Der neueste Herzbericht zeigt wiederum, dass in Sachsen-Anhalt die Herzinfarktsterblichkeit fast doppelt so hoch ist wie beispielsweise in den südlichen und westlichen Bundesländern. Als wichtigen Faktor, der dieses Problem bedingt, identifizierte die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung das Fehlen von zertifizierten Chest-Pain-Units (CPU = „Brustschmerz-Einheit“) in Gebieten mit besonders hoher Infarktsterblichkeit wie z. B. Sachsen-Anhalt. CPU sind hochspezialisierte Klinik-Abteilungen, die rund um die Uhr Brustschmerzpatienten schnellstmöglich als Infarktpatienten erkennen und entsprechend der aktuellen Leitlinien behandeln.
Am Jahresanfang hat die Klinik für Kardiologie und Diabetologie des Klinikums Magdeburg (Leitung: apl. Prof. Dr. med. H. Schmidt) das Re-Zertifizierungsaudit für die einzige CPU im Norden Sachsen-Anhalts absolviert. Geprüft wurden die personelle Ausstattung der Klinik und die Dienstpläne hinsichtlich der Besetzung mit interventionellen Kardiologen. Weiterhin wurden die technische Ausstattung der Klinik (Herzkatheterlabor, Hybrid-OP) sowie die regelmäßige Teilnahme der interventionellen Kardiologen an Weiterbildungen und auch das Vorhandensein aktueller Behandlungspfade zur Infarktbehandlung sowie deren Umsetzung in der Praxis evaluiert.
Das Votum des Auditors der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung war positiv. Besonders hervorgehoben wurden die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher, an der Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen beteiligter Fachrichtungen sowie die technische Ausstattung des Klinikums. Entscheidendes Qualitätskriterium für die Zertifizierung aber war, dass versierte Fachärzte für Kardiologie, die regelmäßig Herzinfarkte per Katheter behandeln, 365 Tage im Jahr 24 Stunden den Bereitschaftsdienst der Klinik absichern. Somit bietet die Klinik für Kardiologie und Diabetologie des Klinikums Magdeburg mit der CPU in Magdeburg und Umgebung allen Herznotfallpatienten und Patienten mit akuten Brustschmerzen eine optimale Diagnostik und Therapie nach aktuellen Leitlinien. Um die Arbeit der CPU zu optimieren, entwickelten wir nach der Erstzertifizierung der CPU 2014 ein Curriculum für „Pflegeexperten/Pflegeexpertinnen CPU“. Im Rahmen dieses Kurses erhielten sechs Pflegekräfte 12 Monate theoretisch und praktisch eine besondere Ausbildung für die speziellen Anforderungen der CPU. Die Weiterbildung umfasste theoretische Kurse (z. B. „Behandlung des STEMI“, „Therapie des NSTEMI“ oder „Behandlung der Lungenembolie“) und praktische Trainingsperioden (Hospitationen im Herzkatheterlabor der Klinik, Praktikum in der Funktionsabteilung, Reanimationstraining). Anlässlich der Re-Zertifizierung haben die ersten sechs Pflegekräfte den Kurs bestanden und können somit ab sofort ihre Expertise in die Arbeit auf der CPU einbringen. Da derzeit nur ein zertifizierter Kurs in der BRD zur Ausbildung von CPU-Pflegepersonal zugelassen ist, ist das Klinikum Magdeburg bestrebt, das Curriculum bei der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung zur Zertifizierung einzureichen.
Korrespondenzanschrift:
apl. Prof. Dr. med. habil. H. Schmidt, MHBA
Stellv. Ärztlicher Direktor
Chefarzt des Zentrums für Innere Medizin
Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Diabetologie
Grit Zwernemann, Pflegedirektorin
Heike Gabriel, Pressesprecherin
Klinikum Magdeburg gGmbH
Birkenallee 34, 39130 Magdeburg
Tel.: 0391/7915301, Fax: 0391/7915303
E-Mail: Hendrik.Schmidt@Klinikum-Magdeburg.de