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Leserbrief zum Editorial

„Sind wir satt und selbstgefällig?“

„Sind wir satt und selbstgefällig?“
im Ärzteblatt Sachsen-Anhalt, Heft 4/2025, Seite 3

Sehr geehrter Herr Dr. Kudela,

für Ihr sehr persönliches und emotionales Editorial möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Sie haben mit Ihren Gedanken sicher nicht nur bei mir Erinnerungen aktiviert.

Ja, wir hatten eine gute Schulbildung in der DDR – nach dem Abitur war man studierfähig! Meine Berliner Hochschullehrer – Waldeyer in Anatomie und Rapoport in Biochemie sind unvergessen, ebenso wie der Pharmakologe Oelßner in Dresden. Die nicht nur von Ihnen wahrgenommene geringere Leistungsbereitschaft in unserer Gesellschaft begann schon vor vielen Jahren mit dem unseligen Slogan „Work-Life-Balance“ – als ob eine (erfüllte) Arbeit nicht zu einem guten Leben gehörte. Auch ich bin dankbar, über viele Jahrzehnte im Frieden leben zu dürfen. Im Hinblick auf unsere Zukunft habe ich Zweifel! Seit langem will unser Verteidigungsminister das Volk „kriegstüchtig“ machen. Unser Bundespräsident lobte in Münster die Lockerung der Schuldenbremse für Milliardenbeträge in die Rüstung. Der Präsident des Reservistenverbandes Patrick Sensburg forderte kürzlich für Deutschland 300.000 bis 350.000 Soldaten und knapp eine Million Reservisten, um in einem möglichen Krieg zu bestehen. Dabei sei an der Ostflanke mit 5.000 toten Soldaten täglich zu rechnen. Diese aktuelle Kriegshysterie macht mir Angst. Immerhin gibt Sensburg zu, dass Putin ja nicht blöd sei. Das impliziert wohl auch, dass Russland kein Nato-Land angreifen wird. Also besteht noch Hoffnung!

Mit freundlichen Grüßen

Frank P. Meyer

Anmerkung der Redaktion:
Seit Einreichen seines Leserbriefes ist Professor Frank P. Meyer leider verstorben. Ihm zum Andenken veröffentlichen wir trotzdem seinen Leserbrief.