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An die Ärzteschaft im (Un-)Ruhestand

Unser Herzenswunsch: Macht bei uns mit!

Unser Herzenswunsch: Macht bei uns mit!

Strampeln für die Pumpe – ohne Mediziner keine Herzsportgruppe

Das mit dem Herzen ist ja so eine Sache: Im Grunde weiß jeder, was er tun muss, damit es dem wichtigsten Muskel im Körper möglichst gut geht. Andererseits reichen gesunde Lebensweise, etwas Sport und Vorsorge mitunter nicht aus: Die „Pumpe“ macht Probleme, manchmal von Geburt an. Wer nun ein so genanntes „Herzereignis“ durchlebt, besucht danach in der Regel nach dem Aufenthalt in einer Akutklinik eine kardiologische Reha. Danach besteht die Möglichkeit, dass der Hausarzt eine weiterführende Begleitung für Patienten in Form einer ambulanten Herzsportgruppe verschreibt, die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Hier kommen Menschen mit chronischen Herz-Kreislauf-Krankheiten mindestens einmal pro Woche zusammen, um eine Stunde lang gemeinsam Sport zu treiben und so die körperliche Belastbarkeit zu steigern und zu trainieren. An ihrer Seite: Qualifizierte Übungsleiter sowie Ärzte und/oder Notfallsanitäter. Deutschlandweit gibt es mehr als 9.000 solcher zertifizierten Herzsportgruppen – auch in Sachsen-Anhalt. Sie werden angeboten von Reha-Sportvereinen oder Abteilungen, die organisiert sind im BSSA, dem Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt e. V.

Volkmar Impe, Dipl.-Mediziner im Ruhestand, wurde vor zwei Jahren von einem befreundeten Arzt angesprochen, ob er nicht Lust habe, beim VSB 1980 Magdeburg e. V. mitzuhelfen, die insgesamt 30 Herzsportgruppen im Zentrum an der Großen Diesdorfer Straße zu betreuen. Der Bedarf an diesen ergänzenden Reha-Maßnahmen nämlich ist riesig, doch ist gerade bei den Herzsportgruppen ein anwesender Arzt oder mindestens auf Abruf verpflichtend – für den Ernstfall.

Der 66-Jährige fühlt sich gut vorbereitet: „Da steht unser Notfallkoffer, da ist auch ein Defibrillator drin – das ist Vorschrift.“ Damit es gar nicht erst so weit kommt, durchläuft jeder Herzsportler eine ausführliche Anamnese – übrigens durchgeführt von einer ausgeschiedenen Internistin. Dazu gehören ein ausführliches Gespräch, eine Untersuchung und die Sichtung eventueller Unterlagen. „Hier vor Ort gehen wir Ärzte dann mit dem Sportler mit, gucken nach dem Puls, beraten, leisten Hilfestellung.

Im Grunde geht es vor allem darum, den durch die Herzereignisse nicht selten verunsicherten Menschen ein Stück weit Sicherheit zu vermitteln.“ Gemeinsam mit zertifizierten Übungsleiterinnen und -leitern werden für jeden Herzsportler die richtigen Übungen für eine optimale Belastung erarbeitet. „Der Trainingspuls ist da der wichtigste Parameter: Wir müssen ermitteln, mit welcher Herzfrequenz pro Minute soll der jeweilige Sportler hier bei uns zum Beispiel das Ergometer absolvieren“, erklärt Birgit Strackeljan, gelernte Krankenschwester und jetzt angestellte Übungsleiterin. „Die Belastung muss stimmen, es geht ja um den richtigen Effekt.“ Alle zwei Jahre muss die 58-Jährige ihre Lizenzen als Übungsleiterin etwa für Innere Medizin auffrischen.

An Kompetenz mangelt es also nicht, wohl aber an personellen Kapazitäten: Gerade im ländlichen Raum Sachsen-Anhalts mangelt es an Herzsportgruppen – weil die Ärzte fehlen. Dabei ist die Betreuung so einer Herzgruppe womöglich vor allem für Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand eine schöne Aufgabe, mit ihrem einstigen Traumberuf und den Menschen in Kontakt zu bleiben. Das Gefühl des „Gebrauchtwerdens“ sei etwas sehr Schönes, wie Ex-Sportmediziner Impe betont. „Ich war immer gern Arzt“, sagt der 66-Jährige, der jetzt regelmäßig im Verein mit anpackt. „Na klar verpflichtet man sich“, gibt er zu. „Es braucht schon eine gewisse Regelmäßigkeit, aber es macht auch großen Spaß und hält fit. Liebe Kolleginnen und Kollegen – wir brauchen euch!“ Der Job werde sogar vergütet und – ganz wichtig – die so wichtige Berufshaftpflicht wird für die Zeit der Betreuung über den BSSA übernommen.

Wenn Sie als Ärztin oder Mediziner im (Un-)Ruhestand jetzt auch Lust bekommen haben, eine Herzsportgruppe zu betreuen, werden Sie aktiv und melden Sie sich gern beim BSSA. Infos unter www.bssa.de oder E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

K. Basaran

Fotos: ÄKSA

Blick in den Übungsraum

Übungsleiterin Birgit Strackeljan (Mitte) und Volkmar Impe (l.), Mediziner im Ruhestand, begleiten einen Herzpatienten (r.)

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