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Wir und die Reform-Diskussion

Das geht uns alle an!

Das geht uns alle an!

Noch kurz vor dem 128. Deutschen Ärztetag hat die Regierungskommission ihre 10. Stellungnahme „Überwindung der Sektorengrenzen des deutschen Gesundheitssystems“ veröffentlicht. Zufall? Timing? Klar ist: Die Kommission will mit ihren Vorschlägen keinen Stein auf dem anderen lassen. Ja, wir benötigen eine Reform, die eine bessere Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ermöglicht und Prozesse effektiver gestaltet. Ideen dazu müssten maßgeblich von der Ärzteschaft kommen. Der Gesundheitsminister meint, dass er das berücksichtigt, indem er ein Gremium aus Wissenschaftlern beauftragt, Vorschläge zu unterbreiten. Woher diese Kommission ihr Wissen über die Versorgung in Praxen, basisversorgenden Krankenhäusern und die Bedingungen in ländlichen Regionen schöpft, bleibt ihr Geheimnis. Die Vorschläge zur Umstrukturierung der „doppelten Facharztschiene“ und zur Rolle der „Level-Ii-Kliniken“ zeugen jedenfalls von mangelnder Kenntnis darüber, was außerhalb von Großstädten Versorgungsrealität/-bedarf ist. Danach sollen von qualifizierten Pflegekräften geleitete Level-Ii-Kliniken zugleich Probleme in der ambulanten und niedrigschwelligen stationären Versorgung lösen. Auch sollen „nicht primärärztliche Fachärztinnen und Fachärzte nur noch an oder in Kooperation mit Krankenhäusern (inkl. Level Ii) tätig“ sein. Wird hier der selbstständig tätige Facharzt abgeschafft? Selbst die Weiterbildung soll an Level-Ii-Kliniken konzentriert werden. Ferner der Vorschlag „die … Substitution diagnostischer und therapeutischer Leistungen ohne ärztlichen Vorbehalt“ zu fördern. Kommt der „Arzt-light“ durch die Hintertür? Dass es Karl Lauterbach ernst ist, bewies er mit dem Reformgesetz, das er trotz Kritik aller Landes-Gesundheitsminister ins Kabinett eingebracht hat. Nun liegt es am Bundestag.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gestatten Sie mir noch eine Anmerkung. Über der Reform-Diskussion schwebt auch ein von uns Ärzten mitverursachtes Problem: Wir reden unseren Beruf zu oft schlecht! Das schafft Raum für Ideen, die nicht in unserem Sinne sind. Natürlich ist es richtig, dass wir unsere Probleme durch Budgetierung, Leistungskürzungen, Bürokratie u. ä. beim Namen nennen, und uns für unsere Rechte einsetzen. Was wir dabei vergessen, ist, unserem Nachwuchs auch die schönen, zutiefst befriedigenden Seiten des Arztberufes zu vermitteln. Die Ärztekammer beteiligt sich an zahlreichen Projekten, die dazu beitragen sollen, die ärztliche Versorgung gerade auch in den ländlichen Regionen unseres Landes zu sichern. Das geht nur gemeinsam! Daher möchte ich Sie einladen, sich bei der Berufsorientierung unserer Kinder, der Ausbildung von Medizinstudenten und der Weiterbildung unserer nächsten Facharztgeneration intensiver einzubringen. Zeigen wir, dass wir noch immer den schönsten Beruf der Welt haben!

Uwe Ebmeyer

Prof. Dr. med. habil.
Uwe Ebmeyer
(Foto: Peter Gercke)