Langjähriger Chefarzt der Hautklinik am Klinikum Dessau und Forscher aus Leidenschaft

Das Städtische Klinikum Dessau trauert um seinen ehemaligen Chefarzt der Hautklinik und des Immunologischen Zentrums, den Bundesverdienstkreuzträger und Ehrenbürger der Stadt Dessau-Roßlau Prof. Dr. med. habil. Hans-Dieter Göring, der am 24. Mai 2022 im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Professor Göring war mehr als 20 Jahre Chefarzt der Hautklinik am Städtischen Klinikum Dessau und hat diese entscheidend geprägt.

Nach dem Abitur studierte er von 1958 bis 1964 Humanmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und promovierte 1964 zum Dr. med. Im Jahr 1969 erwarb er seine Facharztanerkennung für Gerichtliche Medizin am Institut für Gerichtliche Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Pathologie förderte seine Beobachtungsgabe und die wissenschaftliche Herangehensweise. „Eine gute Grundlage für die Karriere im klinischen Bereich“, wie er später fand.

Die angestrebte klinische Ausbildung konnte er an der Hautklinik der Medizinischen Akademie Erfurt durchführen. 1974 bestand er seine Facharztprüfung für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Im Jahr 1978 folgte die Facharztanerkennung für Immunologie und die Habilitation.
Die Jahre danach waren geprägt durch Forschungstätigkeit im Bereich der Immundermatologie und von zahlreichen Auslandaufenthalten in Ungarn, Polen und der Schweiz. Als einziger Mediziner in der DDR führte Prof. Göring über viele Jahre hinweg die Bestimmung funktioneller C1-Esterase-Inhibitor [C1-INH]-Defekte durch.

1981 veröffentlichte er zusammen mit L. Raith das Buch „Immundiagnostik in der Dermatologie“ und erhielt für die „Isolierung und Charakterisierung eines immunsuppressiven Proteins im Blut von Sarkoidosepatienten“ den For-schungspreis der Medizinischen Akademie Erfurt. Jährliche Hospitationen bei Prof. Simon (Universitäts-Hautklinik Szeged) sowie ein mehrmonatiger Studienaufenthalt bei Frau Prof. Jablonska und Prof. Chorzelski (Universitäts-Hautklinik Warschau) erweiterten die Kenntnisse auf dem Gebiet der Immundermatologie und ermöglichten dort Kontakte zu führenden westdeutschen Dermatologen.

Erst 1985 ergab sich nach langen Bemühungen die Möglichkeit einer Reise zu Prof. Hässig und Dr. Späth an das Zentrallaboratorium des Blutspendedienstes des Roten Kreuzes in Bern, wo Prof. Göring Labormethoden zur Komplementanalytik und HIV-Diagnostik studierte.
1986 wurde Göring zum Chefarzt der Hautklinik und des fächerübergreifenden Immunologischen Zentrums am Bezirkskrankenhaus (später Städtisches Klinikum) Dessau berufen. Mit Beharrlichkeit und Überzeugungskraft baute er eine moderne Hautklinik mit allen heute üblichen Subspezialitäten auf – trotz der damaligen begrenzten Handlungsspielräume.

1993 gründete Prof. Göring mit Kollegen anderer Fachrichtungen das Tumorzentrum Anhalt, dessen Vorsitzender er von 1994 bis 2010 war – auch in der schwierigen Zeit, als er selbst an Krebs erkrankt war. Er wurde für seine Verdienste beim Aufbau eines Krebsregisters, der onkologischen Fortbildung und der Arbeit interdisziplinärer Tumorkonsile später zum Ehrenvorsitzenden des Tumorzentrums gewählt.

Prof. Göring war 1995 Mitgründer der Deutsch-Ungarischen Dermatologischen Gesellschaft und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates. Er war Mitgründer und von 1995 bis 2008 Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Angioödeme in Mainz.

Professor Göring amtierte von 1996 bis 2007 als Vorsitzender der Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie Sachsen-Anhalt. Mehr als 240 Publikationen und 440 Vorträge stammen aus seiner Feder, darunter die Erstbeschreibung der Entität zirkumskripter plaqueförmiger Sklerodermie und M2-antikörperpositiver primär biliärer Leberzirrhose.

Für seine enormen Leistungen und seine vorbildliche ärztliche Haltung wurde Prof. Göring mit dem Bundesverdienstkreuz, der Ernst-von-Bergmann-Plakette, der Braun-Falco-Medaille und der Ehrennadel der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, der Fritz-Hesse-Medaille der Stadt Dessau-Roßlau, der Ehrengabe der Stadt Sondershausen und der Heinrich-Teller-Vorlesung in Berlin ausgezeichnet.


Korrespondenzanschrift:
Univ.-Prof. Dr. med. Prof. honoraire
Dr. h.c. Christos C. Zouboulis,
Chefarzt der Hochschulklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Immunologisches Zentrum
Dr. med. Joachim Zagrodnick, Ärztlicher Direktor Städtisches Klinikum Dessau
Städtisches Klinikum Dessau
Auenweg 38, 06847 Dessau-Roßlau
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Foto: Sven Hertel, Stadtarchiv Dessau