Ehemaliger Ordinarius für Kardiologie an der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Halle (Saale)

Am 30.09.2014 beendete Prof. Dr. Karl Werdan seine langjährige Tätigkeit als Direktor der Universitätsklinik und Polklinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Halle (Saale).

Kongresspräsident Professor Michael Manns und Professor Karl Werdan

Kongresspräsident Professor Michael Manns (l.) und Professor Karl Werdan (r.) bei der Überreichung
der Leopold-Lichtwitz-Medaille 2014 auf dem 120. Internistenkongress.

Prof. K. Werdan wurde 1947 in Langerringen bei Augsburg geboren und ging in Schwabmünchen und Augsburg zur Schule. Er studierte Medizin in München und promovierte 1975 mit einer experimentell- biochemischen Arbeit am Institut von Martin Klingenberg „summa cum laude“. Seine damals erstellten wissenschaftlichen Arbeiten zur lichtfreien Photosynthese in Chloroplasten werden bis heute zitiert. Daran schloss sich eine ärztlichen Weiterbildung und oberärztliche Tätigkeit in Innerer Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin an der Universität München an; parallel dazu etablierte und leitete K. Werdan ein Forschungslabor am Universitätsklinikum Großhadern in München. 1995 übernahm er die Leitung des Lehrstuhls für Kardiologische Intensivmedizin an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg, und wurde 1999, in Nachfolge von Herrn Prof. Dr. Wilhelm Teichmann, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III. Von 2006/2008 bis Mitte 2014 leitete er das Zentrum/Department für Innere Medizin am Universitätsklinikum Halle (Saale).

K. Werdan war und ist mit Leib und Seele Arzt und Begleiter seiner ihm anvertrauten Patienten, dies gilt gleichermaßen für allgemein internistische, wie für kardiologische und intensivmedizinische Patientinnen und Patienten. Er hat durch seine spannenden und lehrreichen Vorlesungen sowie die lebendig ausgestaltete Weiterbildung Generationen von Studierenden und Weiterbildungsassistenten begeistert und motiviert, sich für die Facharztweiterbildung Kardiologie bzw. Intensivmedizin zu entscheiden. Aus seiner Klinik sind zahlreiche Fachärztinnen und Fachärzte, Oberärztinnen und Oberärzte sowie Chefärztinnen und Chefärzte und aus seiner wissenschaftlichen Arbeitsgruppe zahlreiche Professorinnen und Professoren hervorgegangen. In der Ärztekammer Sachsen- Anhalt leitet er seit vielen Jahren die Fach- und Prüfungskommission „Innere Medizin und Kardiologie“ und engagiert sich dabei für die qualifizierte Weiterbildung in der Kardiologie. Das erstmalig zusammengestellte Weiterbildungscurriculum Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie entstand unter seiner Federführung.

Prof. Dr. med. Karl Werdan in Halle

Umzug nach Halle 1995

Im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit von Karl Werdan steht seit fast 3 Dekaden das Herzversagen bei akuten systemischen Entzündungsprozessen. Seine Arbeiten zu akuter Herzinsuffizienz, kardiogenem Schock und entzündlichen Herzerkrankungen und Herzerkrankungen im Alter verfolgen einen translationalen Ansatz von der Molekularbiologie bis zu klinischen Studien. Eng mit dem Namen „Werdan“ verknüpft ist die Entdeckung der akuten Herzschwäche bei der mikrobiellen Sepsis: Der Begriff „Septische Kardiomyopathie“ wurde 1989 auf einem von Werdan initiierten und geleiteten Workshop geprägt und fand danach Eingang in die Fachliteratur. Die Arbeitsgruppe Werdans gehört zu den Pionieren der Forschung über Zytokinwirkungen am Herzen. Wissenschaftliche Arbeiten der letzten Jahre wurden u.a. im „New England Journal of Medicine“, im „Lancet“ und in „Nature“ veröffentlicht.

Als einer der ersten Kardiologen beschäftigte sich K. Werdan außerdem mit der Herzalterung. So war er bereits 2001 einer der Initiatoren des ersten und bisher einzigen Sonderforschungsbereiches der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (SFB 598 „Herzversagen im Alter: Zelluläre Mechanismen und therapeutische Einflussnahme“). Die kardiologisch- geriatrische Forschung wurde außerdem zu einem Forschungs- und Behandlungsschwerpunkt seiner Klinik. Studien, wie die prospektive „Anti- CardAgeing“-Studie, kennzeichnen seine Aktivitäten auf diesem Gebiet.
K. Werdan fokussierte seine vielfältigen Forschungsaktivitäten auch auf die lokale Ebene, da Sachsen-Anhalt eine der höchsten Herz-Kreislauf-Sterblichkeiten in Deutschland besitzt. So war er Mitinitiator der CARLA-Studie („CARdiovascular disease, Living and Ageing in Halle“) als lang laufende epidemiologische Studie, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt sowie die Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg getragen wurde und wird.

1999 wurde K. Werdan in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. 2001 war er Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und 2005 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung. 2009 wurde er zum Präsidenten der Europäischen Sektion der International Academy of Cardiovascular Sciences ernannt. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer und Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin. Er erhielt 2011 den Fritz-Acker-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und 2013 den „Distinguished Leadership/Lifetime Achievement Award in Cardiovascular Sciences 2013“ der International Academy of Cardiovascular Sciences. 2014 wurde ihm die erstmals von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) verliehene Leopold- Lichtwitz-Medaille überreicht (siehe Foto S. 58). Mit der Medaille zeichnet die DGIM Personen aus, die sich durch ihre Arbeit und ihren Einsatz für die Interessen der Inneren Medizin und der DGIM in außergewöhnlichem Maße hervorgetan haben. Die Fachgesellschaft ehrt auf diese Weise hervorragende Ärztinnen und Ärzte sowie außergewöhnliche klinische Lehrer und Forscher für ihr Lebenswerk. Sie drückt damit jenen Menschen ihren Dank und ihre Anerkennung aus, die das gesamte Gebiet der Inneren Medizin und ihre Fachgesellschaft vorangebracht haben. Wir wünschen Prof. Dr. K. Werdan im Namen der zahlreichen Fachärztinnen und Fachärzte, Oberärztinnen und Oberärzte, Chefärztinnen und Chefärzte, Professorinnen und Professoren seiner Arbeitsgruppe, Kolleginnen und Kollegen, Patientinnen und Patienten weiterhin viel Gesundheit sowie Kraft für die Weiterführung seiner wissenschaftlichen Arbeit auch nach seiner Emeritierung und zur Erfüllung der zahlreichen Aufgaben in wissenschaftlichen und klinischen Fachgesellschaften.

Im Namen aller ehemaligen Mitarbeiter
M. Buerke, Siegen
R. Prondzinsky, Merseburg
A. Schlitt, Quedlinburg
H. Schmidt, Magdeburg

Fotos: U. Müller-Werdan/Privat; Sven Bratulic/DGIM