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Klimakrise im Blick:

Nachhaltige Gesundheitsversorgung

Nachhaltige Gesundheitsversorgung

Autorinnen/Autoren: Anne Bierwagen1, Berenike Maaß1, Jakob Hoffmann1, Eva J. Kantelhardt 2, Carola Lüke 3, Matthias Albrecht 4, Jens Walldorf 5

1 Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitätsmedizin Halle (Saale), Ernst-Grube-Straße 40, 06120 Halle
2 Arbeitsgruppe Globale Gesundheit Universitätsmedizin Halle (Saale), Magdeburger Straße 8, 06097 Halle
3 Praxis für Allgemeinmedizin, Innere Medizin und Diabetologie, üBAG Genthin-Schönhausen, 39524 Schönhausen (Elbe)
4 Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), Cuvrystr. 1, 10997 Berlin
5 Universitätsklinik für Innere Medizin I, Universitätsmedizin Halle (Saale), Ernst-Grube-Straße 40, 06120 Halle

Einleitung

Klima- und Umweltveränderungen sind nicht nur ein ökologisches oder politisches Problem. Die Folgen des Klimawandels betreffen ganz wesentlich die Gesundheit der Menschen und sind damit auch für die medizinische Versorgung von Bedeutung. Jedes Jahr sterben weltweit Menschen unter anderem an den Folgen von Hitze, Dürre und Überschwemmungen. Auch in Deutschland sind die Folgen spürbar und in ihren Auswirkungen auf die Gesundheit messbar (1).
In dieser Übersicht soll eine Auswahl von Möglichkeiten diskutiert werden, im Kontext der medizinischen Versorgung auf die Folgen des Klima- und Umweltwandels zu reagieren. Wichtige Aspekte sind dabei einerseits die Anpassung (Adaptation) an Klimaveränderungen und andererseits Möglichkeiten, dem Fortschreiten des Klimawandels zu begegnen (Mitigation).

Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit

Umwelt- und Klimaveränderungen wirken sich in Mitteleuropa in vielfältiger Weise auf die menschliche Gesundheit aus (Übersicht siehe Abbildung 1) – auf diesen gut beschriebenen Zusammenhang soll hier nur einleitend hingewiesen werden. Neben gehäuftem Auftreten von Allergien (verlängerte Blüh- und Pollensaison, Ausbreitung von hochallergenen Pflanzen), Infektionskrankheiten (u. a. Nicht-Cholera-Vibrionen, West-Nil-Virusinfektion und FSME) und den Folgen erhöhter UV-Strahlung ist in Europa die Zunahme von Hitzeperioden in den Sommermonaten besorgniserregend: Steigende Temperaturen, insbesondere in Verbindung mit Schwüle, Temperaturschwankungen und Hitzewellen, stellen vor allem für Risikogruppen eine ernstzunehmende Gefahr dar (2). Zu Risikogruppen zählen insbesondere Schwangere, ungeborene Kinder, Säuglinge (Alter < 12 Monate) und alte Menschen, bei denen Thermoregulation und Wärmeabgabe über die Haut vermindert sind. Als besonders gefährdet gelten zudem Menschen mit Mehrfacherkrankungen (insbesondere Diabetes mellitus, Herz- und Niereninsuffizienz, Lungenerkrankungen) (3).

Abbildung 1: Wichtige Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit (CC BY NC SA Lunge: www.pngall.com/lungs-png/download/15109; Herz: biologycorner.com, CC 0 Mensch/Psyche, eigene Gestaltung: Thermometer, Nase/Allergie, Infektionskrankheiten, UV-Krankheiten)

