Am 28. Juni 1940 wurde Hans-Dieter Göring in Stockhausen, Kreis Sondershausen (Thüringen) geboren. Nach dem Abitur studierte er von 1958 bis 1964 Medizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1965 promovierte er zum Dr. med.
Am Institut für Gerichtliche Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erwarb er 1969 die Facharztanerkennung für Gerichtliche Medizin. Die breite Ausbildung in Pathologie, Serogenetik und Toxikologie förderte seine Beobachtungsgabe, seine wissenschaftliche Denkweise und den ihm bis heute eigenen klaren und logischen Sprachstil. Aus dieser Zeit stammen seine systematischen Untersuchungen zur Blutgruppenausscheidung im Schweiß. Hospitationen führten Herrn Göring zu Prof. Otto Prokop (Institut für Gerichtliche Medizin der Charité), mit dem ihn später eine lebenslange Freundschaft verband.
Die von Herrn Göring angestrebte klinische Ausbildung erfolgte an der Hautklinik der Medizinischen Akademie Erfurt.
1974 bestand er die Facharztprüfung für Haut- und Geschlechtskrankheiten und wurde 1977 Oberarzt und Leiter der Immunologischen Abteilung. 1978 erwarb er die Facharztanerkennung für Immunologie und habilitierte sich mit der Arbeit „Die Immunologie der sog. Allergodermien. Ein Beitrag zur komplexen Immundiagnostik“. In diese Zeit fällt seine Mitarbeit am „Repetitorium immunologicum“ und dem „Lexikon der Immunologie“. 1981 veröffentlichte er zusammen mit L. Raith das Buch „Immundiagnostik in der Dermatologie“ und erhielt für die „Isolierung und Charakterisierung eines immunsuppressiven Proteins im Blut von Sarkoidosepatienten“ den Forschungspreis der Medizinischen Akademie Erfurt. Jährliche Hospitationen bei Prof. Simon (Universitäts-Hautklinik Szeged) sowie ein mehrmonatiger Studienaufenthalt bei Frau Prof. Jablonska und Prof. Chorzelski (Universitäts-Hautklinik Warschau) erweiterten die Kenntnisse auf dem Gebiet der Immundermatologie und ermöglichten dort Kontakte zu westeuropäischen und führenden westdeutschen Dermatologen. Erst 1985 ergab sich nach langen Bemühungen die Möglichkeit einer Reise zu Prof. Hässig und Dr. Späth an das Zentrallaboratorium des Blutspendedienstes des Schweizerischen Roten Kreuzes in Bern, wo Herr Göring Labormethoden zur Komplementanalytik und HIV-Diagnostik studierte.
Über viele Jahre führte Hans-Dieter Göring die Bestimmung funktioneller C1-INH-Defekte als Einziger in der DDR durch.
1986 wurde Herr Göring zum Chefarzt der Hautklinik und des fächerübergreifenden Immunologischen Zentrums am Bezirkskrankenhaus (später Städtisches Klinikum) Dessau berufen. Hier lag die enorme Aufgabe vor ihm, eine moderne Hautklinik mit allen heute üblichen Subspezialitäten zu schaffen, was ihm auch trotz der damaligen bekannten Einengung gelang.
Neben der Profilierung der Klinik führte er die in Erfurt begonnenen Fortbildungskurse für Klinische Immunologie und Dermatologie im Auftrag der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR in Dessau fort. 1988 wurde Dozent Dr. Göring zum Professor berufen. 1989 erschien sein mit L. Raith herausgegebenes Buch „Immundermatologie. Pathogenese-Diagnostik-Therapie“.
Prof. Göring war 1995 Mitgründer der Deutsch-Ungarischen Dermatologischen Gesellschaft und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates. Er war Mitgründer und von 1995 bis 2008 Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Angioödeme in Mainz. Unter seiner Federführung erschienen 1998 „Untersuchungen zum hereditären Angioödem im deutschsprachigen Raum“. Seit 1992 ist Prof. Göring Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der „Deutschen Sarkoidose-Vereinigung“ und war Mitautor von „Sarkoidose update 2000“.
1993 gründete er mit Kollegen anderer Fachrichtungen das Tumorzentrum Anhalt, dessen Vorsitzender er von 1994 bis 2010 war – auch in der schwierigen Zeit, als er selbst an Krebs erkrankt war. Er wurde für seine Verdienste beim Aufbau eines Krebsregisters, der onkologischen Fortbildung und der Arbeit interdisziplinärer Tumorkonsile zum Ehrenvorsitzenden des Tumorzentrums gewählt. Professor Göring amtierte von 1996 bis 2007 als Vorsitzender der Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie Sachsen-Anhalt.
Von 1995 bis 2005 war Prof. Göring Leiter der INSTAND-Ringversuche Allergologie im Auftrag der Bundesärztekammer. Prof. Göring hat in der Ärztekammer Sachsen-Anhalt über viele Jahre die Arbeit der Fachkommissionen Allergologie, Umweltmedizin und Haut- und Geschlechtskrankheiten geprägt und war Vorsitzender der Prüfungskommission für den 3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung am Akademischen Lehrkrankenhaus Dessau. Über 240 Publikationen stammen aus seiner Feder, darunter die Erstbeschreibung der Entität zirkumskripte plaqueförmige Sklerodermie und M2-antikörperpositive primär biliäre Leberzirrhose. Er hielt über 440 Vorträge auf Fachkongressen. Eine stattliche Anzahl von Ärzten hat bei ihm promoviert. In den letzten Jahren erschienen von Prof. Göring medizin- und literaturgeschichtliche Arbeiten über Finsen, Quincke, Prausnitz und Küstner, Basedow, Benn, Goethe und Schiller sowie König Friedrich II. von Preußen.
Als Mitglied einer Arbeitsgruppe der Stadt Dessau-Roßlau und der Anhaltischen Landeskirche hatte Prof. Göring Anfang 2015 wesentlichen Anteil an der Identifizierung von verstorbenen Mitgliedern der Fürstenfamilie Anhalt-Askanien.
Sein künstlerisches Talent schlägt sich in seinen gemalten Post- und Glückwunschkarten und bei seinen Auftritten mit eigenen Gedichten zu den jährlichen Schlossfestspielen seiner Heimatstadt Sondershausen nieder.
Prof. Göring wurde für seine enormen Leistungen und seine vorbildliche ärztliche Haltung mit dem Bundesverdienstkreuz, der Ernst-von-Bergmann-Plakette, der Braun-Falco-Medaille und der Ehrennadel der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, der Fritz-Hesse-Medaille der Stadt Dessau, der Ehrengabe der Stadt Sondershausen und der Heinrich-Teller-Vorlesung in Berlin ausgezeichnet.
Unser Jubilar ist Mitglied und Ehrenmitglied wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland.
Am Ende dieser ausführlichen Würdigung wünsche ich, auch im Namen des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD), unserem Jubilar noch viele Jahre altersgemäßer Gesundheit, Freude in der Familie und insbesondere an seinen Enkelkindern.
Dr. med. Klaus Holzegel
Vorsitzender des Ehrenrates des BVDD