Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ein intensives, oft kräftezehrendes Jahr geht zu Ende. Und in der Stille der letzten Tage dieses Jahres möchte ich innehalten und mit Ihnen gemeinsam darauf zurückblicken. Auf die unzähligen Momente, in denen wir alle mehr waren als Behandler: Zuhörer, Tröster, Mutmacher. Inmitten der Hektik und der Herausforderungen des Systems haben Sie unaufhörlich das Wichtigste bewahrt: Ihre Menschlichkeit. Dafür möchte ich Ihnen tief von Herzen danken.
Wir alle spüren die Risse in unserem Gesundheitssystem. Die Fragilität der Versorgung, die Belastungen durch Digitalisierung und Telematik, der drängende Fachkräfte- und Personalmangel sind keine abstrakten Begriffe – sie sind Teil unserer täglichen Arbeit. Diese Realität lässt uns nicht los. Die Klinikreform zwingt uns, Leistungen neu zu ordnen, während die elektronische Patientenakte und das Primärarztsystem zusätzliche Lasten bringen.
Und doch: Gerade in dieser Zeit lohnt es, sich daran zu erinnern, dass wir als Kolleginnen und Kollegen füreinander da sind. Denken Sie an die kleinen, stillen Momente, die uns berühren und tragen – an den dankbaren Blick eines Patienten, an ein anerkennendes Wort, an das Gefühl, in einer schwierigen Situation wirklich helfen zu können. Das kollegiale Zunicken in einer stressigen Nachtschicht. Das Gefühl, gemeinsam Gutes zu leisten, selbst wenn es richtig fordernd wird. In diesen Momenten funkelt etwas, das uns weder eine Reform noch ein überlastetes System nehmen kann: der tiefe Sinn unserer Arbeit.
Weihnachten ist das Fest der Hoffnung. Wir wünschen uns alle Ruhe und Entspannung, aber lassen Sie uns auch einen Wunsch teilen: Den Wunsch, dass wir im nächsten Jahr unsere gemeinsame Stimme noch lauter und geeinter erheben. Und 2026 wird entscheidend: Die Landtagswahl bestimmt die Richtung unseres Bundeslandes. Auch wir als Ärzteschaft stehen vor einer wichtigen Wegmarke – den Kammerwahlen. Bringen Sie sich ein, machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch, und stärken Sie unsere gemeinsame Stimme. Nicht, um zu klagen, sondern um zu gestalten. Denn das „gemeinsame Ringen“, von dem oft die Rede ist, ist kein theoretisches Konstrukt. Es ist unsere tägliche Verantwortung, unsere Zukunft zu formen.
Lassen Sie uns diese Tage nutzen, um Kraft zu schöpfen. Kraft aus den kleinen, wertvollen Momenten. Für das kommende Jahr wünsche ich Ihnen die Stärke, weiterzumachen, die Freude an der Heilkunst und die Gewissheit, dass wir als Ärzteschaft eine Gemeinschaft sind, die zusammenhält.
Frohe Weihnachten und ein hoffnungsvolles neues Jahr!
Ihr Prof. Uwe Ebmeyer
Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt