(* 20. Oktober 1937 – † 25. Juni 2020)
„Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.“ (Dietrich Bonhoeffer)
Dr. Herfried Köpernik starb am 25. Juni 2020 im Alter von 82 Jahren. In tiefem Schmerz verabschieden wir Dr. Herfried Köpernik als einen Arzt aus Leidenschaft, eine Führungsperson mit Schaffenskraft, einen guten Freund und Wegbegleiter sowie einen Menschen mit hohem Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Patienten und humanistischem Gedankengut.
Beruflich verlieren wir eine herausragende Persönlichkeit, die mit höchster fachlicher Kompetenz und großem persönlichen Einsatz das Carl-von-Basedow Klinikum Merseburg über Jahre hinweg entscheidend geprägt hat. Sein großes Engagement für alle Patienten und für das Personal verdient eine besondere Würdigung.
Menschlich verlieren wir alle mehr. Für viele von uns war Dr. Herfried Köpernik ein Vorbild, dessen Meinung wir sehr schätzten, denn er lebte jene Tugenden, die ihm persönlich wichtig waren, wie Tatkraft, Ehrlichkeit, Redlichkeit, Aufrichtigkeit, Entscheidungsfreude, Souveränität und Willensstärke.
Dr. Herfried Köpernik wurde am 20.10.1937 in Reichenberg, dem heutigen Liberec in Nordböhmen, geboren. Aus dem Sudetenland stammend, verlebte seine Familie ab 1945 die ersten Jahre im Lager in Schkopau. Mit 17 Jahren legte er das Abitur im Domgymnasium Merseburg ab. Er zählte zu den Jahrgangsbesten und begann im Anschluss das Studium der Humanmedizin an der Martin-Luther-Universität in Halle. In zügigen Zeitschritten erfolgte die Pflichtassistenz, seine Approbation im 23. Lebensjahr und 1961 die Promotion an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Eigentlich wollte er Allgemeinmediziner werden, doch gebraucht wurden Gynäkologen. Er arbeitete als Assistenzarzt am damaligen Kreiskrankenhaus Merseburg und erwarb 1967 seine Facharztanerkennung für Gynäkologie und Geburtshilfe und wurde kurz darauf zum Oberarzt ernannt.
Nach fast sechs Jahren im Barbara-Krankenhaus in Halle (Saale) nahm er 1977 die Stelle als Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im Merseburger Krankenhaus an. Dort blieb er 41 Jahre bis zu seinem beruflichen Ruhestand im Jahr 2002.
Vieles hat sich in dieser Zeit ereignet. Nicht nur, dass es in den 1960er Jahren 2.500 Geburten pro Jahr gab. Er erlebte die Einführung der „Antibabypille“ und so manche alltägliche Schwierigkeit. So kaufte die ehemalige DDR damals 12 Ultraschallgeräte ein, aber keines für den Bezirk Halle. Erst ein Gespräch auf Ministerebene mit dem Hinweis, dass die Arbeiter im Chemiewerk Buna und Leuna das Geld verdienen, bekam Merseburg auch so ein modernes Gerät. In der Universitätsklinik Halle gab es damals „lange Gesichter“, erzählte Dr. Köpernik. Der Chefarzt entwickelte die Geburtshilfe in Richtung Geburtsmedizin und führte die Ultraschall-Diagnostik ein. Die Aus- und Weiterbildung junger Ärzte war ihm ein wichtiges Anliegen und er stellte dieses in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Seinen Schülern wird Dr. Herfried Köpernik stets in dankbarer Erinnerung bleiben.
Dr. Herfried Köpernik war Vorstandsmitglied der ersten gewählten Ärztekammer in Sachsen-Anhalt und hat viele Jahre ehrenamtlich in verschieden Weiterbildungs- und Prüfungskommissionen mitgearbeitet. Von 1991 bis 2006 war er Mitglied im Aufsichtsausschuss der Ärzteversorgung Sachsen-Anhalt und hat wichtige zukunftsorientierte Entscheidungen beim Aufbau des Versorgungswerkes mitgetragen. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand setzte er sich als Aufsichtsratsmitglied des Klinikums und als Patientenfürsprecher für die Belange des Carl-von-Basedow-Klinikum Merseburg und seiner Patienten ein.
Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seiner Ehefrau und seinen drei Söhnen mit ihren Familien. Das ehrende Gedächtnis an einen vorbildlichen Kollegen wird uns Vermächtnis bleiben, seiner in Achtung zu gedenken.
Im Namen der Ärzteversorgung Sachsen-Anhalt und seines Freundeskreises.
Dr. Ulrich Kuminek
Gerbstedt
Foto: privat