Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Medizinischen Akademie Magdeburg von 1965 – 1975
Im September 1965 oblag es mir als Oberarzt, in Anwesenheit von Magnifizenz Prof. Mathies, den neu berufenen Prof. F.-W. Oeken aus der Universitäts-HNO-Klinik Leipzig mit Blumen und Loyalitätszusagen erwartungsvoll willkommen zu heißen. Zuvor hatten wir den altersbedingt abberufenen Klinikchef Prof. W. Küstner für Gründung und Aufbau einer akademischen 120-Betten-Klinik mit einer Orchideenrispe mit herzlichen Worten des Dankes verabschiedet.
Es folgten zehn Jahre erfolgreicher Klinikentwicklung auf allen Gebieten lokaler und territorialer HNO-spezifischer Versorgungsaufgaben, von Lehre und Ausbildung sowie Forschung.
Die klinischen Versorgungsaufgaben wuchsen über die Bezirksgrenzen hinaus. Ambulante und stationäre sowie spezielle Leistungsangebote wurden erweitert und zunehmend in Anspruch genommen. Die studentische Lehre, patientennah, auch interdisziplinär, sowie wachsende Zahlen von Diplomanden und Doktoranden liefen wie die Facharztausbildung reibungslos. Als wohl durchdachtes System, abgestimmt mit allen ärztlichen Mitarbeitern, wurde sie zur Aufrechterhaltung allseitiger Kompetenz realisiert und dokumentiert. Parallel hospitierten interdisziplinär und international zunehmend Gastärzte; Weiterbildungskurse benachbarter Fachrichtungen aus Kliniken und medizinischen Gesellschaften forderten zusätzlich hohe Leistungen von den Mitarbeitern.
Prof. Oeken war über mehrere Jahre Präsident von HNO-Gesellschaften und Verfasser zahlreicher Studenten-Lehrbücher, Autor oder Herausgeber praxisorientierter Standardwerke unseres Faches.
Die Forschungsthemen zielten auf zeitnahe Nutzanwendung ab. Dabei gaben in diesen Jahren viele neue Kunststoffe, Pharmaka, die EDV und elektronische Messtechnik, virologische und immunologische Erkenntnisse, die Gentechnik, nukleartechnische Verfügbarkeiten, Op.-Mikroskope, neue Anästhesie- und Beatmungstechniken zahlreiche Anregungen zur Verbesserung diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten HNO-spezifischer und interventioneller und rekonstruktiver Chirurgie sowie minimalinvasiver bzw. endoskopischer Versorgung unserer Patienten.
Unsere Entwicklungsergebnisse wurden durch Vorträge, Publikationen und Buchbeiträge, Lehrfilme, vertragliche Forschungsaufträge, zahlreiche Neuerervorschläge und Patente rechtlich und finanziell abgesichert veröffentlicht. Diese mühevolle und zeitraubende „Nebenbeschäftigung“ wurde von Prof. Oeken und älteren Mitarbeitern ausgeführt, gefördert und mit seinem freundlichen Leitungsstil, „Führung an langer Leine“, in größerem Umfang realisiert. Sieben Habilitationen seiner leitenden Mitarbeiter in Magdeburg und später gleichfalls sieben in Leipzig sprechen für die Leitungsqualität des Chefs der Oeken-Schule und seiner lehrbefähigten Schüler.
Die freundliche Arbeitsatmosphäre unter moderatem Chef sowie Mitarbeitern und Gastärzten gab der großen Einsatzbereitschaft eine belastbare und nachhaltige Grundlage. So erinnern sich gern alle an die gemeinsamen Feste und Ausflüge mit den noch wenigen Privatautos in die Berge des Harzes und an die Seen Brandenburgs.
Anstelle traditionsgemäß auch zum 90. Geburtstagsjubiläum Glückwünsche am 28.9.2013 überbringen zu können, mussten wir am 2. September auf dem Leipziger Südfriedhof im Namen aller ehemaligen Magdeburger Mitarbeiter unseren Dank mit Blumen ein letztes Mal zum Ausdruck bringen.
Prof. Dr. med. habil. Rolf-H. Brandt