Wenn Berit Lesniak an die Ehrung zur besten MFA-Ausbilderpraxis im September denkt, wird sie noch immer verlegen: „Ich hatte damit im Leben nicht gerechnet.“ Dennoch ist es der Hausärztin in
Wolmirstedt gelungen, so gut auszubilden, dass ihre Auszubildende Katharina Reim als Noten-Beste beim feierlichen Freisprechen der MFA im Februar letzten Jahres glänzte. Als Wertschätzung für den geleisteten Anteil der Ausbildung in der Praxis hatte die Ärztekammer eine neue Auszeichnung ins Leben gerufen. Sie soll jene Ärztinnen und Ärzte in den Fokus rücken, die sich für die Zukunft engagieren, in dem sie ausbilden (wir berichteten).
Wir wollten nun von Berit Lesniak wissen: Wie schafft man es, den oder die Beste auszubilden? Was ist ihr Geheimnis? Zum Gespräch in Wolmirstedt ruft die Ärztin, die vor dem Medizinstudium selbst eine Ausbildung zu Krankenschwester absolvierte, sogleich ihre MFA-Kollegin Bianka Schmidt hinzu. Denn: „Sie hat ja eigentlich die meiste Arbeit geleistet.“ So ganz stimmt das nicht: „Wir waren ein gutes Team mit den beiden Azubis von Beginn an“, wehrt Bianka Schmidt ab. „Wir hatten das Glück, gleich zwei Auszubildende zu haben, wie man sie sich nur wünschen kann – wissbegierig, sorgsam und motiviert. Das hat die drei Jahre auch so angenehm gemacht.“ Berit Lesniak stimmt zu: „Ich weiß noch, wie sie zum Vorstellungsgespräch kamen und bei uns im Aufenthaltsraum saßen: Eine 16, die andere 18 – also blutjung, frisch von der Schule, klein, eingeschüchtert, ruhig. Und als sie am Ende als fertige MFA gegangen sind, waren sie selbstbewusst, selbstständig. Man hat sie wachsen sehen – das waren tolle drei Jahre.“
Berit Lesniak hatte nie zuvor ausgebildet, außerdem sei keine einzige gelernte MFA in der Praxis gewesen, auch Bianka Schmidt ist eigentlich Krankenschwester. Und es gibt viele Unterschiede im Ausbildungsinhalt zur MFA: Dinge, wie die Organisation einer Praxis, haben sich beide durch die tagtägliche Arbeit angeeignet, aber dies zu vermitteln, war doch Neuland. Umgekehrt ist der pflegerische Bereich nicht bei der MFA-Ausbildung vorgesehen. Anatomie, Physiologie und Krankheitslehre sind hingegen gleich. „Und so hatten wir zunächst mindestens Respekt“, gibt
Bianka Schmidt zu.
Pragmatismus, der Wille und eigene Neugier helfen den beiden Frauen: „Ich habe mir erstmal ein MFA-Ausbildungsbuch gekauft und gedacht: Irgendwie schaukeln wir uns da schon gemeinsam durch“, sagt Berit Lesniak und lacht herzlich. „Es lag immer in der Praxis. Unterstützung haben wir auch vom MFA-
Referat der Ärztekammer bekommen. Wir konnten immer fragen, das Back-up ist Gold wert.“ Die Inhalte der Ausbildungshefte wurden mit den beiden Auszubildenden immer gemeinsam durchgesprochen –eine Win-win-Situation. „Das gab uns manchmal wichtige Impulse, auch eingetretene Wege in der Praxis zu überdenken und Neues auszuprobieren“, sagt Berit Lesniak.
Und das ist dann wohl so etwas wie das Erfolgsgeheimnis: Einerseits die menschliche Komponente – zwei wissbegierige, aufgeschlossene Azubinen, mit dem Ziel, gute MFA zu werden. Und umgekehrt zwei engagierte, warmherzige und interessierte Frauen mit dem Ziel, die ihnen anvertrauten jungen Menschen bestmöglich auszubilden.