Adaptation: Möglichkeiten der Anpassung

Klimasensible Sprechstunde

Für die konkrete Beratung zu gesundheitsrelevanten Aspekten des Klimawandels wurde das Konzept der klimasensiblen Gesundheitsberatung entwickelt (1). Diese Beratung beinhaltet die Integration von klimarelevanten Themen im Rahmen der üblichen Konsultation, um eine Bewusstseinsbildung für Gesundheitsrisiken infolge des Klimawandels und eine entsprechende Anpassung des Verhaltens bei den Patientinnen und Patienten zu erreichen. In Baden-Württemberg kann der unter Umständen entstehende Mehraufwand einer solchen Sprechstunde in der Hausarztzentrierten Versorgung unter bestimmten Voraussetzungen abgerechnet werden (4). Das Interesse von Krankenversicherungen an dem Thema beruht unter anderem darauf, dass klimarelevante Themen und Inhalte häufig zugleich gesundheitsfördernd und wirtschaftlich sinnvoll sind (sogenannte Ko-Benefits) (1). Das Benennen solcher Ko-Benefits kann Patientinnen und Patienten motivieren, empfohlene Maßnahmen umzusetzen. Eine klimasensible Gesundheitsberatung ist – wie jede medizinische Beratung – sehr individuell und sollte an den Werten und Interessen der Patientinnen und Patienten ausgerichtet werden. Methodisch empfehlen sich eine patientenzentrierte Kommunikation, aktives Zuhören sowie das Konzept des „Shared-Decision-Making“. Durch eine motivierende Gesprächsführung können die Patientinnen und Patienten selbst Vor- und Nachteile ihres Verhaltens sowie mögliche Lösungs- oder Anpassungsstrategien erkennen und es kann so die Selbstwirksamkeit gestärkt werden.

Hitzeanpassung

Hitzewellen mit hohen Tagestemperaturen und geringer nächtlicher Abkühlung sind in Deutschland (und weltweit) mit einer Übersterblichkeit assoziiert (5), daher sollte das Thema “Hitzeschutz” besonderes Augenmerk bei der Beratung entsprechend vulnerabler Patientinnen und Patienten finden. Entsprechende Beratungen können eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, kühl halten des Körpers und der Wohnung sowie ein hitzeadaptiertes Verhalten hinsichtlich Bewegung und körperlicher Aktivität beinhalten. Gerade in Gesundheitseinrichtungen (Kliniken, Pflegeeinrichtungen) sollte diesem wichtigen Anliegen Rechnung getragen werden, z. B. durch Beschattung und richtiges Lüften. Außerdem sollten gerade an heißen Tagen daran gedacht werden, dass auch im Wartebereich Getränke angeboten werden. Für Risikopatientinnen und -patienten sind während Hitzewellen Sprechstunden zu kühleren Tageszeiten (zum Beispiel am Morgen) ein sinnvolles Angebot. An Tagen mit Hitzewarnung sollte auf belastende diagnostische, medikamentöse oder therapeutische Maßnahmen (z. B. Belastungs-EKG, Physiotherapie) verzichtet werden. Elektive Termine können auf einen späteren Zeitpunkt (soweit planbar nach der Hitzewelle) verschoben oder die Patientinnen und Patienten im Rahmen einer Telefonsprechstunde kontaktiert werden. Risikopatientinnen und -patienten kann auch durch einen Hausbesuch den Weg in die Praxis erspart werden. Um regelmäßige Kontakte zur Überprüfung des Befindens von Risikopatientinnen und -patienten während Hitzewellen zu gewährleisten, sollte ein informelles Netzwerk aus Familienangehörigen, Freundinnen/Freunden, Nachbarinnen/Nachbarn aktiviert werden, die sich regelmäßig telefonisch oder persönlich bei den Betroffenen melden. Im ambulanten Bereich bietet sich die hausärztliche Versorgung als koordinierende Anlaufstelle beim Hitzeschutz an: hier sind die informellen und formellen ambulanten Versorgungsstrukturen von Risikopatientinnen und -patienten bekannt – dadurch wird eine gezielte Betreuung und Prävention ermöglicht.

