Im aktuellen Herzbericht der Deutschen Herzstiftung hatte sich wieder gezeigt, dass Herz-Kreislauferkrankungen in den neuen Bundesländern im bundesdeutschen Vergleich am Häufigsten sind. Sachsen-Anhalt sticht hier besonders durch die unverändert höchste Herzinfarktsterblichkeit aller Bundesländer hervor (1).

Alle in der kardiovaskulären Medizin in unserem Bundesland Tätigen sind sich dieser Problematik seit Jahren bewusst, wobei die Kommunikation dieses Themas in das gesellschaftliche und politische Leben mindestens jährlich über die Medien erfolgt. Leider hat dies bis dato zu keinen wirklichen Änderungen im gesellschaftlichen Alltag des Bundeslandes geführt.

Trotz gut definierter Leitlinien und hervorragender Evidenz in fast allen Bereichen der Herzmedizin ist es insbesondere für Niedergelassene und Rehabilitationskliniken oft schwierig, unterschiedliche Diagnostik- und Therapiestrategien aus den verschiedenen klinischen Einrichtungen in der Behandlung der Patienten umzusetzen.

Diese beiden Aspekte gaben Anlass, dass die Präsidentin der Ärztekammer und niedergelassene Kardiologin Frau Dr. Heinemann-Meerz gemeinsam mit apl. Prof. Dr. Schlitt aus der Rehabilitationsklinik Paracelsus-Harz-Klinik Bad Suderode die Kardiologen und Herzchirurgen unseres Bundeslandes nach Quedlinburg eingeladen hatten. Ziel war es, einen Beitrag für die Verbesserung der Versorgung der herzkranken Patienten aus der Sicht von Kardiologen und Herzchirurgen durch eine landesweite Harmonisierung von Diagnostik und Therapie insbesondere an den Schnittstellen zu leisten.

Vertreter aller herzchirurgischen Zentren aus Sachsen-Anhalt, beide Universitätsklinika, das Herzzentrum Coswig und viele Kollegen aus der Niederlassung, Rehabilitationskliniken und den kardiologischen Abteilungen der Akutkrankenhäuser waren anwesend.

Es gelang in dieser Veranstaltung erstmalig, durch Vorstellung und interaktive Diskussion komplexer Themen der Kardiologie und Herzchirurgie, grundlegende Prinzipien für das gemeinsame diagnostische und therapeutische Vorgehen in der Herz-Kreislaufmedizin zu erarbeiten. Nach den Impulsreferaten zu den Themen Mitralklappeninsuffizienz, Mitraclip, Nachsorge nach biologischen Herzklappenersatz, Gerinnungshemmung (P2Y12-Hemmer) bei Koronarer Herzerkrankung, interventioneller Vorhofohrverschluss, Therapie der arteriellen Hypertonie, Herzinsuffizienz und Rehabilitation erfolgte jeweils eine offene Diskussion und abschließende TED-Abstimmung zu den strittigen Themen.

Es gelang in den meisten Punkten einen gemeinsamen Weg zu vereinbaren. Beispielhaft ist hier die Diskussion zur Gerinnungshemmung nach biologischem Aortenklappenersatz zu nennen. Hier gibt es, als eines der wenigen Themen in der Herzkreislaufmedizin, keine ausreichende Evidenz aus prospektiven Studien zum Vorgehen, so dass in den internationalen Leitlinien sehr unterschiedliche Strategien verfolgt werden. In der europäischen Leitlinie wird z. B. nach biologischem Aortenklappenersatz ohne Risikofaktoren die Gabe von ASS für drei Monate ohne folgende gerinnungshemmende Therapie empfohlen, wobei auch die Gabe einer oralen Antikoagulation in den ersten drei Monaten möglich ist (1).

Die Anwesenden diskutierten insbesondere die nach Erscheinen der Leitlinien publizierten Studien zu diesem Thema und kamen im Konsens überein, dass in Sachsen-Anhalt Patienten nach biologischem Aortenklappenersatz für drei Monate, hiernach mit ASS zu behandeln sind. Wenn Vorhofflimmern oder andere Risikofaktoren vorliegen, dann ist eine lebenslange Gabe einer oralen Antikoagulation indiziert. Weiterhin wurde die Möglichkeit einer prospektiven, randomisierten Studie zu diesem Thema in Sachsen-Anhalt diskutiert.

Dieses Beispiel zeigt, wie erfolgreich das Format der Veranstaltung Probleme durch eine offene Diskussion von niedergelassenen und in der Akutklinik inklusive der Universitätskliniken und Herzzentren sowie Rehabilitationskliniken tätigen Kardiologen und Herzchirurgen angehen kann. Eine Fortsetzung der Veranstaltung ist für das nächste Jahr geplant.

Literatur bei den Verfassern

Axel Schlitt,
Florian Höpfner

Fotos: Chris Wohlfeld