
Am 01. Juli 2016 wurde Herrn Dr. med. Thomas Plettner die Leitung der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Diakoniekrankenhaus Halle in Nachfolge von Herrn Prof. Dr. med. Peter Würl übertragen.
Biografische Daten
In Anhalt geboren (am 30. Januar 1963 in Dessau) und aufgewachsen, studierte ich Medizin an der Martin-Luther-Universität in Halle.
Meine chirurgische Facharztausbildung begann 1989 am Diakonissenkrankenhaus in Dresden-Neustadt (Dr. H.-J. Simon). Von 1992 bis 1999 war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Chirurgischen Universitätsklinik Halle (Prof. Dr. A. Gläser, Prof. Dr. H. Dralle). Während dieser Zeit hatte ich im Rahmen des Jung-Stipendiums die Möglichkeit für mehrere Monate als wissenschaftlicher Assistent an der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg (Prof. Dr. Ch. Herfarth) zu arbeiten. Von 1999 bis 2000 war ich Oberarzt in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie am Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau (Dr. Ch. Richter) und wechselte 2000 in gleicher Position in die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle (Dr. W. Asperger). 2003 übernahm ich hier die Funktion des leitenden Oberarztes. Meine chirurgischen Arbeitsschwerpunkte resultieren aus den Stationen meines chirurgischen Werdeganges. Diese sind: die onkologische Chirurgie insbesondere des Gastrointestinaltraktes und der Weichteile (Weichteilsarkome), die minimal-invasive Chirurgie, die Chirurgie der Schilddrüse und Nebenschilddrüsen, die Chirurgie bei chronischer Pankreatitis und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sowie der gesamte Bereich der chirurgischen Coloproktologie bei gut- und bösartigen Erkrankungen.
Die Anerkennung zum Facharzt für Chirurgie erhielt ich 1997, im Jahr 2000 für Viszeralchirurgie und 2015 für spezielle Viszeralchirurgie. 2006 erwarb ich die Anerkennung der Zusatzbezeichnung Proktologie.
Seit 1997 bin ich mit Frau Dr. med. Simone Plettner-Philipp verheiratet. Meine Freizeit ist „getaktet“ durch das Violoncello-Spiel in Kammermusik- und Orchesterbesetzung.
Zur Chirurgie am Diakoniekrankenhaus Halle
1857 wurde das Diakonissenhaus am Weidenplan in Halle gegründet. Das eigentliche Krankenhaus wurde allerdings erst zehn Jahre später am Mühlweg gebaut und 1876 wurde eine chirurgische Abteilung eingerichtet. In der Folgezeit hat das Krankenhaus, oft kriegsbedingt, viele Veränderungen erlebt. Von 1945 bis 1991 wurde der größte Teil der Gebäude als Lazarett der sowjetischen Armee genutzt. 1982 erfolgte die Umbenennung in „Diakoniekrankenhaus“. Nach vollständiger Rückübereignung und Sanierung wurde 1995 neben der bestehenden allgemeinchirurgischen Klinik vorübergehend eine eigenständige Klinik für Gefäßchirurgie etabliert (Bestand bis 2011). 1996 wurde eine thoraxchirurgische Abteilung in der Klinik für Chirurgie eröffnet, bis 1997 die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie entstand. 2011 fusionierte die Thoraxchirurgie mit der Pneumologie zur Klinik für Pneumologie, Thoraxchirurgie und Palliativmedizin.
Seit Einführung der abgestuften Organisationsstrukturen der Krankenhäuser gehört das Diakoniekrankenhaus zur Versorgungsstufe der Basisversorgung. Aufgrund der 1995 beginnenden Etablierung chirurgischer Teilgebietsstrukturen wurden Spezialleistungen im Bereich der Gefäß-, Thorax- und Viszeralchirurgie über „die am häufigsten auftretenden Krankheitsfälle“ (Definition Basisversorgung) hinaus erbracht. Im Bereich der Viszeralchirurgie ist hier erneut anzuknüpfen.
Onkologische Chirurgie
Die Tumorchirurgie bei hepatopankreobiliären, ösophagogastralen und kolorektalen Karzinomen ist ein fortwährend weiter zu entwickelnder Schwerpunkt in unserer praktischen Arbeit. Aktuell sind ontogenetisch-anatomische Dissektionsverfahren in definierten permissiven Gewebekompartimenten für eine moderne, schonende onkologische Chirurgie kennzeichnend. Eine prospektive Erfassung der chirurgischen Behandlungsqualität dieser genannten Tumoren, zusätzlich zur fortlaufenden Dokumentation im Darmkrebszentrum, werden wir als Mittel der internen Qualitätskontrolle ausbauen.