Medikation

Während Hitzeperioden sollte die Medikation überprüft und gegebenenfalls (vorübergehend) angepasst werden. Namentlich kann eine Dosisreduktion oder das Absetzen von Diuretika erforderlich sein. Es können (vor allem bei subkutan oder transdermal verabreichten Medikamenten) Veränderungen der Resorption oder Pharmakokinetik und bei einigen Medikamentengruppen Störungen der körpereigenen Kühlungsmechanismen auftreten. Besonders kritisch sind neben Diuretika anticholinerge Substanzen, Sedativa und (transdermal verabreichte) Opioide zu betrachten.

Ernährung

Eine gesunde Ernährung verringert das Risiko für Folgeerkrankungen von Fehlernährung und Übergewicht. Gleichzeitig schützt sie die Ressourcen unseres Planeten. Ein Beispiel für eine Ernährung, die Gesundheit und planetarer Gesundheit gerecht wird, ist die Planetary Health Diät (6). Diese Diät basiert auf einer überwiegend pflanzlichen Ernährung, bei der saisonale und regionale Produkte bevorzugt werden. In wesentlichen Punkten decken sich diese Empfehlungen mit denen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bzw. einer mediterranen Kost. Die aktuelle Empfehlung der DGE rät zu einer Ernährung, die zu mindestens 75 % aus pflanzlichen Lebensmitteln besteht und nicht mehr als 2 Portionen Milch und Milchprodukte pro Tag (400 g/Tag) enthält sowie 1-2 Portionen Fleisch und Wurst pro Woche (bis zu 300 g/Woche) (7). Gerade der Verzicht auf Fleisch kann zur Verringerung des individuellen CO2-Fußabdrucks wesentlich beitragen und zugleich das Risiko für Darm-, Lungen- und Brustkrebs reduzieren (8). Tatsächlich zeigt eine aktuelle Umfrage der AOK (9), dass dazu Beratungsbedarf besteht: zwei Drittel der Menschen in Sachsen-Anhalt würden sich gern nachhaltiger ernähren. Nur 21 % wissen jedoch, dass der Verzehr von weniger Fleisch und anderen tierischen Produkten nicht nur gesund ist, sondern auch einen besonders großen Effekt beim Klimaschutz hat. Für den Fischkonsum besteht dabei durchaus ein Zielkonflikt: einerseits kann Fisch Bestandteil einer gesunden Ernährung sein, andererseits muss einer Überfischung der Meere entgegengewirkt werden.

Mobilität

Bewegungsmangel ist ein weit verbreitetes gesundheitsrelevantes Problem in Deutschland. Die Folgeerkrankungen sind gut bekannt. Die WHO empfiehlt Erwachsenen mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche, Kindern mindestens eine Stunde Bewegung pro Tag (10). Öfter aufs Fahrrad zu steigen, kurze Strecken zu Fuß statt mit dem Auto zurückzulegen oder den ÖPNV zu nutzen, verkleinert nicht nur unseren CO2-Fussabdruck, sondern verringert auch Gesundheitsrisiken durch Bewegungsmangel.

Prävention

Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit (nicht nur im Bereich der Mobilität) sind in der Regel auch nachhaltig – aus ökonomischer, ökologischer und medizinischer Sicht. Primärprävention und die Vermittlung von Gesundheitskompetenz sind Ziele, die sich mit denen einer klimafreundlichen Medizin decken. Programme zur Förderung der Früherkennung von hitzebedingten Krankheiten, die Förderung von Impfungen – auch gegen durch den Klimawandel begünstigte Krankheiten – und die Entwicklung von Strategien zur Reduktion von Umweltgiften verdienen neben den etablierten Vorsorgeprogrammen in Zukunft besondere Aufmerksamkeit. Der Klimawandel kann zu psychischen Belastungen wie Stress, Angstzuständen oder Depressionen führen, insbesondere bei Menschen, die direkte Auswirkungen erleben, wie z. B. Naturkatastrophen oder Lebensraumverlust. Ärztinnen und Ärzte können eine wichtige Rolle dabei spielen, diese psychosozialen Folgen zu erkennen und ihre Patientinnen und Patienten im Sinne der Prävention zu unterstützen, resilienter gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu werden.

