im memoriam
Nachruf für Prof. Dr. Winfried Mokros
Nachruf für Prof. Dr. Winfried Mokros

Die Chirurgen des Bezirkskranken-hauses Magdeburg, Januar 1989 (Foto: Bezirkskrankenhaus Magdeburg Altstadt)

Portraitfoto: Familie Mokros privat
Die Chirurgen des Bezirkskranken-hauses Magdeburg, Januar 1989 (Foto: Bezirkskrankenhaus Magdeburg Altstadt)
Am 07.10.2024 verstarb Herr Prof. Dr. W. Mokros in Magdeburg kurz nach Vollendung seines 88. Lebensjahres. Winfried Mokros wurde am 05.09.1936 in Großhain, Landkreis Waldenburg in Schlesien, geboren (dem heutigen Walbrzych in Polen).
Nach der Umsiedlung der Familie nach Schlettau, Kreis Annaberg/Sachsen konnte er die schulische Ausbildung mit dem Abitur abschließen. 1955 nahm er an der Karl-Marx-Universität Leipzig das Studium der Humanmedizin auf. Nach erfolgreich bestandenem Physikum wechselte er 1957 an die Medizinische Akademie Dresden. Hier legte er das Staatsexamen im Jahre 1960 ab. Am 14.02.1961 promovierte Winfried Mokros an der Medizinischen Akademie Dresden. Sein Promotionsthema lautete: „Veränderungen der Funktion von inneren Drüsen unter Einwirkung von Nikotin und Alkohol“.
Portraitfoto: Familie Mokros privat
Bereits während des Studiums begeisterte er sich für die Chirurgie. So war es für ihn folgerichtig, am 01.12.1960 eine Facharztausbildung in der Chirurgischen Klinik am Klinikum Görlitz aufzunehmen. Diese Klinik wurde für W. Mokros über 15 Jahre die Basis seiner chirurgischen Entwicklung.
In Görlitz wurde er Facharzt für Chirurgie und rasch zum Oberarzt ernannt. Seine erfolgreiche Arbeit führte zur Übernahme der Funktion des 1. Oberarztes an der Chirurgischen Klinik in Görlitz 1972. Vorausgegangen waren zahlreiche Hospitationen in diversen Chirurgischen Kliniken der ehemaligen DDR (Charité Berlin, Medizinische Akademie Dresden und Magdeburg, Universität Rostock).
1975 erfolgte dann der Wechsel an die Medizinische Akademie Magdeburg unter dem neu ernannten Direktor der Chirurgie, Herrn Prof. Dr. Peter Heinrich. Erneut erfolgte rasch die Ernennung zum Oberarzt in Magdeburg. Er beschäftigte sich wissenschaftlich vor allem mit Geschwulsterkrankungen des oberen Gastrointestinaltraktes. Seine Forschungsarbeiten führten am 29.01.1979 zur erfolgreichen Habilitation und zur Ernennung zum Dozenten für das Fachgebiet der Chirurgie. Das Thema seiner Arbeit lautete: „Probleme bei der Behandlung von Patienten mit Magenperforation bei Geschwulsterkrankungen“.
In seinen Memoiren beschreibt Winfried Mokros sich als Einzelgänger, der zwei Ziele in seinem Berufsleben beharrlich verfolgte.
1980 konnte Winfried Mokros das erste seiner ehrgeizigen Karriereziele erreichen. Er wurde im April 1980 zum Chefarzt der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Altstadt – dem damaligen Bezirkskrankenhaus Magdeburg – berufen. Diese Tätigkeit übte er unter sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen über 23 Jahre aus.
Sein 2. Wunsch ging für ihn am 05.09.1986 an seinem 50. Geburtstag in Erfüllung. Er wurde durch den Minister für Gesundheitswesen der DDR in einem feierlichen Festakt in Berlin zum Professor ernannt.
Prof. Winfried Mokros war vor allem ein begeisterter Chirurg, der über mehrere Generationen seine Schüler prägte. Die Aus- und Weiterbildung von Chirurgen lag ihm stets am Herzen. In unterschiedlichen Gremien und Organisationen arbeitete er führend mit. Dies betraf zum Beispiel das „Zentrum für Ärztliche Fortbildung“ (FBZ) der DDR, die Regionalgesellschaft für Innere Medizin, den Magdeburger Gastroenterologischen Arbeitskreis, die Medizinische Gesellschaft zu Magdeburg.
