Hrsg. v. N. Eisold u. N. Pohlmann, Fotos v. Saskia Hubert.
Bibliothek Forum Gestaltung, Magdeburg 2013, ISBN 978-3-9813652-3-8,
Taschenbuch, 252 S., zahlr. farbige Illustr. v. Saskia Huber, € 14,80

„Wenn von Bildhauerkunst in Magdeburg die Rede ist, erscheinen Werke in unserem Bildgedächtnis, ohne die die deutsche und europäische Kunstgeschichte nicht zu schreiben wäre, zum Beispiel die Versammlung der Klugen und Törichten Jungfrauen, der Magdeburger Reiter, das eindrückliche Gesicht des Heiligen Mauritius und nicht zuletzt Ernst Barlachs Mahnmal.“

Mit diesem einführenden Satz beginnt Norbert Eisold, freiberuflicher Kunsthistoriker und Autor, das vorliegende Büchlein über die sog. Kunst im öffentlichen Raum Magdeburgs. Mit der eingehenden Würdigung von 53 Plastiken auf öffentlichen Plätzen, an Straßen, in Parks und Winkeln haben sich der Autor und die Fotografin einer letztlich dankbaren und verdienstvollen Aufgabe angenommen. Hinzu kommt der Hinweis auf weitere Skulpturen und Formen, deren ebensolche Besprechung den Rahmen des Buches sprengen würde. Die eingefügten ganzseitigen und farbigen Fotografien sind von hohem ästhetischen Anspruch und bester handwerklicher Qualität.

Die Stadt ist reich an aufgestellten Figuren und Formen aus Bronze, Stein und anderen festen Materialien. Sie stammen meist erst aus der Zeit nach der fast vollständigen Zerstörung des Magdeburger Zentrums vor fast 70 Jahren und der nachfolgenden radikalen städtebaulichen Neuordnung. Viele von ihnen gehen auf den Einfluss der „Burg“ in Halle zurück. Ein großer Teil entspringt aus der ehemaligen nationalen Sammlung der Plastiken der DDR, die kurz vor der Wende den musealen klösterlichen Rahmen sprengte und nach außen in die Stadt diffundierte. Besonders zu erwähnen wären die Werke der Roßdeutscher-Dynastie und die Heinrich Apels, des Künstlers aus der Börde, dessen Schöpfungen man vielerorts sehen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen kann.

Das Buch ist im Prinzip ein besonderer Kunstführer durch die Straßen der Stadt. Dem trägt seine Strukturierung der Aufstellungsorte nach Stadtvierteln Rechnung. Nach einem Entree am Hauptbahnhof folgen der Skulpturenpark um das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, der Raum zwi-schen Dom und Kulturhistorischem Museum, die Elbe mit ihren Brücken und Toren im Strom der Zeit, der Alte Markt mit seinen Reichweiten. Die Texte des Autors beschränken sich nicht auf formale kunsthistorische Beschreibungen. Sie gehen immer wieder auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Wo früher der Kaiser stand, sitzt seit geraumer Zeit der lesende Arbeiter! Tony Craggs Points of View aber bleiben nach langer Auseinandersetzung im Off des Städtischen Raumes. Die Aufsuchbarkeit der beschriebenen und erwähnten Skulpturen wird den Leser anhand der didaktisch unkomplizierten Straßenkarten mit Ausschnittbildchen der Werke und deren Seitenzuordnungen leicht gemacht. Ein Künstlerregister mit Kurzbiografien schließt das Buch ab.

Die moderne Gestaltung der Texte und der verwendeten Schriften sowie die Qualität des Papiers machen das Blättern, Lesen und Betrachten des Buches zur Freude. Der Stadtbesucher wird das kleine Kunstwerk dankbar in die Hand nehmen für die Orientierung in der reichhaltigen Figurensammlung in der Stadt, der Eingesessene sicher auch. Es wird ein angenehmer Begleiter sein, der zum eigenen Denken und Sehen ermuntert.

F.T.A. Erle, Magdeburg