Erste deutschlandweite multizentrische Studie der Nachwuchsgruppe der deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) startet

Die Arbeitsgemeinschaft „junge DEGRO“ (jDEGRO) wurde 2014 als Nachwuchsgruppe der deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) gegründet und engagiert sich seitdem erfolgreich als Vertretung junger Radioonkologen, Radiobiologen und Strahlenphysiker in den Bereichen Forschung und ärztliche Weiterbildung. Ein besonders ehrgeiziges Ziel der jDEGRO war der Aufbau eines deutschlandweiten Forschungsnetzwerkes junger Radioonkologen mit dem Ziel der Entwicklung eigenständiger multizentrischer Forschungsprojekte. Im Rahmen einer ersten Ausschreibung wurde 2016 unter einer Vielzahl eingegangener Forschungsideen eine Fragestellung ausgewählt, welche nun als erstes Gemeinschaftsprojekt der Nachwuchswissenschaftler umgesetzt werden soll.

Für den Standort und die Universitätsmedizin in Halle (Saale) ist es besonders erfreulich, dass der Projektvorschlag von Dr. Christian Ostheimer und Dr. Daniel Medenwald, beide Ärzte an der Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie, ausgewählt worden ist. Damit verbunden ist auch die Leitung und Koordination der Studie durch beide Wissenschaftler.

Konkret wird in dem Projekt die prognostische Aussagekraft von Tumorvolumen und dessen Veränderungen in der definitiven Radio(chemo)therapie des lokal-fortgeschrittenen Bronchialkarzinoms (NSCLC) im Fokus stehen. Das Bronchialkarzinom ist einer der häufigsten Tumoren in Deutschland, welches einen komplexen therapeutischen Ansatz unter der Beteiligung vieler Fachdisziplinen verlangt. Allerdings stellen gerade fortgeschrittene Erkrankungsfälle eine besondere Herausforderung dar, wobei die Strahlentherapie hier eine Schlüsselrolle einnimmt. Für die beteiligten Mediziner ist es bislang jedoch schwierig, Patienten frühzeitig zu erkennen, die nur ungenügend auf die Therapie ansprechen. In der kurativ-intendierten Therapie des lokal fortgeschrittenen NSCLC ist neben üblichen Prognosefaktoren wie N-Status auch die Tumorgröße (T-Stadium) prognostisch relevant. Dennoch besteht keine Kongruenz zwischen dem T-Determinator und dem eigentlichen Tumorvolumen, sodass letzteres möglicherweise zusätzliche prognostische Informationen liefern könnte, die über die des T-Stadiums hinausgehen. Hinzu kommt, dass die TNM-Klassifikation primär chirurgisch orientiert ist, womit deren prognostische Aussagekraft dann limitiert sein könnte, wenn die Chirurgie nicht Therapie der ersten Wahl ist. In der definitiven Radiotherapie des lokal fortgeschrittenen NSCLC ist die Datenlage bzgl. der prognostischen Bedeutung des sog. „gross tumor volume“ (GTV) bis dato jedoch teilweise widersprüchlich, insbesondere in Bezug auf Tumorvolumenveränderungen unter Radiotherapie. Einerseits basieren die Studien größtenteils auf kleinen Patientenzahlen und überlappenden Patientenkollektiven. Darüber hinaus sind GTV-Definition und -Bestimmungszeitpunkte in den Studien sehr heterogen, womit in summa die eher spärlichen Studienergebnisse kaum vergleichbar sind.

Der Beantwortung dieser zentralen Frage soll sich mit Beginn dieses Jahres das Gemeinschaftsprojekt der jungen DEGRO widmen. Bisher beteiligen sich bereits 17 Universitätskliniken für Strahlentherapie in Deutschland und der Schweiz. Mittelfristig sollen innerhalb von zwei Jahren historische Daten von über 700 Patienten analysiert werden, was diese Studie gleichzeitig zur größten weltweit machen würde, die sich mit einer solchen Fragestellung bisher beschäftigt. Auf Grundlage dieses umfassenden Datensatzes lassen sich so wichtige prognostische Informationen noch während der laufenden Therapie gewinnen, was weitreichende Konsequenzen für sich anschließende Therapieentscheidungen haben kann. Das Projekt wird durch die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) sowie die Arbeitsgemeinschaft Radiologische Onkologie (ARO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) gefördert (Fördernummer ARO-2017-01).

Für Anfragen zur Studie sowie Studienteilnahme bitten wir um eine Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Korrespondenz:

Dr. med. Daniel Medenwald

Dr. med. Daniel Medenwald
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie
Ernst-Grube-Str. 40, 06120 Halle (Saale)
Tel.: 0345 557 3453/4027
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

Dr. med. Christian Ostheimer

Dr. med. Christian Ostheimer
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie
Ernst-Grube-Str. 40, 06120 Halle (Saale)
Tel.: 0345 557 3432
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 
Fotos: Uniklinikum Halle (Fotostelle)