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Buchrezension

Feed the Planet – Wie unser Appetit die Erde formt

Feed the Planet – Wie unser Appetit die Erde formt

George Steinmetz

Knesebeck Verlag, München 2024, ISBN 978-3-95728-875-2, Lexikonformat, 2 kg, 224 Farbfotos, Texte J. K. Bourne Jr., Vorwort M. Pollan, Übers. a. d. Angloamerikanischen v. A. Bick, 256 Seiten, 48,- € | Cover: George Steinmetz/Knesebeck Verlag 

Feed the Planet – wie soll man den Titel geschmeidig ins Deutsche übersetzen? Der Untertitel umschreibt es einfach. Planet, das sind wir, die wir ständig zu uns nehmen, was uns gefällt. Die ganze Erde bietet sich in gefüllten Regalen unserer Einkaufstempel an! Der Weg der Speisen dorthin ist aber ein langer und beschwerlicher, zu Teilen mit zerstörerischem Fußabdruck. Das Umschlagbild mutet fast schon wie eine Panzerfront in der Wüste an, zeigt aber nur eine Sojaernte in Südamerika.

Der Starfotograf George Steinmetz, u. a. für GEO arbeitend, hat die bildliche Darstellung dieses Themas über ein Jahrzehnt zu seiner Obsession gemacht. Der renommierte Knesebeck Verlag präsentiert uns ein inhaltlich und physisch gewichtiges Werk.

Es ist überwiegend ein anschaulicher Bildband. Der profilierte Umweltjournalist J. Bourne Jr. steuert begleitende, hochinteressante Faktentexte bei.

Strukturiert ist der Inhalt nach den Kategorien:
1. Grundnahrungsmittel, 2. Obst und Gemüse, 3. Fische-rei und Aquakulturen und 4. Viehwirtschaft. Es schließt mit einem umfangreichen 5. Kapitel zur Zukunft der Nahrungsmittelversorgung für demnächst etwa 10 Milliarden Menschen auf der Erde ab.

Das Buch ist angesichts seiner farbigen Illustrationen ein Augenschmaus, durch seine Texte teilweise eine Enthüllung. Der zugrunde liegende Moloch Landwirtschaft hat die vorgegebenen Naturlandschaften massiv umgestaltet. Sie hat andererseits erst die globale Bevölkerungsexplosion ermöglicht. George Steinmetz, der US-Amerikaner aus dem Gartenstaat New Jersey, dokumentiert in diesem beeindruckenden Buch Freud und Leid der weltweiten Nahrungsgütererzeugung. Steinmetz schaut auf die Produzenten fast ausschließlich aus der Vogelperspektive, anfangs vom motorisierten Paraglider, später per Drohnenkamera. Das gefiel nicht immer und überall. Es gab ängstliche und stolze Farmer, Kleinerzeuger und Großfarmen, in den USA, Brasilien, Indien, China etc. und Fänger in internationalen Gewässern. Die von ihm aufgedeckten Zusammenhänge sind mitunter irritierend. 70 % der weltweit geernteten Sojabohnen verbraucht China. Der Krabbencocktail benötigt für 1 kg Shrimps 0,8 kg Wildfisch, letzterer meist in Peru für Futterzwecke gezogen und über die Ozeane herangeschafft!

Nicht nur die packenden Bilder, sondern auch die fundierten Texte dürften Nutzerinnen und Nutzer des Buches faszinieren. Man erfährt etwas zum Kamelmelken per Hand und in riesigen mechanisierten Anlagen. Man staunt über die tausenden Käseleiber, die in der Emilia Romagna unter aufwendiger Pflege reifen und freut sich über die liebevoll in Mustern gepflanzten Apfelbäume im Alten Land. Man erschaudert vor dem Anblick der in Massen gelagerten Haischädel an der Küste Mauretaniens und muss konstatieren, dass der Kampf gegen die Brandrodungen in Brasilien für Ranger tödlich enden kann. Das auch materiell hochwertige Buch wiegt etwas und beansprucht Platz, körperlich und mental. Es fesselt. Man schaut immer wieder neugierig hinein.

Das schlussendliche Register mit seinen etwa 500 Sachwörtern kennt aber weder ein Global Footprint noch eine Erdüberlastung?!

F.T.A. Erle, Magdeburg (Mai 2025)

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