In Memoriam

Am 20. August des vergangenen Jahres verstarb Dr. Helmut Kahl. Er war 25 Jahre lang Chefarzt der Inneren Klinik und später Ärztlicher Direktor des Krankenhauses der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg.

Viele Kollegen, ehemalige Mitarbeiter und Patienten trauern um einen engagierten, verständnisvollen Arzt und Lehrer, dessen Korrektheit und Menschlichkeit von allen sehr geschätzt wurde.

Kahl wurde im niederschlesischen Sagan geboren und wuchs nach dem Krieg in der Nähe von Magdeburg auf. Er studierte nach dem Abitur Humanmedizin an der Humboldt-Universität Berlin. Nach dem Staatsexamen 1963 absolvierte er seine Pflichtassistenz und Facharztweiterbildung in Magdeburg am damaligen Bezirkskrankenhaus Magdeburg Altstadt.

Während der Facharztweiterbildung entwickelte sich – beeinflusst durch seinen Chef und akademischen Lehrer Professor Dr. Koelsch – das Interesse an der Gastroenterologie und Endoskopie, sodass er mit zu den ersten Endoskopikern der Stadt gehörte. 1975 erhielt er die Subspezialisierung als Gastroenterologe. Er endoskopierte mit seinem Chef und seinem Kollegen Dr. Schwenke mit neuartigen flexiblen Geräten. Gemeinsam drehten sie einen Lehrfilm mit diesen (flexiblen) Endoskopen. Als Oberarzt vermittelte er den Assistenten der Klinik die theoretischen und praktischen Kenntnisse der Endoskopie. Darüber hinaus bildete er Ärzte, die aus umliegenden Krankenhäusern hospitierten, über die neuartige Endoskopie fort.

Am 1. Dezember 1975 wechselte Dr. Kahl an die Innere Klinik der Pfeifferschen Stiftungen und begann dort seine Chefarzttätigkeit. Zwei Jahre später wurde er zum Ärztlichen Direktor des Krankenhauses berufen. Sein besonderes fachliches Interesse galt zunächst dem Aufbau der Endoskopie. Im Lauf der Jahre entstand eine moderne leistungsfähige Endoskopie-Abteilung, die hochspezialisiertes, diagnostisches und therapeutisches Arbeiten ermöglichte. Als eine der ersten Gesundheitseinrichtungen in Magdeburg hatten die Pfeifferschen Stiftungen bereits Anfang der achtziger Jahre ein Ultraschallgerät und Helmut Kahl wurde begeisterter Sonografie-Lehrer. Unter seiner Anleitung fanden zahlreiche Ausbildungskurse für Sonografie nach DEGUM-Richtlinien statt.

Weitere Neuerungen waren der schrittweise Aufbau der Notaufnahme und Intensivstation in den Pfeifferschen Stiftungen. Zunächst waren es Provisorien. Aber Dr. Kahl überzeugte Verwaltung, Ärzte und Pflegekräfte, dass nur mit diesen Möglichkeiten die Klinik einen festen Platz in der Krankenhauslandschaft Magdeburgs einnehmen konnte. Mit diesem besonderen Engagement hatte er maßgeblich dazu beigetragen, dass nach der Wiedervereinigung auf dem Gelände der Pfeifferschen Stiftungen ein modernes Krankenhaus gebaut werden konnte.

1992 war der erste Spatenstich für das Funktionsgebäude und im Mai 2001 wurde mit der Fertigstellung des zweiten Bettenhauses die vollständige Inbetriebnahme des Krankenhauses gefeiert. Neben allen für ein Versorgungskrankenhaus notwendigen dia-gnostischen Möglichkeiten gibt es nun Notaufnahme, Intensivstation, moder-ne OP-Säle und die Bettenstationen der orthopädischen, chirurgischen und medizinischen Klinik mit sehr guter Ausstattung. Darüber hinaus wurden ein Geriatrie-Zentrum und eine Palliativstation eingerichtet.

Als im Jahr 2002 das Elbe-Hochwasser in Magdeburg war, leitete er die Evakuierung der Pfeifferschen Stiftungen, da die Überschwemmung des Geländes und der Gebäude drohte.

Neben Freude und Ärger am und mit dem Baugeschehen, der selbstverständlichen klinischen Arbeit und der Weiterbildung der Facharztkandidaten, gehörten auch zahlreiche außerklinische Aktivitäten zu Dr. Kahls Arbeitsleben.

Schon Anfang 1990 hat er die spätere Gründung der Ärztekammer Sachsen-Anhalt mitgestaltet. Im Juni 1991 wurde er in die Kammerversammlung gewählt und war in den nächsten Legislaturperioden bis 2007 Mitglied der Kammerversammlung. Er wurde Mitglied im Ausschuss Krankenhaus und im Kuratorium des Sozialwerks.

Er war zudem auch Mitglied in der Fach- und Prüfungskommission Innere Medizin und im Ausschuss Krankenhaus tätig.

Für seine herausragende Tätigkeit in der Ärztekammer wurde ihm 2004 die Ehrennadel der Ärztekammer verliehen. Der damalige Präsident, Dr. Henning Friebel, sagte in seiner Laudatio: „Die Leitung einer konfessionellen Klinik bzw. eines Krankenhauses war nicht zu allen Zeiten eine einfache Angelegenheit. Herr Dr. Kahl hat mit viel Diplomatie und Standhaftigkeit bewiesen, dass dieses möglich ist.“
Er engagierte sich im Planungsausschuss der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt und war Mitglied der Gesellschaft für Innere Medizin Sachsen-Anhalt. Ermöglicht wurde die Bewältigung all dieser Aufgaben nur durch den unbedingten Rückhalt und das Verständnis seiner Ehefrau und der drei Kinder.

In den 25 Jahren seiner Chefarzt-Tätigkeit der Inneren Klinik und seiner Tätigkeit als Ärztlicher Direktor des Krankenhauses haben ihn die Mitarbeiter als einen konsequenten, verständnisvollen und aufgeschlossenen Chefarzt und viele Kollegen als engagierten kompetenten Arzt erlebt.

Sein Einsatz in den Pfeifferschen Stiftungen war prägend für die Entwicklung „vom Krankenhaus am Rande der Stadt“ zu einer hochleistungsfähigen, modernen medizinischen Einrichtung in der Krankenhauslandschaft Magdeburgs.

Neben seinem vielfältigen beruflichen Engagement war Helmut Kahl auch ein leidenschaftlicher Fußball- und Tennisspieler. Er spielte sehr gern Schach und Cello und war gern gesehener Gast in geselligen Skat-Runden.

Durch sein Organisationstalent für Geburtstagsfeiern und Jubiläen im Kollegenkreis wird er bei Freunden und Kollegen in lebhafter guter Erinnerung bleiben.

Dr. Helmut Kahl wäre am 28.01.2023 85 Jahre alt geworden.

Wir trauern um einen hochgeschätzten Kollegen, hervorragenden Freund und Menschen.

Dr. Peter Eichelmann
Dr. Cornelie Kühne
Dr. Eberhard Schwenke

Foto: privat