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in memoriam

Nachruf zum Tod von Prof. Dr. med. Stephan Winckler

Nachruf zum Tod von Prof. Dr. med. Stephan Winckler

Prof. Dr. med. Stephan Winckler

Am 18.01 2024 ist Prof. Winckler unerwartet verstorben. Er leitete von 1996 bis 2014 die Universitätsklinik für Unfallchirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Prof. Winckler absolvierte sein Studium in Freiburg. Nach Weiterbildungen im Jüdischen Krankenhaus Berlin und Krankenhaus Neukölln ging er als Oberarzt zu Prof. Brug an die Klinik für Unfall- und Handchirurgie der Universität Münster und habilitierte dort 1992 zu Knocheninfektionen. Intramedulläre Osteosynthesen, Beinverlängerungen und Achskorrekturen sowie die Handchirurgie waren seine weiteren Schwerpunkte. Er wirkte als Mitherausgeber der Zeitschrift „Osteosynthese International“.

Im Juni 1995 kam Prof. Winckler als kommissarischer Leiter der Unfallchirurgie an die Chirurgische Klinik der Universität Magdeburg. Im August 1996 wurde eine eigenständige Unfallchirurgische Klinik unter seiner Leitung geschaffen. Schnell baute er einen festen Mitarbeiterstamm auf. Am Campus engagierte sich Prof. Winckler u. a. in der Promotionskommission.

In seiner Überzeugung machten Empathie, gepaart mit hohem Wissen und Können, den „guten Arzt“ in seiner Klinik aus. Seine Vorlesungsreihe begann stets mit „Wie heißt die Mutter der Medizin? Es ist die Anatomie.“

In den Visiten kam zum Tragen, was er in seiner Festrede zur Exmatrikulationsfeier 2013 an Wertvorstellungen weitergab: „Was meinen Sie, wie ältere oder alte Menschen es genießen, bei der Visite einmal über den Kopf gestreichelt zu werden bzw. die Wange oder die Hand gestreichelt zu bekommen. Was ihm fehlt oder was und wie operiert wurde, ist bekannt. Am Bett genügen oftmals diese „banalen“ Hinwendungen, um einen Moment der Zufriedenheit der Patienten hervorzurufen.“ Seine Visitenführung setzte eine penible Vorbereitung durch die Mitarbeiter voraus. Im Studentenunterricht legte er immer wieder einmal die Oberbekleidung ab und freute sich, wenn die verdutzten Studierenden seine Blessuren nach Skiunfällen durch klinische Untersuchung herausfinden mussten.

Mit seinem Team etablierte Prof. Winckler mit dem „Learning Center Magdeburg“ gemeinsam mit dem Institut für Anatomie eine überregionale Weiterbildungsreihe für erfahrene Chirurginnen und Chirurgen. In der Kombination von Vorträgen, Live-Operationen mit Übertragung in den Hörsaal und Übungen am anatomischen Präparat wurde diese Veranstaltung eine feste Größe am Campus und fand in all den Jahren hervorragende Resonanz.

Selbst kinderlos, widmete er sich in der Kinder-Uni Magdeburg mit viel Wärme und Einfühlungsvermögen der Verletzungsprävention im Kindesalter. Dabei gingen mehrere Wassermelonen und Fahrradhelme zu Bruch. Überregional war Prof. Winckler gesuchter Experte u. a. für die berufsgenossenschaftliche Rehabilitation und das Gutachtenwesen. Manch neuen Dingen stand er skeptisch gegenüber, förderte aber u. a. den Ausbau der Becken-, Wirbelsäulen- und Fußchirurgie als klinische Schwerpunkte.

In der Freizeit spielte er nahezu täglich Klavier. Die Digitalisierung seiner Modelleisenbahn war ein weiteres Projekt, von dem er gern berichtete.

Seit Eintritt in den Ruhestand lebte Prof. Winckler in seiner Geburtsstadt Lage/Lippe und engagierte sich dort in der lutherischen Kirchengemeinde.

Wir gedenken Professor Stephan Winckler. Er hat uns geprägt. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

Im Namen aller Schüler und Mitarbeiter seines akademischen Wirkens in Magdeburg

Dr. med. Thomas Westphal &
Prof. Dr. med. Stefan Piatek

Foto: privat