im Ärzteblatt Sachsen-Anhalt, Heft 5/21, S. 5 von Dr. med. Simone Heinemann-Meerz

Leserbrief von Dr. Axel Florschütz

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die offenen Worte der Ärztekammer-Präsidentin im Vorwort der letzten Ausgabe. Sie hat uns aus dem Herzen gesprochen. Ich bin seit kurzem Hausarzt in Dessau und meine Frau ist niedergelassene Kinderärztin. Wir vermissen seit Monaten – eigentlich schon seit einem Jahr – den notwendigen klaren medizinischen Sachverstand bei den politischen Entscheidungen in Deutschland. Mit ihren Beiträgen hat die Ärztekammer-Präsidentin schon mehrfach auf Missstände und die fehlende differenzierte Kommunikation mit ärztlichem Sachverstand hingewiesen. Den Meinungspluralismus und die offene Auseinandersetzung mit Problemen in der aktuellen Presselandschaft und im Fernsehen vermissen wir schmerzlich. Das Ärzteblatt sollte öfter mit Beiträgen auf aktuelle medizinische und auch gesundheitspolitische Probleme eingehen und diese von verschiedenen Seiten beleuchten. Die einseitige Darstellung in führenden Medien haben wir satt.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Axel Florschütz
Dessau-Roßlau


Leserbrief von Prof. Rüdiger Nilius

Liebe Frau Heinemann-Meerz,

zu Ihrem sehr wohlformulierten Editorial zur C-Problematik möchte ich Sie beglückwünschen. Sie haben das formuliert, was medizinisch richtig ist, aber politisch nicht befolgt wird. Dabei gibt es mit Seuchen jahrhundertelange Erfahrungen, die aber Labormediziner wohl nicht mehr kennen. Sie haben recht, einen Evidenz- und nicht Inzidenzwert-basierten Ansatz zu fordern. Hoffentlich bekommen Sie keinen Ärger mit „Meinungsglättern“, die in der Medienlandschaft herrschen. Und nun möchte ich Ihnen alles Gute für die Zeit nach einer erfolgreichen Präsidentschaft der sachsen-anhaltischen Ärztekammer wünschen. Bleiben Sie gesund und nutzen Sie die vermutlich wieder etwas größeren Freiräume für private und fachliche Mußestunden.

Mit besten Grüßen
Ihr Prof. Rüdiger Nilius

 

Leserbrief von Lars Krieck

„Der umgekehrte Rumpelstilzchen-Effekt“…

Endlich bringt unsere ehrenwerte Vorsitzende die Sache auf den Punkt. Die Pandemie ist dadurch gekennzeichnet, dass mittlerweile jeder auf sarkastische Art und Weise seine Meinung äußert und meistens im Nachhinein „die Politik“ maßregelt, da „die Politik“ mit „einfallslosen“ Maßnahmen zu regeln versucht. Die Vorsitzende fordert „einen evidenzbasierten Ansatz“, mittlerweile vergisst aber offensichtlich jeder Kommentierende, dass Evidenz nur im Nachhinein klar werden kann. Beginnend mit der Titelseite des vorliegenden Ärzteblattes liegt uns wieder ein prall gefülltes Heft mit Lobeshymnen vor, die Ärzteschaft scheint offensichtlich hauptsächlich daran interessiert zu sein, wer wen und wann gelobt und wer wann welche Auszeichnungen und Medaillen erhalten hat. So ist man auch mit dieser Ausgabe schnell durch. Das sicherlich notwendige Engagement der Basis in der Ärztekammer (woraufhin die Vorsitzende ja richtigerweise in vorhergehenden Ausgaben hingewiesen hat) fällt bei steigender Arbeitsbelastung in den Kliniken schwer. Seit Jahren liegen die Arbeitszeiten bei deutlich über 60 Wochenstunden, das liegt sicher an den vielen in Teilzeit arbeitenden Ärzten (Work-Life-Balance). Es gibt also auch neben der Verleihung von Medaillen und Ehrennadeln noch viel zu tun. Insgesamt sollte man zumindest wieder zu einer vernünftigen Gesprächs- und Kritikkultur finden, Sarkasmus und Selbstgerechtigkeit helfen niemandem und lösen keine Probleme. Der Sarkasmus meines Kommentares ist mir bewusst.

Mit freundlichen Grüßen
Lars Krieck

 

Leserbrief von Dr. Karl-Heinz Binias, Prof. Jochen Weigt, Dr. Daniela Weigt, Dr. Christiane Porsch, Steffen Otto und Claudia Pfißtner

Sehr geehrte Frau Dr. Heinemann-Meerz,

als Ärzte und Mitglieder der Ärztekammer Sachsen-Anhalt distanzieren wir uns ausdrücklich von Ihrem Kommentar „Der umgekehrte Rumpelstilzchen-Effekt“, erschienen im Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 5/2021. Als Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt haben Sie unter anderem die Aufgabe, Sachwalter der Interessen und die Stimme der Ärzteschaft zu sein. Mit Ihrem erwähnten Beitrag leisten Sie dieser Aufgabe einen Bärendienst. Mehr noch, als Repräsentantin unseres Berufsstandes schädigen Sie mit Ihrem undifferenzierten, in Teilen fachlich falschen Kommentar, die Position und die berechtigten Forderungen und die Anliegen der gesamten Ärzteschaft. Mit keinem Wort gehen Sie auf die täglichen Herausforderungen der Pandemie für die Ärzteschaft ein, weder würdigen Sie die Leistungen unseres Berufsstandes noch zeigen Sie irgendeine konkrete Perspektive auf, abgesehen von floskelhaften Trivialformeln, wie „abgestimmtes transparentes Krisenmanagement“. Mit dem Aufzeigen von Scheinwidersprüchen oder mit Konfabulieren über Management-Literatur bis hin zur Flüchtlingskrise, leistet Ihr Beitrag weder formal noch fachlich irgendeinen substanziellen Beitrag zu einer notwendigen Debatte. Hätten Sie nur geschwiegen! Ich schließe mit einem Zitat von Karl Kraus: „Es gibt Dinge, die sind so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil wahr ist.“

Ihnen einen schönen Tag, herzlichst
Dr. Karl-Heinz Binias, Prof. Jochen Weigt, Dr. Daniela Weigt, Dr. Christiane Porsch, Steffen Otto, Claudia Pfißtner