Chirurgie und Funktionalität
Eine Strategie, die wir weiter verfolgen werden, ist der Einsatz chirurgischer Techniken und Technologien, welche den perioperativen Erhalt von physiologischen Funktionskreisen adressieren. Insbesondere im Bereich der gastroösophagealen Refluxchirurgie und der kolorektalen Chirurgie sind Innovationen im Heranreifen, die zu einer Minimierung des operativen Traumas führen können. Gemeint sind Verfahren der elektrophysiologischen Stimulation und des Neuromonitorings sowie minimal-invasive Techniken der nervenorientierten Präparation. Letzteres Verfahren, angewandt im Bereich der Beckenchirurgie, zielt auf eine spezielle Schonung pelviner vegetativer Nervenplexus ab. Sämtliche genannten Methoden dienen der Sicherheit des Patienten und dem Erhalt seiner Lebensqualität.
Coloproktologie
Als neuen Schwerpunkt werden wir die Behandlung komplexer coloproktologischer Erkrankungen entwickeln. Auch hier sehen wir als einen Arbeitsschwerpunkt den Erhalt oder die Wiederherstellung der physiologischen Funktion. Ein gutes Beispiel dafür liefert die Technik der sakralen Neuromodulation bei degenerativen Beckenboden-Funktionsstörungen (Tabelle 1). Auch rekonstruktive Operationsverfahren beim Prolaps von Beckenorganen wie die laparoskopisch ventrale Netzrekto-(vagino)pexie oder die Prolapsreparation nach Sullivan oder Rehn-Delorme zielen auf einen optimalen Funktionserhalt. Das jeweils zur Anwendung kommende Operationsverfahren, ggf. in Kombination, ist immer in einer Einzelentscheidung patientenindividuell festzulegen. Zur rein konservativen Behandlung ausgewählter proktologischer Krankheitsbilder oder zur postoperativen Nachbehandlung bzw. -kontrolle haben wir über unser Medi-zinisches Versorgungszentrum, die Poli Reil, eine coloproktologische Sprechstunde am Standort eingerichtet.
Sakrale Neuromodulation, eigene Ergebnisse
(10/ 2007 – 10 /2016)
Patientencharakteristik (n=66)
Alter (Jahre) 61,6
Männer/Frauen 10/56
Indikation
Anale Inkontinenz
Idiopathisch 37
LARS 8
Fistulektomie 7
Neurogen 4
Sklerodermie 1
Anorektale Fehlbildung 1
Obstipation 8
PNE-Test
Temoräre Elektrode 58x
PNE negativ 15x
Erfolgsrate (%) 74
Permanente Elektrode 8x
PNE negativ 0
Erfolgsrate (%) 100
Foramen S3 47
Foramen S4 11
Permanente Stimulation
unilateral 44x
bilateral 7x
Morbidität (%) 1,5
Mortalität (%) 0
PNE – periphere Nerven-Evaluation, LARS – low anterior rectum resection syndrome
Tabelle 1
Alterschirurgie
Ein Spezifikum des Diakoniekrankenhauses in Halle ist die Klinik für Geriatrie und Geriatrische Tagesklinik. Der Anteil der Patienten und Patientinnen des Krankenhauses oberhalb von
70 Jahren liegt bei circa fünfzig Prozent. Dies spiegelt sich nicht im gleichen Maße in der Viszeralchirurgie wider, doch ist immerhin jeder dritte Patient dieser Alterskohorte zugehörig. Dies bedeutet, dass wir Behandlungsindikationen und -methoden nicht allein auf Leitlinienkonformität und Machbarkeit reduzieren, sondern uns mitunter auf die alleinige Wiederherstellung eines lebenswerten Alltags beschränken. Priorität hat für uns ein komplikationsloser Verlauf.
Ausblick
Durch die enge Verzahnung von Diakoniekrankenhaus und Medizinischem Versorgungszentrum Poli Reil sind wir in der Lage, kontinuierlich und ohne Informationsverlust, ambulante und stationäre Behandlung zu koordinieren. Diesen Umstand wollen wir für die Bildung eines zertifizierten Adipositaszentrums nutzen. Die aktuelle Ausgangslage ist durch eine fortschreitende Etablierung wissenschaftlich fundierter Therapiekonzepte für adipöse Patienten und einem steigenden Behandlungsbedarf gekennzeichnet. Letzterem steht eine Versorgungslücke in Sachsen-Anhalt entgegen, welche es zu schließen gilt.
Im Spannungsfeld zwischen medizinischem Fortschritt, einer alternden Bevölkerung und unserer wirtschaftlichen Verantwortung wird unser ärztliches Handeln in erster Linie von den individuellen Nöten und Bedürfnissen unserer Patienten geleitet sein. Die Goldene Regel lautet: „Zuerst einmal nicht schaden.“ Und: „Das Wohl des Kranken sei das höchste Gesetz.“. Diese Codices bestimmen unsere ärztliche Indikationsstellung. Auf deren effektive Umsetzung ist betriebswirtschaftliches Denken zu richten. Dem Einklang von medizinischer Ethik und marktwirtschaftlicher Ökonomie gebührt unsere fortwährende Aufmerksamkeit.
Korrespondenzanschrift:
Diakoniekrankenhaus Halle
Mühlweg 7, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345/7786-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!