Mitigation: Verkleinern des (eigenen) CO2-Fußabdrucks

Neben der Möglichkeit, sich an die bereits gegebenen und sich weiter entwickelnden ungünstigen Klimabedingungen anzupassen, kann dem Fortschreiten des Klimawandels entgegengewirkt werden. Einige Handlungsspielräume sollen hier kurz vorgestellt werden.

Digitalisierung

Durch die Digitalisierung analoger Arbeitsprozesse können Ressourcen im Sinne der Klimafreundlichkeit, aber auch – als Zusatznutzen – im Sinne der Arbeitsökonomie eingespart werden: So können Termine (zum Beispiel Mitteilung von Laborbefunden) nach Möglichkeit als Telefon- oder Videosprechstunde angeboten werden. Dadurch werden An- und Abfahrtswege vermieden – das verringert nicht nur CO2-Emissionen, sondern den Patientinnen und Patienten wird dadurch auch Zeit, Geld und Organisationsaufwand erspart (11). Die elektronische Patientenakte kann einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten: nicht nur, weil durch ihre Nutzung Papier eingespart werden kann, sondern vor allem, weil durch den Zugriff auf Vorbefunde Doppeluntersuchungen vermieden werden können. Darüber hinaus können Prozesse wie Terminvergabe und -erinnerung sowie Dokumentation digitalisiert werden.

Energieverbrauch

Auch in Gesundheitseinrichtungen kann – wie im privaten Bereich – z. B. durch den Einbau von Thermostaten zur kontrollierten Temperatureinstellung, durch das Abschalten von Geräten, oft mit automatischer Regelung, und durch richtiges Lüften der Energieverbrauch gesenkt werden – das ist auch wirtschaftlich vorteilhaft. Ähnliche Effekte können durch eine klimafreundliche Mobilität und Erreichbarkeit erreicht werden (z. B.: durch Fahrrad(stellplätze), Job-Fahrräder, E-Auto, Fahrgemeinschaften, ÖPNV-Anbindung, Job-Ticket).

Vermeidung von Abfall

Die Verwendung von Einweginstrumenten und Verbrauchsmaterialien sollte kritisch hinterfragt und so weit wie möglich reduziert werden, z. B. durch Verwendung von Nachfüllpackungen für Seifen oder Desinfektionsmittel, Mehrwegabwurfbehälter und indem Patientinnen und Patienten ihre eigenen Handtücher zu geplanten Untersuchungen mitbringen. Bei der mitunter sehr schwierigen Abwägung des Nutzens von wiederverwendbaren Instrumenten als Alternative zu Einmalartikeln kann ein Rechner der KV Sachsen-Anhalt hilfreich sein (12). Als einfache Faustregel gilt, dass eine umfangreiche Umverpackung und lange Transportwege im Sinne der Nachhaltigkeit besonders ungünstig sind. Ein Zusammenschluss mit anderen Praxen, Kliniken oder Gesundheitseinrichtungen zur Logistik und Materialwirtschaft kann hilfreich sein, um diese Prozesse gemeinsam umweltverträglicher (und auch wirtschaftlicher) zu gestalten.

Rationelle Diagnostik und Therapie

Eine Überdiagnostik und -therapie ist auch aus Gründen der Nachhaltigkeit zu vermeiden. Leitlinien oder „Klug entscheiden“-Empfehlungen geben dazu eine sehr gute fachliche Orientierung: in der Regel ist eine leitliniengerechte Diagnostik und Therapie im gesundheitlichen Interesse der Patientinnen und Patienten, sowie ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Der Beitrag von Medikamenten zum CO2-Fußabdruck des Gesundheitswesens beträgt über 25 % (Abbildung 2), daher verdient die kritische Verordnung von indikationsangepassten Medikamentenmengen besondere Beachtung, ebenso wie eine regelmäßige Überprüfung der Medikationspläne und eine Vermeidung wiederholter Diagnostik (z. B. Labordiagnostik, radiologische Diagnostik, endoskopische Diagnostik). Auf die umweltschädliche Wirkung bestimmter Medikamente, z. B. Antibiotika, Diclofenac-Salben oder Dosieraerosole, sollte bei der Verordnung hingewiesen und die korrekte Anwendung und Entsorgung vermittelt werden. Nach Möglichkeit sollte die Verordnung von geeigneten Alternativen erwogen werden.

