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Buchrezension

Der Magdeburger Domchor

Der Magdeburger Domchor

1000 Jahre Chorgesang im Kaiserdom zu Magdeburg

Herausgegeben von der Evangelischen Domgemeinde Magdeburg und dem Förderverein Magdeburger Domchor e. V., 2023,
ISBN 978-3-00-076995-5, gebunden im Lexikonformat, reich illustriert, 224 Seiten, 25,00 €

Der erste deutsche gotische Dom nach Niederbrand des ottonischen Vorgängerbaues gehört zur Identität der Stadt. Seine legendären Patrone und Mauritius und Katharina sind Märtyrer der frühen Kirche. Ihre überlebensgroßen Statuen aus dem Dom halten auf Vorsatzseiten des Buches bildlich Wache.

Die beiden Autoren des Bandes waren bzw. sind Mitglieder des Domchores. Sie haben sich der schwierigen, wenn auch reizvollen Herausforderung gestellt, die lange Geschichte des Magdeburger Domchores in Text und Bild zu erzählen. Als Zeitzeugen wichtiger Abschnitte der jüngeren Chorvergangenheit gelingt ihnen das auch sehr gut in den vorliegenden neun Kapiteln an Sachbeiträgen.

10. – 15. Jahrhundert – die vorreformatorische Zeit handelt u. a. von der ottonischen Gründung des Erzbistums Magdeburg anno 968 und dessen Mittelalter. In dieser Epoche entwickelte sich die sakrale Musik von der einstimmigen Gregorianik zur Mehrstimmigkeit.

Das 16. Jahrhundert – die Reformationszeit. An der Schule des gotischen Nachfolgedomes lernte der junge Martin Luther. Das bürgerliche Magdeburg wandte sich später der Reformation zu, wurde eine Ihrer Stützen. Der Gemeindegesang etablierte sich und ging mit den Kurrendesängern auf die Straßen und vor die Häuser. Eine evangelische Domgemeinde entstand.

Das 17. und 18. Jahrhundert mit dem Dreißigjährigen Krieg brachte nach dieser Bedrohung die volle Hinwendung zum evangelischen Glaubensbekenntnis und 1686 die offizielle Konstitution eines Domchores.

Das 19. Jahrhundert – Auflösung und Neubeginn. Folgen der Napoleonischen Okkupation Magdeburgs waren die Auflösung des Domkapitels und des Domchores. Nach dem Sieg über den Imperator wurde der Dom zu einer königlich-preußischen Kirche und ist heute Eigentum der Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt. Wilhelm v. Klewitz richtete 1819 den Domchor wieder ein, es begann die Zeit der großen Konzerte.

Der Magdeburger Domchor im 20. Jahrhundert war Teil der zeitgenössischen Entwicklung der sakralen und weltlich-konzertanten Musik. Ab 1925 durften auch Mädchen und Frauen mitsingen. Der Chor bestach durch seine Größe (ca. 120 Mitglieder) und sein imposantes Klangspektrum. Die akademisch ausgebildeten Kantoren führten das Ensemble zu bemerkenswerten Leistungen im In- und oft auch im Ausland. Selbst der Bombentreffer in der Westfassade 1945 konnte die Einschränkungen der Chormusik durch NS-Zeit und Krieg nicht verstetigen, im Gegenteil. Die charismatischen Kantoren Gerhard Bremsteller (1945-1968), Günther Hoff (1969-1994) und Barry Jordan (1994-2023) reagierten auf die musikalische Entwicklung ihrer Zeit mit dem Repertoire, der Chorzusammensetzung und der Darstellung in der kirchlichen und kulturellen Öffentlichkeit. Zu erwähnen wäre z. B. die von der Bevölkerung mit Begeisterung angenommenen großartigen Krippenspiele, die Installation mehrerer neuer Orgeln und die synagogalen Konzerte mit dem Berliner Oberkantor Estrongo Nachama sowie die Darbietung zahlreicher Messen und Oratorien mit und ohne instrumentelle Begleitung.

Die ansprechende Machart des Buches, seine reichhaltige Ausstattung durch vielfältige graphische Technik und die textbegleitenden Abbildungen sind bemerkenswert. Hingewiesen sei besonders auf die hervorragenden ganzseitigen Querblätter zwischen den Kapiteln in Form eines aufgeschlagenen Buches mit den Gesängen zum Jahresablauf der Liturgie.

Ein Bild- und Quellenanhang incl. Register rundet das gelungene Werk ab. Es spiegelt das ehrenamtliche Engagement aller mit diesem lebendigen Klangkörper befassten Personen wider und wird seine Interessenten finden.

F.T.A. Erle, Magdeburg (April 2024)

Cover: Verlag

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