Die Regionalgesellschaft für Chirurgie Magdeburg wurde 1976 auf Initiative von Prof. Heinrich, Lehrstuhlinhaber für Chirurgie an der Medizinischen Akademie Magdeburg, gegründet. 1990 war Prof. Mokros als stellvertretender Vorsitzender an der Fusion mit der Halleschen Chirurgenvereinigung zur Chirurgenvereinigung von Sachsen-Anhalt beteiligt. Aus dieser Gesellschaft ging dann später die Mitteldeutsche Chirurgenvereinigung unter Beteiligung der Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt hervor.
Die Verfügbarkeit von neuen Materialien und Hilfsmitteln (u. a. sich selbst auflösendes Nahtmaterial, Klammernahtgeräte, Valtrac®-Ring und anderes) veranlasste Prof. Mokros nach der Wende zur Gründung einer eigenen Weiterbildungsplattform. Neben dem wissenschaftlichen Austausch wurden praktisch/operative Übungen am „Tiermodell“/konservierten Eingeweiden vorgenommen.
Diese wissenschaftlichen Veranstaltungen wurden im November 1994 zur „1. Magdeburger Arbeitstagung“. Unterstützung fand er dabei durch junge engagierte Fach- und Oberärzte (Roßmüller, Lehmann, Link, Heinzmann und andere) der Chirurgischen Klinik Altstadt. Ab 1999 fand und findet diese Veranstaltung im Herrenkrughotel Magdeburg statt.
Neben seiner chirurgischen Tätigkeit war Prof. Mokros wiederholt an der Modernisierung, sowohl des Altstädtischen Krankenhauses, als auch der Gestaltung des neuen Krankenhauses Magdeburg Olvenstedt, engagiert beteiligt. Beispielhaft stehen hierfür die Erweiterung des OP-Traktes im Altstadtquartier und das noch heute bestehende Farbkonzept für den Neubau in Olvenstedt. Im letzten Jahrzehnt seiner beruflichen Tätigkeit fokussierte sich Prof. Mokros vor allem auf die gastrointestinale Tumorchirurgie. Das Altstadtkrankenhaus wurde ein anerkanntes überregionales Zentrum. Sein wissenschaftliches Interesse galt den Anastomosentechniken im Gastrointestinaltrakt. Vor allem war er vom Valtrac®-Ring fasziniert, 1.015 Anastomosen führte Winfried Mokros mit dieser Techik aus und war mit diesen Ergebnissen gern gesehener Referent auf nationalen und internationalen Kongressen. Die erfolgreiche Geschichte der Anastomosentechniken mit dem Valtrac®-Ring endete jäh mit der Implantierung des Fast-Track-Konzeptes in der perioperativen Medizin. Der spät resorbierbare Valtrac®-Ring verhinderte den nun zum Standard gewordenen raschen postoperativen Kostaufbau. Für Mokros eine große Enttäuschung, die auch viele andere berühmte Chirurgen ertragen mussten.
2003 führte Prof. Mokros die letzte Operation am Krankenhaus Altstadt aus, um am neuen Standort in Magdeburg Olvenstedt den 1. chirurgischen Eingriff vorzunehmen.
Die berufliche Laufbahn endete für Prof. Dr. Winfried Mokros am 30.06.2003.
Mir persönlich war es eine große Ehre, die von ihm hervorragend aufgestellte Klinik am 01.10.2003 zu übernehmen und in seinem Sinne mit Schwerpunkt auf die Behandlung maligner Tumoren des Gastrointestinaltraktes weiterzuführen.
Mit Stolz konnte die von Prof. Mokros gegründete Arbeitstagung ab 2003 unter unserer Führung als enge Kooperation mit der Universitätsklinik als „Magdeburger Chirurgengespräche“ erfolgreich neu
ausgerichtet werden. 2024 fand die 30. Tagung statt.
Seine Kollegen und Schüler werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren! Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau mit der ganzen Familie, denen wir Trost zusprechen möchten.
Prof. Dr. med. Karsten Ridwelski
Klinikum Magdeburg gemeinnützige GmbH
Chefarzt der Klinik für Viszeral-,
Gefäß- und Akut-Chirurgie, VIGO
Leiter Darmkrebszentrum/Pankreaskrebszentrum Magdeburg
Birkenallee 34
39130 Magdeburg