Abbildung 2: Anteil von Emissionskategorien am Gesamt-CO2-Fußabdruck des Gesundheitswesens (14).

Wissenschaft und Ausbildung

Für die An- und Abreise zu Kongressen und zur Verbandsarbeit sollen bevorzugt öffentliche Verkehrsmittel genutzt und gefördert werden. Konferenzen und Fortbildungsveranstaltungen sollen umweltverträglich und CO2-neutral geplant und durchgeführt werden – einen hilfreichen Leitfaden dazu hat beispielsweise das Umweltbundesamt entwickelt (13). Darüber hinaus sollten Forschungsprojekte zu den Auswirkungen des Klimawandels auf medizinische Versorgung gefördert werden. Nachhaltigkeitsaspekte müssen integraler Bestandteil der medizinischen Aus- und Weiterbildung sein, um klimafreundliches Verhalten und entsprechend die Gesundheit zu fördern. Vor Ort ist für die Umsetzung klimafreundlicher Projekte die konkrete Benennung eines Teammitglieds hilfreich, das sich inhaltlich mit dem Thema auseinandersetzt, einen Überblick über alle getroffenen Maßnahmen hat und bei Bedarf andere Teammitglieder motivierend anleiten kann.

Betriebswirtschaft

Nicht nur im Gesundheitswesen werden Entscheidungsprozesse wesentlich von ökonomischen Aspekten bestimmt. Banken, Versicherungen, aber auch eigene Kapitalanlagen können hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewertet werden. Insbesondere größere Kapitalverwalter wie private Krankenversicherungen (mit einem Vermögen von über 350 Mrd. Euro) und ärztliche Versorgungswerke (mit einem Vermögen von über 100 Mrd. Euro) verwalten ihre Kapitalanlagen überwiegend noch nicht nach transparenten Klimaschutzkriterien. Die Auswahl klimafreundlicher Fonds oder Banken, die das ihnen anvertraute Kapital ethisch und ökologisch vertretbar einsetzen, kann langfristig einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.

Fazit

Es ist zu erwarten, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Bevölkerung zunehmend spürbar werden. Die Ärzteschaft und medizinisches Fachpersonal haben eine große Bedeutung bei der Anpassung an diese Veränderungen und der Abmilderung ihrer Folgen.

Eine klimasensible Gesundheitsberatung zielt darauf ab, Patientinnen und Patienten über die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit zu informieren und zu klimafreundlichem Verhalten zu ermutigen, wobei besonders auf Ko-Benefits hingewiesen werden soll. Eine solche Beratung kann schon mit wenig zusätzlichem Aufwand einen Nutzen für die Gesundheit und die Umwelt bringen. Handlungsspielräume ergeben sich auch im Management der Praxis oder Gesundheitseinrichtung, z. B. durch Digitalisierung, Materialwirtschaft oder Energiemanagement. Schließlich zeigt unsere Übersicht, dass eine fundierte Aus- und Weiterbildung ein wesentlicher Baustein einer klimafreundlichen Medizin ist. Eine leitliniengerechte Therapie ist auch nachhaltig. Durch Forschung, Aus- und Weiterbildung kann die Ärzteschaft dazu beitragen, das Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit zu vertiefen und evidenzbasierte Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu entwickeln.

Der Artikel ist eine gemeinsame Arbeit von Studierenden des Wahlpflichtfachs „Folgen des Klimawandels für die Gesundheitsversorgung“ der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Wintersemester 2023/24 (AB, BM, JH), den Mitgliedern der AG „Klima und Gesundheit“ der Ärztekammer Sachsen-Anhalt und der AG Nachhaltigkeit der Universitätsmedizin Halle (Saale).

