Hallesche Helden der HeilkunstHerausgegeben von Achim Lipp und Jürgen Lasch

Universitätsverlag Halle-Wittenberg, Halle 2013,
edition templerkapelle Band 3, ISBN 978-3-86977-062-8  
EUR 20,00

Helden der Heilkunst fragt sich der Leser: sind das nicht alle „Jünger des Asklepios“?

Ja, aber die Auswahl in diesem Buch, das seine äußere Schönheit dem Papierkünstler Andreas Richter aus Dobis verdankt, greift zurück auf die Gründerjahre der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität und die frühen Jahre der Universität, die damals noch Fridericiana, nach ihrem „Auftraggeber“, dem Brandenburgisch-Preußischen Kur-fürsten Friedrich III. (später König Friedrich I. in Preußen), hieß.

Von Medizinern dieser Zeit, die Kapitel der deutschen, ja, europäischen Medizingeschichte geschrieben haben, erzählen in diesem Buch 20 Autoren, denen es gelungen ist, ihren historischen Erkundungen oft seltene Bilder beizufügen – Kostbarkeiten fürs Auge.

Anekdoten und viel wenig Bekanntes aus dem Privatleben dieser Männer und einer Frau (!) nimmt man erstaunt und verwundert zur Kenntnis.
Man begegnet so bekannten Personen wie Johann Friedrich Meckel d.Ä., Friedrich Hoffmann (Hoffmanns Tropfen), Georg Ernst Stahl (Phlogiston Theorie), Richard Volkmann alias Leader („Träumereien an französischen Kaminen“), Michael Alberti (Systema jurisprudentiae medicae), Reil, Kromayer, von Bramann („Retter des Kronprinzen“), Julius Bernstein (Stromschneider „Bernsteinsches Rheotom“), Emil von Behring; den Begründern des internationalen Rufs der Nervenklinik: Reil, Wernicke (Wernickes „Sprachzentrum“), Krause, Hitzig, Anton, Hauptmann und last not least Dorothea Erxleben, der ersten promovierten Ärztin Deutschlands, die von Friedrich dem Großen als erste Frau die Erlaubnis zur Promotion erhielt.

Diese medizinischen Persönlichkeiten, deren Leben durch Mut und Entschlossenheit, durch nagende Zweifel und glückliche Zufälle im öffentlichen wie im privaten Leben gekennzeichnet waren, setzten die individuelle Urteilsfreiheit über Konflikt befreiende Kollektivität.

Der historische Streifzug durch eine Vielfalt von Disziplinen der Medizin wird spannend eingeleitet durch einen gelungen Exkurs in die Tradition der Asklepien: die Heilkraft des Tempelschlafs in ihnen, die Mythologie um Asklepios, des aus der schönen aber sterblichen Königstochter Koronis „Herausgeschnittenen“, die auf Geheiß des Vaters Apoll von Artemis getötet wurde.
Diesen Band 3 der edition templerhof, entstanden aus einem wissenschaftlich-künstlerischen Sommersymposium in der 1280 geweihten Templerkapelle Mücheln, ist unterhaltsam, bildend, reich bebildert, gut dokumentiert und kann von einem breiten interessierten Publikum gelesen werden.

Prof. Dr. Jürgen Lasch