Vernetzungstreffen von Ethikberater*innen in Mitteldeutschland und virtuelle Podiumsdiskussion stoßen auf breite Resonanz

Über das kontroverse Thema der assistierten Selbsttötung und über weitere klinisch-ethische Herausforderungen diskutierten am 12. November 2020 mehr als 130 Teilnehmende des 2. Ethiktages, veranstaltet vom Klinischen Ethikkomitee (KEK) am Universitätsklinikum Halle (UKH).
Bei der ganztägigen Veranstaltung, die dieses Jahr aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie als Onlineveranstaltung durchgeführt wurde, standen diesmal die klinisch-ethischen Beratungsangebote in der Region sowie die Implikationen der im Februar 2020 verkündeten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungswidrigkeit des Paragraphen 217 StGB im Fokus.
Vernetzung und Qualitätssicherung.
Austausch Klinischer Ethikkomitees in Mitteldeutschland
Den Auftakt des Ethiktages bildete ein Vernetzungstreffen von Vertreter*innen der Klinischen Ethik in Mitteldeutschland. In den letzten Jahren haben sich Ethikberatungsangebote sowohl in der Klinik als auch im außerklinischen Bereich an vielen Orten etabliert. Um einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, luden das KEK des UKH und der Arbeitsbereich Klinische Ethik des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) die Mitglieder verschiedener Ethikkomitees und anderer institutionalisierter Ethikberatungsstrukturen Mitteldeutschlands zum Austausch- und Vernetzungstreffen ein. Im Anschluss an die Begrüßung durch Prof. Michael Bucher, Vorstandsvorsitzender des KEK am UKH, tauschten sich etwa 30 Vertreter*innen unterschiedlicher Einrichtungen über ihr Angebotsspektrum, Herausforderungen und die Erfahrungen aus ihrer Beratungspraxis aus. Schwerpunkte der Diskussion waren die verwendeten Methoden der Fallberatung sowie die Qualitätssicherung der klinisch-ethischen Unterstützungsangebote.
Klinisch-ethische Falldiskussionen und kontroverse Diskussionen.
Öffentlicher Teil des Ethiktages
In der ersten öffentlichen Plenarveranstaltung „Fälle aus der Klinischen Ethik“ standen Kasuistiken aus der Praxis dreier KEKs im Mittelpunkt der Diskussion. Den Anfang, der vom Geschäftsführer des KEK am UKH, Andre Nowak, moderierten Veranstaltung machten Anna Urbach, Dr. Anke Rißmann und Prof. Eva Brinkschulte von der Universitätsmedizin Magdeburg mit der Darstellung und Diskussion eines Falles aus der Neonatologie. Dr. Katharina Woellert, Geschäftsstellenleiterin Klinische Ethik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, präsentierte einen Fall aus der Kinder- und Jugendmedizin und Nadine Möllenbrock, Internistin an den Niels-Stensen-Kliniken in Ostercappeln, richtete in ihrer Fallvorstellung den Blick auf die Ethikberatung einer geriatrischen Patientin. Die Fallvorstellungen und die lebendigen Diskussionen im Anschluss vermittelten einen guten Einblick in aktuelle ethische Herausforderungen der klinischen Versorgung in allen Lebensphasen und den möglichen Beitrag von Ethikfallberatungen in der Praxis.
Den Abschluss des Tages bildete eine virtuelle Podiumsdiskussion zu Fragen nach einem angemessenen Handlungsrahmen bezüglich der assistierten Selbsttötung nach dem Urteil zur Verfassungswidrigkeit des Verbotes der „geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung“ im Februar 2020. Namhafte Expert*innen aus Gesundheits- und Pflegewissenschaft (Prof. Gabriele Meyer, Halle), Medizinethik (Prof. Urban Wiesing, Tübingen), Palliativmedizin (Prof. Claudia Bausewein, München) und Recht (Prof. Henning Rosenau, Halle) sowie eine Vertreterin der Politik (Heike Brehmer, MdB, Halberstadt) stellten dabei zunächst in Eingangsstatements ihre Positionen dar. In der anschließenden, von Prof. Jan Schildmann, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der MLU, moderierten Diskussion, führten die inhaltlich durchaus divergierenden Positionen zu einem regen Austausch unter den Beteiligten und verdeutlichten die gesellschaftliche Brisanz medizinethischer und -rechtlicher Themen in der klinischen Praxis.
Korrespondenzanschrift:
Andre Nowak
Geschäftsführer Klinisches Ethikkomitee
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Klinische Ethik
Tel.: 0345/557 3550, Fax: 0345/557 3557
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