im Rahmen der feierlichen Urkundenübergabe 2019

5. „Erxleben Lecture“ in der Aula des Löwengebäudes der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
5. „Erxleben Lecture“ in der Aula des Löwengebäudes der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Am 5. Oktober sind in feierlichem Rahmen die Urkunden an Promovendinnen und Promovenden, Habilitandinnen und Habilitanden sowie goldene Doktorjubilare der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) vergeben worden. Fünf Doktorarbeiten, die mit dem Gesamtprädikat „summa cum laude“ abgeschlossen wurden, sind von Prorektorin Prof. Dr. Johanna Mierendorff zudem mit Luther-Urkunden der Universität Halle ausgezeichnet worden.

Prof. Dr. Sabine C. Herpertz
Prof. Dr. Sabine C. Herpertz

Der Festvortrag, die „Erxleben Lecture“, war Programmbestandteil des akademischen Festaktes in der Aula des Löwengebäudes der MLU. In diesem Jahr hielt diesen Prof. Dr. Sabine C. Herpertz von der Universitätsmedizin Heidelberg, die zuvor von der Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Dr. Simone Heinemann-Meerz, kurz vorgestellt wurde.

Herpertz sprach zum Thema „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt: Beiträge aus der Psychopathologie und Neurobiologie zum Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung“.

Herpertz ist promovierte Ärztin und wurde in Psychiatrie und Psychotherapie habilitiert. Seit 2009 ist sie Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Psychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg, Ärztliche Direktorin der gleichnamigen Klinik und geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin.

Ihre neurologische und neurowissenschaftliche Forschung und die Veränderungen, die sie dabei bei Betroffenen gefunden hat, waren Gegenstand des Vortrags. „Das ist mein Hauptforschungsgebiet. Ich bin bereits sehr früh in Kontakt mit emotional instabilen Patienten gekommen und mein Anliegen war und ist es, sie besser verstehen zu können – gerade, weil sie auf andere oft schwierig, manipulativ und aggressiv wirken“, sagte Herpertz.

v. l.: Dr. Simone-Heinemann-Meerz, Prof. Dr. Sabine C. Herpertz und Prof. Dr. med. Michael Gekle
v. l.: Dr. Simone Heinemann-Meerz, Prof. Dr. Sabine C. Herpertz und Prof. Dr. med. Michael Gekle

Sie habe sich sehr gefreut, dass sie als Referentin für die „Erxleben Lecture“ eingeladen worden sei. „Es gibt zwar seit etwa 20 Jahren positivere Entwicklungen für Wissenschaftlerinnen, aber Frauen sind in den ‚großen klinischen Fächern‘ nach wie vor Ausnahmen. Deswegen müssen Frauen speziell gefördert werden, insbesondere auch dahingehend, dass sie ihren eigenen akademischen Karriereweg gehen können“, sagt Herpertz. Eine Veranstaltung wie die „Erxleben Lecture“ stelle Frauen aus der Wissenschaft in den Mittelpunkt, zeige damit Rollenvorbilder und mache anderen Frauen Mut. Und sie habe, verriet sie, auch einen persönlichen Bezug, der ein wenig an Dorothea Erxleben, die erste promovierte Ärztin Deutschlands, erinnere: Herpertz‘ Mutter sei direkt nach dem Zweiten Weltkrieg die einzige Medizinstudentin in Marburg gewesen und habe es sicher nicht leicht gehabt. Deshalb sei sie dafür dankbar und schätze es sehr wert, was Frauen über die Jahrhunderte und Jahrzehnte für andere Frauen erreicht haben.

v. l.: Prof. Dr. Sabine C. Herpertz und  Dr. Simone Heinemann-Meerz
v. l.: Prof. Dr. Sabine C. Herpertz und Dr. Simone Heinemann-Meerz

„Es scheint, dass Gleichstellung auch in den höheren Etagen langsam ankommt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat beispielsweise nun erstmals seit ihrer Gründung eine Präsidentin. Unsere ‚Erxleben Lecture‘ trägt ihren Teil dazu bei, die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft zu erhöhen und die Bandbreite der Forschungsgebiete aufzuzeigen, in denen Frauen erfolgreich sind“, sagte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Gekle.

Die Festveranstaltung zur Urkundenverleihung bestand neben der Lecture aus einer musikalischen Einleitung sowie der Begrüßung der Festgemeinschaft und einer kurzen Einführung vom Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. med. Michael Gekle. Danach hielt die Prorektorin für Personalentwicklung und Struktur der Universität Halle, Prof. Dr. phil. Johanna Mierendorff, ein Grußwort.

Nach der „Erxleben Lecture“ und einem musikalischen Intermezzo erfolgte die Übergabe der Urkunden zunächst an fünf Goldene Doktorjubilare, danach an neun Habilitandinnen und Habilitanden und als Abschluss an die Doktorandinnen und Doktoranden, diesmal 95, wovon jedoch einige nicht persönlich anwesend sein konnten. Die Veranstaltung endete dann ebenfalls musikalisch.

Die Erxleben Lecture wurde 2015 anlässlich des 300. Geburtstages Dorothea Erxlebens, die 1754 in Halle als erste Ärztin Deutschlands promoviert wurde, von der Medizinischen Fakultät Halle und der Ärztekammer Sachsen-Anhalt unter Schirmherrschaft von Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard ins Leben gerufen. Die erste Lecture hielt Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll.

| Pi Universitätsmedizin Halle

Foto: Fotostelle UKH, Arvid Rostek