
Nachruf für Dr. med. Gisela Prillwitz * 1940 – † 2016
Am 19.11.2016 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit unsere Freundin und Kollegin Dr. med. Gisela Prillwitz. Sie war Fachärztin für Innere Medizin und als Oberärztin mehr als 20 Jahre an der Inneren Klinik der Pfeifferschen Stiftungen unter Chefarzt Dr. Helmut Kahl tätig. Wir, die ehemaligen Kollegen/Kolleginnen und Freundinnen haben mit ihr eine treue Wegbegleiterin und geschätzte Ratgeberin verloren.
Gisela Prillwitz wurde in Gallensow (Westpreußen) als ältestes von 3 Kindern geboren. Sie gehörte mit ihrer Mutter und den beiden Geschwistern zu den Kriegsflüchtlingen aus den östlichen Gebieten, die sich im Nachkriegsdeutschland (in Stendal/Altmark) wiederfanden und dort ohne Vater (er war lange Zeit vermisst, dann für tot erklärt) eine neue Existenz aufbauen mussten. Sie war eine gute Schülerin, musste aber nach der 8. Klasse abgehen, um frühestmöglich zum Unterhalt der Familie beitragen zu können. Ihre alleinerziehende Mutter mit drei Kindern hatte es auch in den 50er Jahren in der DDR nicht leicht.
Nach dem Berufsabschluss als Stenotypistin/Sekretärin arbeite Gisela Prillwitz einige Jahre in Stendal und holte an der Abendschule sowohl den Abschluss der 10. Klasse als auch das Abitur nach. Nach dem Erreichen der Hochschulreife bemühte sie sich in Magdeburg um einen Studienplatz für Medizin und wurde 1967 mit 27 Jahren immatrikuliert. Das Studium konnte sie nach den damals üblichen 6 Jahren erfolgreich beenden (1973). Es folgte nahtlos die Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin im Krankenhaus Altstadt Magdeburg, die sie 1980 abschloss. Kurz nach Erlangen der Facharztanerkennung wechselte sie in die Innere Klinik der Pfeifferschen Stiftungen, wo sie bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben als Oberärztin tätig war.
Alle, die mit ihr zusammen arbeiteten, werden Gisela Prillwitz als sehr engagierte, Empathie ausstrahlende, fachlich kompetente und sehr zielstrebige Kollegin in Erinnerung haben. Die Patienten fühlten diese hohe Kompetenz und innere Zuwendung und waren ihr gern treu, teilweise auch über die Arzt-Patientenbeziehung hinaus.
In den Pfeifferschen Stiftungen kümmerte sie sich zunächst neben allen anderen Aufgaben als Oberärztin um alkoholkranke Patienten in Zusammenarbeit mit der Alkoholikerberatungsstelle der Stadt Magdeburg. Außerdem war sie maßgeblich an der Einführung der Ultraschalldiagnostik an der Klinik in den 80er Jahren beteiligt. Später widmete sie sich in ganz besonderem Maße der Palliativmedizin, leitete die Palliativstation und arbeitete so auch an der Konzeption zum Aufbau des Hospizes in den Pfeifferschen Stiftungen mit.
2001 beendete sie ihre Berufstätigkeit in Magdeburg und zog um nach Beuster in der Altmark, wo sie dann gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin Veronika Benecke in einem wunderschön ausgebauten Pfarrhaus ihren Lebensmittelpunkt hatte. In der Altmark engagierte sie sich ehrenamtlich als „Grüne Dame“ im Krankenhaus Seehausen und als Hospizbegleiterin im Hospiz des Johanniterkrankenhauses Stendal. Welche wichtigen, zutiefst menschlichen Leistungen, gerade diese Tätigkeiten waren, wurde in dem Trauergottesdienst für Gisela Prillwitz noch einmal im ganz besonderen Maße gewürdigt. In ihrem neuen Heimatort Beuster an der Straße der Romanik engagierte sie sich auch für den Erhalt der großen romanischen Kirche
St. Nikolai und arbeitete im Verein „Kinder von Tschernobyl“ mit, der speziell Kindern aus der Umgebung von Tschernobyl jährlich unbeschwerte Ferientage in der Altmark ermöglicht.
Für Familie, Freunde und Freundinnen hatte Gisela Prillwitz immer ein offenes Ohr und Herz und meist auch eine sehr gute „offene Küche“. Sie war gemeinsam mit ihrer Partnerin eine ausgezeichnete Gastgeberin. Ihr Hobby war der liebevoll angelegte Garten, in dem es das ganze Jahr grünte und blühte und dessen Erträge in der Küche verarbeitet wurden. Von der Terrasse im Garten konnte man in jedem Sommer den Störchen, die auf einer benachbarten alten Scheune ihr Nest schon viele Jahre nutzten, bei der Aufzucht ihrer Jungen zuschauen. Wir hätten Gisela Prillwitz diese Idylle von Herzen noch einige Jahre gegönnt.
Trotz schon bestehender gesundheitlicher Einschränkungen, die sie in großer Geduld und Tapferkeit ertrug, wurden alle von ihrer plötzlichen schweren Erkrankung überrascht. Viele schöne Erinnerungen verbinden uns mit ihr und wir sind sehr dankbar, dass wir ihr Freundin und Kollegin sein konnten.
Dr. med. Cornelie Kühne,
Dr. med. Brigitte Rappholz