Bei schwerem Lungenversagen ist die Therapie mit dem ECMO-Gerät oft die letzte Hoffnung für Patientinnen und Patienten. Dabei kann die Sauerstoffversorgung des Körpers auch ohne Lungenfunktion für eine gewisse Zeit gewährleistet werden.
Aufgrund der Komplexität des Verfahrens und der dazu notwendigen Infrastruktur soll die Therapie nur in speziell geeigneten Krankenhäusern und durch erfahrene Teams in der Behandlung des schweren Lungenversagens durchgeführt werden. Das Klinikum mit der hierfür größten Expertise in Sachsen-Anhalt ist das Universitätsklinikum in Halle.
Neben der Berliner Charité führen die Ärztinnen und Ärzte der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin und Perfusionisten des Universitätsklinikum Halle das Verfahren am häufigsten in Ostdeutschland durch.
Oft können die Patienten noch zur Implantation zum Uniklinikum gebracht werden, da sowohl die Implantation vor Ort in „fremder“ Umgebung und mit weniger Ressourcen, als auch der Transport mit eingebautem ECMO-System ein erhöhtes Risiko für die Patienten darstellt. Insbesondere das Sichern des Systems während des Transports stellt eine Herausforderung dar, da das gesamte Blutvolumen des Patienten in etwa einer Minute durch das Gerät gepumpt wird. Daher kann jedes Verrutschen oder Verkippen des Systems für den Patienten schwerwiegende Folgen haben.
In einigen Fällen sind die Patientinnen und Patienten jedoch so kritisch erkrankt, dass eine Verlegung zur Implantation des Systems an die UMH nicht überlebt werden kann. In diesen Fällen kommt ein Team von Experten, das sogenannte HELP-Team (Halle ECMO Life-Support Programm) direkt zum Patienten und implantiert das ECMO-System vor Ort in der anfragenden Klinik. Anschließend müssen dann Patient, ECMO-System und Team in das Universitätsklinikum Halle gebracht werden.
„Diese Transporte stellen eine besondere Herausforderung für Mensch und Material dar“, so der Geschäftsführende Oberarzt der Universitätsklinik und Poliklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Dr. Alexander Vogt. Erstmals wurde jetzt ein solcher Transport mit dem kleinsten ECMO-System der Welt „Colibri“ durchgeführt, unterstützt durch das Team des Intensivtransporthubschraubers „Christoph Sachsen-Anhalt“ der DRF Luftrettung aus Halle/Oppin.
Bei dem Patienten einer Klinik im Zentrum Sachsen-Anhalts bestand ein so schweres Lungenversagen, dass sein Leben kontinuierlich bedroht und durch Ausschöpfen aller intensivmedizinischen Maßnahmen die Sauerstoffsättigung im Blut nicht auf ein normales Maß angehoben werden konnte. Nach Fallbesprechung im Team mit Kardiologie und Anästhesiologie, sowie Perfusionisten wurde die Notwendigkeit der ECMO festgestellt. Erschwert wurde der Einsatz durch das Fehlen eines Hubschrauber-Landeplatzes am Krankenhaus.
Neben dem luftgebundenen Transfer von HELP-Team und Material zu einem nahegelegenen Landeplatz musste also auch ein bodengebundener Transport hin zum Krankenhaus und mit dem Patienten samt ECMO vom Krankenhaus zum Landeplatz und zurück zum Universitätsklinikum Halle realisiert werden. Dabei war die Zusammenarbeit der verlegenden Klinik, der Rettungsleitstellen Anhalt/Bitterfeld und Halle, des Rettungsdienstes Anhalt/Bitterfeld, der DRF Luftrettung Halle/Oppin und des Universitätsklinikum Halle (Saale) dringend geboten – eine enorme logistische Herausforderung, die nur durch das gute Miteinander aller Beteiligten so problemlos und im Sinne des Patienten realisiert werden konnte.