Eine hohe Qualität in der Ethikfallberatung zu gewährleisten, setzt vielerlei Kompetenzen der Beratenden voraus. Die Qualifizierung und Zertifizierung der Beratenden im Sinne eines Nachweises von Kompetenzen für die Ethikfallberatung ist daher Gegenstand aktueller Debatten. Dieses und weitere zentrale Themen der Klinischen Ethik diskutierten etwa 60 Teilnehmende bei dem diesjährigen FORUM ETHIKBERATUNG 2025 am 24. September am Universitätsklinikum Halle (UKH). Zum nun fünften Mal richtete das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Direktor Prof. Dr. Jan Schildmann) in Kooperation mit dem Klinischen Ethikkomitee des UKHs (Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Michael Bucher) eine Veranstaltung zu einem Thema der Klinischen Ethik aus.
Die ganztägige Veranstaltung gliederte sich in drei Themenschwerpunkte: Am Vormittag gab es für Mitglieder aus Ethikkomitees in Mitteldeutschland und weiteren Regionen die Möglichkeit zur Vernetzung. Mittags beleuchteten Praktikerinnen und Praktiker der Klinischen Ethik kontroverse Einzelfälle. Den Höhepunkt bildete die Hauptveranstaltung am Nachmittag mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten der Medizinethik aus Deutschland und der Schweiz zu dem Thema „Kompetenzen in der Ethikfallberatung – Vermittlung und Möglichkeiten des Nachweises“.
Bündige Impulse, Diskussionen und aktive Mitgestaltung prägten die Atmosphäre des Vormittags. Den Auftakt bildete eine Zusammenfassung über die verschiedenen Arbeits- und Einsatzbereiche der Klinischen Ethik am UKH durch die Geschäftsführerin des Klinischen Ethikkomitees, Dr. Christiane Vogel. Vier sich anschließende Kurzvorträge über aktuelle Anliegen aus Kiel, Dresden, Berlin und Greifswald gaben Gesprächsimpulse für kollegialen Austausch.
Die darauffolgende Arbeit in Gruppen ermöglichte die reflexive Auseinandersetzung mit derzeitigen Herausforderungen der Klinischen Ethik: Der Umgang mit Beschwerden, die Außenwirkung und Translation von theoretischer Novellierung in die alltägliche Handlungspraxis, Herausforderungen in der ethischen Fallbesprechung sowie die Klinische Ethik (nur) als Feigenblatt. In kurzen, prägnanten Präsentationen wurden die Ergebnisse der Gruppenphase vorgestellt und gemeinsam diskutiert.
Die Hauptveranstaltung am Nachmittag widmete sich dem diesjährigen Schwerpunkt: Die Qualifizierung und Zertifizierung der Ethikberatenden im Sinne eines Nachweises von Kompetenzen. Drei informative Vorträge dienten als Anregung, aufkommende Fragen und Kommentare schriftlich festzuhalten und in der sich anschließenden Podiumsdiskussion beizutragen. Professor Dr. Alfred Simon, Leiter der Geschäftsstelle der Fachgesellschaft für Ethik im Gesundheitswesen (AEM), stellte das derzeitige Zertifizierungssystem der AEM vor und plädierte für dessen Stellenwert. Die Verhältnissetzung unterschiedlicher Modelle der Zertifizierung wurde durch den Vortrag von Dr. Oswald Hasselmann, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Biomedizinische Ethik, ermöglicht. Professorin Dr. Carola Seifart, Vorsitzende des Klinischen Ethikkomitees des Universitätsklinikums Gießen und Marburg, entfaltete den Begriff ‚Kompetenzen‘ und zog Rückschlüsse für die Ethikberatung. Die abschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Christiane Vogel und Professor Dr. Jan Schildmann, galt dem Ziel, Kontroversen aufzugreifen und Zukunftsüberlegungen anzustellen.
Die positiven Rückmeldungen und das große Interesse am Thema Qualität in der Klinischen Ethik sind Grund genug für eine Fortsetzung. Am 1. Oktober findet das FORUM ETHIKBERATUNG 2026 statt und wir freuen uns bereits jetzt, alle im Universitätsklinikum Halle (Saale) begrüßen zu dürfen.
Fotos: Zentrale Fotostelle UMH/Theresa Schneider
Caspar Radunz, Dr. Christiane Vogel
Dr. phil. Christiane Vogel, M.A., M.mel.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
Magdeburger Straße 8, 06112 Halle (Saale)
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