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Notarztsimulationskurs

Sachsen-Anhalt geht neue Wege in der Weiterbildung von Notärzten

Sachsen-Anhalt geht neue Wege in der Weiterbildung von Notärzten

Alle Teilnehmenden des ersten Notarztsimulationskurses in Sachsen Anhalt

Notarztsimulationskurs

Die Weiterbildung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin ist von großer Bedeutung für die Sicherstellung der notärztlichen Versorgung der Bevölkerung. Jährlich legen zwischen 50 und 60 Ärzte in Sachsen-Anhalt die Prüfung für die Zusatzbezeichnung vor der Fach- und Prüfkommission der Ärztekammer ab. Der Weg zum Erwerb der Zusatzbezeichnung wird durch die Weiterbildungsordnung geregelt. Die Voraussetzung für die Weiterbildung sind 24 Monate Weiterbildung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung im stationären Bereich, davon 6 Monate in der Intensivmedizin oder in der Anästhesiologie. 

Briefing der Teilnehmer des NaSim-Kurses

Auftakt und Grundstein der Weiterbildung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin ist ein 80-Stunden-Kurs in „Allgemeiner und spezieller Notfallbehandlung“ gemäß Vorgaben der Bundesärztekammer. Diese Kurse werden durch die Ärztekammer Sachsen-Anhalt jährlich sowohl in Magdeburg als auch seit 2021 in Halle (Saale) durchgeführt. Nach Abschluss des Kurses müssen die Ärzte in Weiterbildung 50 Notarzteinsätze im öffentlichen Rettungsdienst (Notarzteinsatzfahrzeug oder Rettungs­hub­schrau­ber) unter Anleitung eines verantwortlichen Notarztes absolvieren. Seit der letzten Novelle der Weiterbildungsordnung 2020 besteht die Möglichkeit, davon bis zu 25 Einsätze im Rahmen eines standardisierten Simulationskurses zu absolvieren.

Szenario in einer Simulationswohnung

Tutoren

Diese als NaSim-Kurse (Notarztsimulationskurse) bezeichneten Formate waren bisher nur außerhalb von Sachsen-Anhalt verfügbar. Aus diesem Grund entstand aus den Reihen der Veranstalter der sachsen-
anhaltischen Notarztkurse die Idee, auch in Sachsen-Anhalt NaSim-Kurse zu etablieren. Im Gegensatz zu den Einsatzhospitationen im öffentlichen Rettungsdienst bietet das NaSim-Kursformat den Teilnehmern die Möglichkeit, den Umgang mit kritischen Einsatzsituationen aus den Bereichen Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Geburtshilfe und Gynäkologie, Pädiatrie und Traumatologie zu trainieren. Dabei können auch sehr seltene Einsatzbilder wie Geburten oder Kinderreanimationen dargestellt werden. Darüber hinaus werden die im vorher besuchten 80-Stunden-Kurs erworbenen Kenntnisse zum Thema „Crisis-Ressource-Management“ (CRM) in den Einsatzsituationen angewendet. Der Ablauf sowie die fachlichen Inhalte von NaSim-Formaten sollten in Sachsen-Anhalt vergleichbar und einheitlich sein. Daher wurden die Konzepte der Organisationsteams aus Magdeburg und Halle im Verlauf des Jahres 2023 unter Federführung des Ausschusses für Notfall- und Katastrophenmedizin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt abgestimmt und anschließend gemeinsam akkreditiert.

In dem nun etablierten Kurskonzept wird den Teilnehmern ermöglicht, im Rahmen der not­fall­me­di­zi­nischen Szenarien anhand von 25 empfohlenen Krankheitsbildern bzw. Einsatzschwerpunkten not­fall­me­di­zi­ni­sches Handeln zu erlernen. Dabei werden den Teams von 5 Teilnehmern innerhalb der Szenarien manuelle Fertigkeiten trainiert und definierte Lernziele vermittelt. Die Dauer eines Szenarios inklusive der strukturierten Nachbesprechung (Debriefing) beträgt 60 Minuten. Das Ziel dieses Ausbildungsformates ist es, die notärztliche Ausbildung umfassender und qualitativ hochwertiger zu gestalten. Gleichzeitig wird die Weiterbildungszeit signifikant verkürzt, da die 25 Einsatzsimulationen an drei Tagen absolviert werden. Dieses dreitägige Kursformat absolvierten nun erstmals in Sachsen-Anhalt vom 19. bis 21.01.2024 zehn Ärztinnen und Ärzte im Dorothea-Erxleben-Lernzen-trum der Martin-Luther-Universität Halle.

Das dortige Simulationszentrum bietet die optimalen Rahmenbedingungen für die Durchführung von Notarztsimulationen: in verschiedenen Umgebungen wie Wohnräumen, Arztpraxen, Rettungswagen, Pflegestationen können mit Hilfe von Simulationspuppen und Schauspielpersonen wirklichkeitsnahe Einsatzszenarien dargestellt werden. An den Simulationspuppen, die Patienten jedes Lebensalters darstellen, können die Teilnehmer alle invasiven Notfalltechniken trainieren. Durch die Kameraaufzeichnung der Einsatzabläufe können im Debriefing der Einsatzablauf und die durchgeführten Maßnahmen evaluiert und die Zusammenarbeit zwischen den Gruppenmitgliedern nachbesprochen werden.

Aus der Perspektive der wissenschaftlichen Kursleitung führte dieses Lernformat innerhalb der drei Kurs-Tage zu einer erheblichen Verbesserung not-fallmedizinischer Handlungskompetenzen auch in hochspeziellen Einsatzsituationen. Die Evaluationsergebnisse der Kursteilnehmer zeigen, dass deren Selbsteinschätzung mit dieser Fremdbeobachtung übereinstimmt. Ferner zeigen die Evaluationsergebnisse, dass das Kursformat die Erwartungen der Teilnehmer sogar übertreffen konnte. Deshalb kann bereits nach Durchführung des Pilot-Kurses in Sachsen-Anhalt ein positiver Impuls für die Zukunft der Ausbildung von Notfallmedizinern abgeleitet werden. Insofern ist es sehr erfreulich, dass nachfolgend NaSim-Kurse vom 05.04. bis 07.04.2024 in Magdeburg und vom 08.11. bis 10.11.2024 nochmals in Halle (Saale) angeboten werden, um notfallmedizinisches Fachwissen zu transportieren und Vorfreude auf die notärztliche Tätigkeit zu machen.

Dr. med. Hartmut Stefani
Chefarzt Klinik für Notfall- und Akutmedizin
Carl-von-Basedow-Klinikum Saalekreis gGmbH Merseburg
Mitglied der Fach- und Prüfungskommission für
Klinische Akut- und Notfallmedizin der ÄKSA

Szenario im Simulations-RTW

Tutoren im RTW

Fotos: DELH (Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle)