe Durchschnittsalter der Spender bedingt ist und zu hohen Ablehnungsraten auf Grund schlechter Organqualität führt. Über 60 % aller angebotenen Organe werden auf Grund von schlechter Organqualität/hohem Spenderalter abgelehnt. Im Transplantationszentrum Halle verfolgen wir im Interesse unserer Patienten auf der Warteliste (derzeit 254) konsequent die Devise, nur Organe anzunehmen, die unseren Qualitätsansprüchen genügen. Bereits 08/2015 wurde die Zahl der postmortalen Transplantationen der Jahre 2013 und 2014 erreicht.
Prof. Dr. Paolo Fornara
Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie mit Nierentransplantationzentrum
Annette Haberland
Transplantationskoordinatorin