Gebauer B1, Pohl T1 , Marx Y1, Fellmer-Drüg E, Jünger J3 und Reschke K2
1 Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
2 Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.
3 Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP)
Vom 19. bis 21. Oktober 2018 fand die nationale Summerschool „Arzt-Patient-Kommunikation“ für Studierende im neuen Ausbildungszentrum – dem MAMBA Skillslab – der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg statt.
Diese Summerschool stellte das zweite Modul im Qualifizierungsprogramm „Studentische/r Kommunikationstrainer/in“ für Lehre und Prüfung dar. Das Train-the-Trainer-Programm unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jana Jünger am Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) war auf Basis von Vorarbeiten (Fellmer-Drüg et al., 2014) aus einem nationalen Projekt zur Entwicklung eines Mustercurriculums Kommunikation in der Medizin (kurz LongKomm) heraus entwickelt und 2015 implementiert worden.
Seitdem wurden jährlich knapp 20 Studierende aus ganz Deutschland geschult. Diese sollen die erlernten Kompetenzen an ihren Heimatfakultäten nutzen, um in studentisch (co-)geleiteten Veranstaltungen die kommunikativen Fähigkeiten ihrer Kommilitonen und Kommilitoninnen zu verbessern und zu helfen, geeignete Lehrkonzepte aufzubauen. Die Ausbildung zur studentischen Kommunikationstrainerin und zum Kommunikationstrainer besteht aus sechs Modulen, die sowohl zentral als auch an den jeweiligen Heimatfakultäten belegt werden. Enthalten sind u. A. Vertiefungsmodule z. B. zu interprofessioneller Zusammenarbeit und Kommunikation oder Prüfungen in der Medizin sowie Einheiten zur Qualitätssicherung und Reflexion, wie in Form von Supervision. Im Oktober 2018 schlossen die ersten acht Studierenden das Qualifizierungsprogramm ab und konnten ihr Zertifikat während eines Festaktes am IMPP in Mainz entgegennehmen.
An der dreitägigen Schulung in Magdeburg nahmen insgesamt 16 Teilnehmer/innen aus ganz Deutschland teil, darunter auch drei Studierende der Universitätsmedizin Magdeburg. Das interdisziplinäre Dozierenden-Team bestand aus zwei erfahrenen Dozentinnen des IMPP und vier Dozierenden der Universitätsmedizin Magdeburg. Die Zielgruppe dieser Summerschool sind Studierende der klinischen Semester, die entweder bereits Tutorien im Bereich kommunikativer Fähigkeiten anbieten oder diese künftig leiten wollen. Aktuell wird an der Magdeburger Fakultät ein Kurs zum Training der Arzt-Patient-Kommunikation im zweiten Studienjahr im Fach Medizinische Psychologie implementiert, in dem die im Rahmen der Summerschool geschulten studentischen Tutoren im Unterricht eingesetzt werden.
Der erste Schulungstag diente der Sicherung und Auffrischung der Inhalte des ersten Moduls des Programms, welches im Juli 2018 in Tübingen stattgefunden hatte. Dieses war auf die Grundlagen der Didaktik sowie Gruppenleitung, insbesondere im Tutorien-Setting des sogenannten „Peer-Learning“, ausgerichtet. Zudem nahm das Training eines „guten“ und konstruktiven Feedbacks einen wichtigen Teil der Schulung ein. Der zweite Abschnitt rückte nun die Lehre der kommunikativen Kompetenzen in den Mittelpunkt.
Die Erarbeitung von Grundlagen einer guten Arzt-Patient-Kommunikation und Anamneseführung stand im Fokus des zweiten Schulungstages. Die Teilnehmenden schlüpften selbst in die Rolle der Lehrenden, als es an die Simulation von Tutorien zum Training kommunikativer Fähigkeiten ging. Um die Simulation möglichst realistisch zu gestalten, übernahmen professionelle und hierfür trainierte Schauspieler/innen die Rollen der Patientinnen und Patienten („Simulationspatient/innen“). Im Anschluss erfolgten eine Reflexion dieses Moduls und die Ergebnissicherung des Gelernten.
