Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) bietet mit ihrem Krankenhausverzeichnis seit Jahren detaillierte Informationen der Krankenhäuser über Fallzahlen, Qualität der Behandlung, Personalstärke, Komplikationsraten usw. an. Diese Daten basieren auf den Qualitätsberichten der Krankenhäuser und lassen sich online von jedem Laien leicht einsehen. Nach Angaben der DKG nutzen mehr als 500.000 Menschen monatlich dieses Portal. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat in der Vergangenheit dieses Transparenztool auf seiner eigenen Internetseite beworben und für die Krankenhausauswahl von potenziellen Patienten empfohlen. Das ist jetzt nicht mehr so. Das BMG hat den Vertrag mit der DKG auf Grund fehlender Haushaltsmittel bereits 2023 gekündigt. Stattdessen wurde eine große Transparenzoffensive durch den neuen Bundesklinikatlas von Herrn Lauterbach angekündigt. Dieser Atlas betrachtet inhaltlich nur 22 Erkrankungen. Es fehlen Angaben zu Behandlungsangeboten der häufigsten Krankheiten.
Im Atlas wird ein Levelsystem durch das BMG verwandt. Dieses erinnert an eine Hotelbewertung bei Reiseanbietern. Ein Tachometer zeigt die Empfehlung des Krankenhauses an. Nach Startschuss des Lauterbachatlas erfolgte durch das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) im Juni 2024 eine repräsentative Umfrage von Krankenhäusern. Die Ergebnisse waren niederschmetternd. Falsche Falldaten, fehlende Bettenzahlen und Notfallstufen stellten die häufigsten Fehler dar. Dies wird komplettiert durch falsche Zuordnung von Krankenhausabteilungen und falschen Personalzahlen. Auch werden relevante Qualitätszertifikate der Krankenhäuser nicht aufgeführt. Es sind in diesem Atlas vier von fünf Krankenhäuser mit zahlreichen falschen Daten bewertet. Seitens des BMG werden mangelhafte Datenmeldungen der Krankenhäuser als Ursache des Totalversagens genannt und so die Verantwortung wegdelegiert. Man fragt sich nach den Gründen der Erstellung eines ministeriellen Klinikatlas, der einfach schlecht gemacht ist und seiner eigentlichen Aufgabe einer Transparenzverbesserung bei weitem nicht gerecht wird. Versteckt sich dahinter wieder einmal ein Aktionismus der Politik? Es sollte noch erwähnt werden, dass wieder einmal der Steuerzahler für ein politisches Prestigeobjekt zahlen muss. So wie der Lauterbachatlas momentan abrufbar ist, erweist er sich für die meisten Menschen als absolut wertlos, die nach zwingenden und wichtigen Informationen zu ihrer Krankheit und zu deren Behandlung suchen. Der derzeitige Atlas muss dringend und grundsätzlich überarbeitet werden. Bis dahin sollte er durch das BMG doch lieber abgeschaltet werden.
Ihr Dr. med. Uwe Rose
Vorstandsmitglied der Ärztekammer Sachsen-Anhalt