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Ein besonderer „Fallbericht“

„ORGAN²/ASLSP“ ist „blau-rot“ – eines der längsten Musikstücke der Welt in der Ultraschalluntersuchung

„ORGAN²/ASLSP“ ist „blau-rot“ – eines der längsten Musikstücke der Welt in der Ultraschalluntersuchung

ÄB 04/2023

Prof. Dr. Steffen Rickes1, Dr. Peter Rauh2, Katrin Herbst3, Diplom-Physiker Winfried Randhan4

1 Internistische Praxis, Halberstadt
2 Hausärztliche Gemeinschaftspraxis Dr. Roland Krämer & Dr. Peter Rauh, Berlin-Neukölln
3 Philips GmbH, Hamburg
4 Bracco Imaging Deutschland GmbH, Konstanz

Bild 1: „InnoSight Ultraschallsystem“ neben der Orgel in der Burchardikirche in Halberstadt. Der rote Pfeil zeigt auf die mit Ultraschall untersuchte Metallstrebe an der Vorderseite der Orgel. (Foto: Dieter Kunze, Pfeiffers Garten 5, 38820 Halberstadt)

Ein besonderer „Fallbericht“

In der Burchardikirche in Halberstadt läuft – im wahrsten Sinne des Wortes „as slow as possible“ („ASLSP“) – über 639 Jahre eines der längsten Musikstücke der Welt. Es heißt „ORGAN²/ASLSP“, stammt von John Cage und wird auf einer Orgel wiedergegeben (Bild 1). Für weitere Informationen zum sogenannten John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt sei auf das Internet verwiesen (1).

Anlässlich des 27. Halberstädter Ultraschallkurses fand am 20.08.2022 im Beisein zahlreicher Besucher ein besonderes Experiment statt. Dabei wurde die oben erwähnte Orgel mit Ultraschall untersucht.

Dafür kam der hochfrequente Linearschallkopf (L12-4) des „InnoSight Ultraschallsystems“ der Firma Philips (Philips GmbH, Hamburg, Deutschland) im „Schilddrüsenmodus“ zum Einsatz. Der Schallkopf wurde in einen mit herkömmlichem Ultraschallgel gefüllten Handschuh verbracht und in Längsrichtung auf die mittlere Metallstrebe an der Vorderseite der Orgel (siehe roter Pfeil in Bild 1) platziert.

Die Oberfläche der Metallstrebe kam im Ultraschallbild (Bild 2) als echoreiche, querverlaufende Linie und – bedingt durch Wiederholungsartefakte – mehrfach in etwa gleichem Abstand zur Schallkopfoberfläche zur Darstellung. Durch die im Rahmen der Vibration der Orgelpfeifen schwingende Metallstrebe entstanden im Farb-Dopplermodus entlang der oben beschriebenen echoreichen Linien blaue und rote Dopplersignale bzw. -artefakte. Im pw-Dopplermodus fand sich hierzu korrespondierend ein gleichförmiges repetitives Signalbild.

Mit dem Experiment gelang es somit, der Orgel bisher verborgene Informationen zu „entlocken“. Ihre Töne konnten „sichtbar“ gemacht werden (Visualisierung von Tönen/übertragenen Schwingungen). Zum Vergleich wurde der „ruhende“ Metallständer des „InnoSight Ultraschallsystems“ unter den gleichen Bedingungen – wie für die Orgel oben beschrieben – untersucht. Dabei waren, wie zu erwarten, keine Dopplersignale zu erkennen.

Bild 2: Ultraschallbild von der mittleren Metallstrebe an der Vorderseite der Orgel in der Burchardikirche in Halberstadt. Die Oberfläche der Metallstrebe kommt als echoreiche, querverlaufende Linie und – bedingt durch Wiederholungsartefakte – mehrfach in etwa gleichem Abstand zur Schallkopfoberfläche zur Darstellung. Durch die im Rahmen der Vibration der Orgelpfeifen schwingende Metallstrebe entstehen im Farb-Dopplermodus entlang der oben beschriebenen echoreichen Linien blaue und rote Dopplersignale bzw. -artefakte. Im pw-Dopplermodus zeigt sich hierzu korrespondierend ein gleichförmiges repetitives Signalbild. Die Töne der Orgel können „sichtbar“ gemacht werden (Visualisierung von Tönen/übertragenen Schwingungen).

Bild 2: Ultraschallbild von der mittleren Metallstrebe an der Vorderseite der Orgel in der Burchardikirche in Halberstadt. Die Oberfläche der Metallstrebe kommt als echoreiche, querverlaufende Linie und – bedingt durch Wiederholungsartefakte – mehrfach in etwa gleichem Abstand zur Schallkopfoberfläche zur Darstellung. Durch die im Rahmen der Vibration der Orgelpfeifen schwingende Metallstrebe entstehen im Farb-Dopplermodus entlang der oben beschriebenen echoreichen Linien blaue und rote Dopplersignale bzw. -artefakte. Im pw-Dopplermodus zeigt sich hierzu korrespondierend ein gleichförmiges repetitives Signalbild. Die Töne der Orgel können „sichtbar“ gemacht werden (Visualisierung von Tönen/übertragenen Schwingungen).

Von ähnlichen Experimenten ist den Autoren nichts bekannt. Die Suche nach dem Verborgenen, verbunden mit der Bereitschaft, vorgefertigte Meinungen zu revidieren, ist gerade in der heutigen Zeit – geprägt von zahlreichen Krisen – wichtig. Erinnert sei mit dem Versuch auch an den Halberstädter Arzt Dr. Walter Krienitz, der im Jahr 1906 als einer der Ersten auf das Vorhandensein von Bakterien im menschlichen Magen hinwies (2). Eine Gedenktafel in der Burchardikirche in Halberstadt erinnert an ihn.

Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. habil. Steffen Rickes
Internistische Praxis
Richard-Wagner-Str. 67
38820 Halberstadt
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Tel.: 03941/441047
Fax: 3941/5955011

Literatur

  1. https://www.aslsp.org/ (Aufrufdatum: 28.11.2022).
  2. Rickes S, Schultze U, Mönkemüller K, Malfertheiner P. Walter Krienitz - his life and intuitive description of bacteria in the stomach. Dtsch Med Wochenschr 2006; 131: 1341-1343.


Foto: Autoren

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