Am letzten Tag der Schulung standen die persönlichen kommunikativen Fertigkeiten der Teilnehmenden im Mittelpunkt. Auch hier wurden Schauspieler/innen eingesetzt, um herausfordernde Situationen der Arzt-Patient-Kommunikation zu üben – beim Überbringen einer Krebsdiagnose an eine 25-jährige Architekturstudentin kurz vor ihrem Abschlussexamen, im Gespräch mit einem verheirateten Familienvater, der heimlich seine Homosexualität auslebt und nun Angst vor einer HIV-Infektion hat und schließlich im Gespräch mit einem Pharma-Vertreter, dessen Befunde im Rahmen einer Routineuntersuchung deutliche Hinweise auf einen Alkoholmissbrauch liefern. Die Teilnehmenden konnten hier in einem geschützten Rahmen in die Arztrolle schlüpfen und erste eigene Erfahrungen mit diesen herausfordernden Gesprächssituationen sammeln. Danach bekamen sie ein systematisches Feedback aus Perspektive der studentischen Beobachtergruppe und der Simulationspatient/innen. Die Dozierenden gaben ergänzende Hinweise und Handlungsempfehlungen. Im Anschluss wurde den Studierenden ein Ausblick auf das oben genannte Qualifizierungsprogramm gegeben und die Schulung evaluiert.
Simulationspatientinnen und Simulationspatienten (SP) sind seit Beginn fester Bestandteil der nationalen Summerschool. Ihr Einsatz in der Lehre kommunikativer und klinisch-praktischer Fertigkeiten hat sich bewährt (Barrows, 1993; Hattie & Timberley, 2007; Schlegel et al., 2012). Da ein SP-Programm an der Medizinischen Fakultät in Magdeburg noch nicht existiert, wurden die SP hier extern akquiriert und spezifisch für die Summerschool trainiert. Der Einsatz von Simulationspatienten/innen ist auch für Magdeburg unbedingt notwendig, um die Anforderungen des „Masterplans Medizinstudium 2020“ an die Lehre und Prüfung kommunikativer Kompetenzen umzusetzen. Der Einsatz von Simulationspatienten/innen erlaubt den Studierenden auf einzigartige Weise, (schwierige) Gesprächssituationen zunächst im geschützten und gleichzeitig realitätsnahen Setting zu üben, bevor Gespräche mit „echten“ Patienten stattfinden. Mithilfe von Simulationseinheiten können ganz gezielt spezifische ärztliche Fertigkeiten (wie die Aufklärung oder die Durchführung einer Untersuchungsprozedur) fokussiert und auf den Erfahrungsstand der Lernenden zugeschnitten werden. So erlauben sie darüber hinaus eine Beurteilung anhand objektivierbarer Kriterien und ein fundiertes Feedback. Von den Magdeburger Kolleginnen wurde ein umfangreiches Rahmenprogramm rund um die Tutorenschulung organisiert. Dieses umfasste nicht nur die Möglichkeit zum Austausch und „Networking“ in Magdeburger Lokalitäten, sondern auch eine historische Stadtführung. Neben den beschriebenen Ausbildungsinhalten konnten die externen Teilnehmenden somit auch die Stadt Magdeburg authentisch kennenlernen.
Quellenangaben:
- Fellmer-Drüg, E., Drude, N., Sator, M., Schultz, J.-H., Irniger, E., Chur, D., Neumann, B., Resch, F. & Jünger, J. (2014) Einführung eines Curriculums zur medizindidaktischen QUalifizierung von studentischen TutorInnen mit Abschlusszertifikat. GMS Zeitschrift für medizinische AUsbildung. 31.
- Barrows, H. S. (1993). An overview of the uses of standardized patients for teaching and evaluating clinical skills. Academic Medicine, 68, 443-453.
- Hattie, J., Timberley, H. The power of feedback. In: Review of Educational Research, 77 (1), 2007, S. 81-112
- Schlegel, C., Woermann, U., Shaha, M., Rethans, J. J. & van der Vleuten, C. Effects of communication training on real practice performance: a role-play versus a standardized patient module. In: The Journal of nursing education, 51 (1), 2012, S. 16-22. Doi: 10.3928/01484834-20111116-02
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: Masterplan Medizinstudium 2020 2017.
Interessenkonflikte: Die Verfasser/innen waren leitend bzw. als Dozentinnen und als Dozent an der Summerschool beteiligt.
Korrespondierender Autor
Björn Gebauer, ehemaliger Studierender der
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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