Berit Lesniak erinnert sich an die größte Herausforderung: „Zoe und Katharina kamen mit ihrem theoretischen Wissen aus der Berufsschule, wir mit unseren Krankenschwesterausbildungen. Da ich auch als Prüfungsbeisitzer im Einsatz bin, weiß ich, was in der Prüfung gefordert wird. Und diese drei Dinge unter einen Hut zu bekommen, war manchmal schwierig.“ Gelegentlich seien Diskrepanzen aufgetreten zwischen dem theoretischen Wissen aus der Schule und dem, was in der praktischen Prüfung gefordert wird. Ein Beispiel ist die Frage zum Urin-Stick – entnimmt man ihn mit Handschuh oder nicht? Oft seien es ja nur Kleinigkeiten, so Berit Lesniak weiter, die habe man dann im Team diskutiert und gemeinsam gelöst. Und womöglich ist es gerade diese Genauigkeit, die letztlich zum großen Erfolg der Praxis beigetragen hat? „Der Austausch war wichtig“, stimmt Bianka Schmidt zu.
Sie möchten MFA ausbilden, bieten Praktika oder wollen am Boys’Day teilnehmen? Großartig! Stellen Sie Ihr Angebot auf unserem MFA-Ausbilderservice ein.
Wie das funktioniert, lesen Sie hier.

Blick in einen Behandlungsraum. Die Praxis wurde 2018 eröffnet.

Berit Lesniak mit der Ausbilder-Ehrung der Kammer: Die Fachärztin für Innere Medizin hat sie im Wartezimmer platziert.
Momentan bildet die Praxis Berit Lesniak nicht aus, personelle Engpässe ließen dies nicht zu. Womöglich im Herbst will sie aber wieder dabei sein. Worauf achtet sie bei Bewerbungen? „Wir suchen Teamgeist, Wissensdurst, Aufgeschlossenheit.“ Ein persönliches Kennenlernen sei unverzichtbar: „Papierentscheidungen sind nicht mein Ding. Ich bin sehr für Praktika oder Probearbeiten“, so die Ärztin. „Das gibt schon Aufschluss darüber, ob man zueinander passt.“
Was ist aus den beiden Azubis geworden? Katharina, die letztlich als Jahrgangsbeste abschloss, studiert jetzt Medizin. Zoe arbeitet jetzt in einer Kinderarztpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung in Magdeburg. Berit Lesniak: „Wir hätten sie gern behalten. Aber der MFA-Bedarf in Magdeburg war noch größer als bei uns.“ Zum Abschied seien viele Tränen geflossen. „Zoe und Katharina waren so viel mehr als Azubinen. Sie waren Kolleginnen, denen wir auf Augenhöhe begegnet sind“, schwärmt Bianka Schmidt. Das Duo sei der sprichwörtliche Sechser im Lotto gewesen. Nie habe es Drama gegeben. „Wir haben ihnen einen Raum geboten, in dem sie wachsen konnten, sich ausprobieren.“
Schnell noch anmelden!
Die Ärztekammer bietet aktuell für MFA eine Seminarreihe zum Thema „Ausbildungsbeauftragte für MFA“ gemäß Muster-fortbildungscurriculum
der BÄK an. Beachten Sie dafür bitte unseren Fortbildungsbeileger.
Die Messlatte für künftige Auszubildende liegt nun entsprechend hoch. „Aber jede und jeder hat eine Chance verdient. Und die, welche wollen, müssen wir unterstützen.“ Noch ein letzter Tipp für künftige Ausbildungspraxen? Berit Lesniak überlegt: „Vielleicht das: Ein gutes offenes Miteinander in der Praxis, Azubinen als gleichwertige Mitglieder sehen und führen. Und eine Atmosphäre schaffen, in der auch bei Fehlern keine ,Köpfe rollen‘.“ Sie lacht und wird dann ernst: „Hier kann man junge Menschen formen. Man zieht sich künftiges Personal heran. Und wir müssen dringend ausbilden! Wir brauchen die MFA – ebenso wie Ärzte. Es geht nur miteinander.“
K. Basaran
Foto: Kba/ÄKSA