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in memoriam

in memoriam Prof. em. Dr. med. habil. Friedrich Wilhelm Teichmann

in memoriam Prof. em. Dr. med. habil. Friedrich Wilhelm Teichmann

(* 24.11.1933, † 05.02.2024)

Prof. em. Dr. med. habil. Friedrich Wilhelm Teichmann

Am 5. Februar 2024, nur wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag, verstarb Prof. Teichmann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie) am Universitätsklinikum Halle (Saale) von 1993 – 1999.

Prof. Teichmann, Internist und Kardiologe, Hochschullehrer und Ordinarius für Innere Medizin und Kardiologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) hat in seinem vier Jahrzehnte umfassenden Wirken großen Einfluss auf die Entwicklung des Faches Kardiologie an der Halleschen Universität genommen, begründete die kardiologische Intensivmedizin in der DDR und gilt als einer der namhaftesten Kardiologen in den neuen Bundesländern.

1933 in Züllichau (im heutigen Polen) geboren und aufgewachsen, führten Flucht und Vertreibung die Familie 1945 nach Greußen in Thüringen. Das Medizinstudium nahm er ab 1952 in Halle auf, wo er auch die Facharztweiterbildung zum Internisten initial in der II., später in der I. Medizinischen Universitätsklinik absolvierte und assoziiert mit seiner klinischen Tätigkeit zu gastroenterologischen, endokrinologischen und kardiologischen Themen publizierte.

Bereits 1958 promovierte Prof. Teichmann mit der Arbeit „Die Bedeutung von Schenkelblöcken im EKG unter Berücksichtigung des Ventrikelgradienten auf die Prognose von Patienten“ an der Alma mater halensis. Sein klinisches und wissenschaftliches Interesse für die Kardiologie war geweckt, einem damals noch jungen und aufstrebenden Teilgebiet der Inneren Medizin, deren Anerkennung als selbstständige internistische Disziplin sich in Gesamtdeutschland erst 1962 mit der Berufung von Prof. R. Zuckermann auf die erste Professur für Kardiologie an der Universität Halle vollzog. Prof. Teichmann zählte sich zu den Schülern Zuckermanns. Berichtete er später über diese wertvolle Zeit des Lernens, so sprachen Dankbarkeit und Hochachtung aus seinen Worten.

1970 habilitierte Prof. Teichmann mit der Arbeit „Zum Einfluss von ß-Rezeptor-Blockade auf funktionelle Parameter am Altersherzen“ und es wurde ihm die „Facultas Docendi“ verliehen. Ernennung zum Oberarzt und Leiter der Kardiodiagnostischen Abteilung des Bereiches Medizin folgten.

Sein wichtigstes Anliegen sah Prof. Teichmann immer darin, seinen Patienten die bestmögliche und modernste kardiologische Versorgung zukommen zu lassen. Es ist bezeichnend für die damalige Zeit, dass innovative Leistungen der hochspezialisierten medizinischen Versorgung, die heute zu den Selbstverständlichkeiten des Alltags gehören, nur durch ein hohes Maß an Begeisterungsfähigkeit und größtem persönlichen Einsatz aller Beteiligten sowie kollegialer Hilfe und improvisierter Technik umsetzbar waren. So gelang u. a. der Aufbau einer kardiologisch-internistischen Wachstation, die Konstruktion erster Überwachungsmonitore und externer Schrittmacher oder die Einführung einer bettseitigen Überwachung.

Auch die Etablierung des „Halleschen Modells“ der prähospitalen Versorgung Myokardinfarktkranker mit dem Ziel der relevanten Verkürzung der prästationären Zeit soll an dieser Stelle Würdigung finden. Gleichsam handelte es sich um den Einsatz des ersten internistischen Notarztwagens außerhalb Berlins, realisiert durch ein Ärzteteam der I. Med. Universitätsklinik: Ende der 1960er Jahre ein Meilenstein in der Geschichte des medizinischen Rettungswesens in der DDR.

Schon in den 60er Jahren erkannte Prof. Teichmann, dass er als „Parteiloser“, Grenzen in seiner akademischen Laufbahn in Kauf nehmen musste. Erst 1978 erhielt er eine Hochschuldozentur, 1985 dann die Berufung zum ordentlichen Professor für Innere Medizin, verbunden mit der Leitung der kardiologischen Abteilung bzw. ab 1987 Leitung des Klinikbereichs III der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin (Kardiologie und Angiologie). Als herausragender akademischer Vertreter seines Faches wurde Prof. Teichmann 1993 auf die Professur „Innere Medizin/Kardiologie“, berufen, der ersten Professur neuen Rechts dieser Denomination an der Universität Halle und als Direktor der nun selbstständigen Klinik bestätigt, die er bis zu seiner Emeritierung 1999 leitete. Seinen umfangreichen Lehraufgaben in der Inneren Medizin und Kardiologie kam Prof. Teichmann Zeit seines universitären Wirkens mit Freude und großem Engagement nach. Allein seine legendäre, von den Studenten hochfrequentierte EKG-Vorlesung bot er über drei Jahrzehnte hinweg an.

Zahlreiche Diplomanden und Doktoranden führte er zu erfolgreichen Abschlüssen und begleitete fördernd die fachliche und wissenschaftliche Entwicklung seiner Mitarbeiter. Kollegialität und Wertschätzung, Integrität und Bescheidenheit prägten neben einer bewundernswerten Improvisationskunst seinen Führungsstil.

Umfassende Lehrerfahrung und großes Engagement in der ärztlichen Weiterbildung führten zur Wahl in die Zentrale Prüfungskommission „Kardiologie“ der DDR ab 1980 und nach der Wende in die Fach- und Prüfungskommission Innere Medizin und Kardiologie der Ärztekammer Sachsen-Anhalt. In der Nachwendezeit leistete er als gewähltes Mitglied des Fakultätsrates wichtige Aufbauarbeit bei der Erneuerung der Medizinischen Fakultät. Das wissenschaftliche Renommee von Prof. Teichmann umfasst über hundert Beiträge überwiegend zu kardiologischen Themen. Wichtige Schwerpunkte seines wissenschaftlichen Schaffens, wie seine Arbeiten zur Prähospitalphase und Akuttherapie des Myokardinfarkts waren durch seine klinische Arbeit geprägt. Über Jahrzehnte hinweg gestaltete Prof. Teichmann die Halleschen Symposien zur Frühphase des Herzinfarkts und anderen Themen der Akutkardiologie. Als Leiter der Arbeitsgruppe „Intensivtherapie“ der 1965 gegründeten Gesellschaft für Kardiologie und Angiologie der DDR hatte er die Veranstaltungsreihe 1970 ins Leben gerufen und pflegte nicht nur eine enge Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Intensivtherapie der Gesellschaft für Innere Medizin der DDR, sondern belebte und förderte landesweit den wissenschaftlichen Gedankenaustausch.

Seine Wahl zum Tagungspräsident der Herbsttagung 1992 und in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie bestätigten einmal mehr die große fachliche Anerkennung, die Prof. Teichmann im geeinten Deutschland zuteilwurde.

Sein Andenken werden wir stets in Ehren bewahren.

Prof. Dr. med. Bettina-Maria Taute
für die Mitarbeiter des Departments für Innere Medizin
der Universitätsmedizin Halle

Foto: DGK

Gekürzte Fassung (Volltext unter: https://www.campus-halensis.de/artikel/wilhelm-teichmann/)