TOP-Thema beim interdisziplinären Symposium – Kontroversen in der Uro-Onkologie 2017

Selten hat ein Thema die Ärzteschaft so gespalten wie die Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer HPV-Impfung von Mädchen und Jungen. Der 2008 an Prof. W. zur Hausen verliehene Nobelpreis für Medizin ist eine wesentliche Trumpfkarte, die von Impfbefürwortern stets ausgespielt wird. In der Tat äußern sich das RKI und die ständige Impfkommission der Bundesrepublik STIKO, zumindest zur Impfung von Mädchen, im Sinne einer klaren Empfehlung. Die angestrebte Impfungsrate, um einen nachhaltigen Effekt erzielen zu können, wird in der Bundesrepublik jedoch derzeit weit verfehlt.

Impfgegner argumentieren, dass das nobelpreisgetriggerte Heilsversprechen eher dazu führe, dass die jahrzehntelang extrem erfolgreiche Gebärmutterhalskrebsvorsorge nunmehr v. a. von geimpften Frauen weniger in Anspruch genommen wird. Bisherige Impfstoffe deckten im Übrigen nur eine begrenzte Zahl der HPV-Stämme ab, so dass eine Selektion anderer Stämme und konsekutiver Karzinome möglich ist. Außerdem gebe es auch Gebärmutterhalskrebs ohne HPV. Dementsprechend wird von den Gegnern keine impfbedingte Senkung tödlicher Erkrankungen erwartet. Seit kurzem sind allerdings neue neunfach-Impfstoffvarianten am Markt verfügbar. In jedem Fall sind die Impfstoffe seit dem Nobelpreis ein hochprofitables Geschäft für die Pharmaindustrie geworden. Impfgegner werfen ihr deshalb sogar eine Beeinflussung der Nobelpreis-Entscheidung vor. So seien einzelne Mitglieder der Kommission als Berater der Pharmafirmen tätig gewesen.

Bezüglich eventueller Impfkomplikationen sind die Ansichten über Häufigkeit und Assoziation ebenfalls hochkontrovers. So kursieren Berichte von häufigen und schwersten, angeblich assoziierten neurologischen Komplikationen wie z. B. eines Guillain-Barrée-Syndroms. Die WHO widerspricht hingegen einem Zusammenhang.

Völlig unklar bleibt auch, ob die Impfung auch und vielleicht sogar vor allem männlichen Jugendlichen verabreicht werden sollte. Die Befürworter sehen hier den eigentlichen Schlüssel zur Vermeidung von meist sexuell übertragenen HPV-assoziierten Krebserkrankungen wie Zervixkrebs, Larynxkrebs, Analkrebs und Peniskrebs. Ob dabei die gleiche hohe Valenz wie bei Mädchen zum Einsatz kommen muss oder schon ältere und einfachere Impfstoffe genügen, bleibt einstweilen im Dunkeln.
Dieses Thema wird auf dem zweitägigen, letztes Jahr mit dem Otto-Award prämierten, Symposium „Kontroversen in der Urologie“ am 13.01. und 14.01.2017 in Magdeburg diskutiert werden. Je ein hochkarätiger Redner der Pro- und der Contra-Fraktion wird seine Ansicht polarisiert vortragen. Das Fazit der sicherlich hochinteressanten nachfolgenden Podiumsdiskussion wird von einem übergeordneten „Schiedsrichter“ als Take Home-Message für die Praxis gezogen.

Die Teilnahme am Symposium kostet für Ärzte aus Sachsen-Anhalt ermäßigt 89,- Euro (statt 200,- Euro für Auswärtige).

Nähere Informationen hier:
http://www.symposium-magdeburg.de

Korrespondenzanschrift:
Prof. Dr. med. Martin Schostak
Direktor der urologischen Klinik,
zertifiziertes Prostatakrebszentrum
Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.
Leipziger Str. 44
D - 39120 Magdeburg
Tel.: 0391 67 15036
Fax.: 0391 67 15094
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Literatur beim Verfasser