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Buchrezension

Einmal um Halle – Eine Wanderung

Einmal um Halle – Eine Wanderung

Moritz Götze (Idee/Konzept), Rüdiger Giebler (Texte), Christian Lohse (Fotografie)

Hasenverlag Halle 2022, ISBN 978-3-945379-77-2, Hardcover im A4-Querformat, s/w-illustriert, 400 Seiten, ca. 2 kg, 40,00 €

Da ziehen drei Musensöhne mitten im Sommer los, nicht auf dem Jakobsweg sondern um ihren Geburtsort Halle a. d. Saale. Einer führt, einer schreibt und ein dritter sorgt für viele Bilder, allesamt zu Fuß. Als sie auf ähnliche Weise Jahre zuvor die Stadt erkundeten, hieß es noch Expedition. Das Umfeld sollte nun aber durch eine Wanderung ausgespäht werden, an vier Tagen, in mehr oder weniger festem Schuhwerk.

Ausgangspunkt ist der Marktplatz, wo der damalige Oberbürgermeister an seinem Amtssitz noch etwas Startproviant für die drei Wanderer bereithält. Und dann heißt es: Go West Richtung HaNeu und Nietleben und weitere fast fünfzig Stationen auf der Suche nach Alltag und Atmosphäre, nach Spuren der
Geschichte und für Blicke über den Gartenzaun in Benkendorf, Kollenbey, Teicha oder Neuragoczy u. v. a. m. bis Lettin, immer das Gespräch mit angetroffenen Mitbürgern suchend, die an diesen Orten gern leben, sie gestalten und sie aushalten. Gegen den Uhrzeigersinn umkreisen sie ihr Halle durch den Saalekreis und durch ausgefranste ländliche Ränder der Saalemetropole, Ortschaften mit und ohne erwähnenswerte Nachlässe aus ehemaliger Industrie oder gewerblicher Arbeit der Orte am Wegesrand.

Die Fußreise geht am ersten Tag (5. Juli 2019) von Halle bis zur Schleuse Planena (Km 22,7). Am nächsten Tag ist es der Südosten im Saalekreis mit Teilen der Gemeinde Schkopau und deren alter und neuerer Geschichte bis Dieskau (Km 59,8), an Deponien, ehemaligen Herrenhäusern und Kneipen vorbei. Eine weitere Etappe führt durch den Osten des Saalekreises zum Friedrichsbad, nach Stichelsdorf, Oppin etc. bis Km 85,1 vor Gutenberg, Genschers Reideburg inklusive. Am letzten und vierten Tage marschieren die Drei durch das landschaftlich wohl schönste Stück der Reise um Morl, die Brachwitzer Alpen und das Saaletal. Es sind dann schließlich in den vier Tagen 107 Kilometer unter die Sohlen genommen worden mit neunundvierzig namentlich genannten Stationen. Der Texteschreiber weiß viele Ansichten und Begegnungen in knappen Sätzen zu fixieren. Die 356 schwarz-weißen Fotografien weisen weder Legenden noch Ordnungsnummern auf und finden sich doch im Schriftlichen wieder. Immer mal stoßen die Wanderer auf Reste einer interessanten Historie an Mauern, alter Architektur, industriellen Erbstücken oder anderen Findlingen.

Die Fotografien halten alles in bestechender Qualität fest. An jeder Stelle am Ende eines Tages setzen sie im Buch eine fiktive erwanderte Kilometermarke. So kommen sie endlich nach vier hochsommerlichen Wandertagen bei Km 106,8 am kaum noch wahrnehmbaren alten Dölauer Heidefriedhof an und ruhen sich auf einer etwas schiefen Steinbank aus. Die letzte Beerdigung fand dort vor etwa 100 Jahren statt. Diese Stätte war den Selbstmördern aus dem Heideforst vorbehalten, die auf den städtischen Friedhöfen nicht gelitten waren, u. a. ein Urahn des Barden Wolf Biermann.

Dieses besondere Buch wird sicher Zeitzeugen und Heimatfreunden gefallen, vielleicht auch diesem oder jenem Absolventen der Alma Mater Halensis. Als Wanderführer eignet es sich allerdings schon wegen seines Gewichtes nicht.

F.T.A. Erle, Magdeburg (Januar 2024)

Fotos: Verlag

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