Korrespondenzanschrift:
PD Dr. med. Jens Walldorf
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin I
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Ernst-Grube-Straße 40, 06120 Halle (Saale)
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Tel.: 0345/557 2665

Weiterführende Links:

Literatur

  1. Alina Herrmann, Claudia Mews, Heike Hansen, Benedikt Lenzer, Eva-Maria Schwienhorst-Stich, Claudia Quitmann: Klimasensible Gesundheitsberatung. https://www.springermedizin.de/klimawandel/ernaehrung/klimasensible-gesundheitsberatung/26297100 (last accessed on 12 March 2024).
  2. Bundesministerium für Gesundheit: Gesundheitsrisiko Hitze. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/hitze (last accessed on 15 March 2024).
  3. Umweltbundesamt: Gesundheitsrisiken durch Hitze. https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-hitze#indikatoren-der-lufttemperatur-heisse-tage-und-tropennachte (last accessed on 15 March 2024).
  4. AOK Baden-Württemberg: Bundesweite Hitzeschutzkampagne: Klimaresiliente Versorgung im Hausarztvertrag der AOK Baden-Württemberg als Vorreiter 2023, 28 July 2023. https://www.aok.de/pp/bw/pm/bundesweite-hitzeschutzkampagne/.
  5. Winklmayr C, Muthers S, Niemann H, Mücke H-G, Heiden MAd: Heat-Related Mortality in Germany From 1992 to 2021. Dtsch Arztebl Int 2022; 119(26): 451–7.
  6. Willett W, Rockström J, Loken B, et al.: Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. Lancet 2019; 393(10170): 447–92.
  7. DGE: Gut essen und trinken – DGE stellt neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen für Deutschland vor. https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/gut-essen-und-trinken-dge-stellt-neue-lebensmittelbezogene-ernaehrungsempfehlungen-fuer-deutschland-vor/ (last accessed on 12 March 2024).
  8. Nikendei C, Bugaj TJ, Cranz A, Herrmann A, Tabatabai J (eds.): Heidelberger Standards der Klimamedizin: Wissen und Handlungsstrategien für den klinischen Alltag und die medizinische Lehre im Klimawandel. 1st ed. Heidelberg: HeiCuMed 2023.
  9. Deine Gesundheitswelt: Pressemitteilung: AOK-Umfrage zum Tag der gesunden Ernährung: Zwei Drittel der Sachsen-Anhalter würden sich gerne nachhaltiger ernähren. https://www.deine-gesundheitswelt.de/presse/pressemitteilungen/04-03-2024-pressemitteilung-aok-umfrage-zum-tag-der-gesunden-ernaehrung-zwei-drittel-der-sachsen-anhalter-wuerden-sich-gerne-nachhaltiger-ernaehren (last accessed on 15 March 2024).
  10. Gesundheit durch Sport: WHO leitet Sportinstitutionen bei der Förderung der Vorteile eines aktiven Lebensstils an. https://www.who.int/europe/de/news/item/11-09-2023-health-through-sport--who-guides-sports-bodies-in-promoting-the-benefits-of-active-living (last accessed on 12 March 2024).
  11. Klose MA, Becker A, Blank V, Eisenmann S, Rosendahl J, Walldorf J: Role of patient and staff mobility in scope 3 emissions in GI endoscopy. Gut 2024.
  12. Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt KVSA: Berechnung der wirtschaftlichen Aufbereitung von Medizinprodukten.
  13. Bundesumweltministeriums: Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen- BMUV - Publikation. https://www.bmuv.de/PU627 (last accessed on 21 March 2024).
  14. Tennison I, Roschnik S, Ashby B, et al.: Health care's response to climate change: a carbon footprint assessment of the NHS in England. Lancet Planet Health 2021; 5(2): e84-e92.